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18/1 Paraden von Constantin Möstl genügen nicht
In einem Herzschlagfinale schrammte der TBV Lemgo am 2. Weihnachtsfeiertag gegen den THW Kiel am Punktgewinn vorbei. Vor dem 22:23 (13:14)-Endstand hatte Andreas Wolff mehrmals den Lemgoer Ausgleich verhindert - dabei hätte auch Constantin Möstl zum Matchwinner für die Hausherren avancieren können.
"Sportlich hat der THW in meinen Augen wieder voll in die Spur zurückgefunden", hatte der Lemgoer Trainer Florian Kehrmann vor der Partie gegen die "Zebras" erklärt. Bei den Gästen war Lukas Zerbe in der Startaufstellung, der - bis auf eine Saison - seit seiner Jugend bei den Lippern spielte und seit diesem Sommer beim Rekordmeister in Schleswig-Holstein unter Vertrag ist.
Zerbe war es auch, der nach 207 Sekunden die erste Zeitstrafe der Partie erhielt, da Lemgos Samuel Zehnder nur regelwidrig zu stoppen war. Den fälligen Siebenmeter nutzte der Gefoulte zum 1:1-Ausgleich und legte kurz darauf das 2:1 (5.) nach. Die kompakte Abwehr sowie eine große Ruhe und gute Tiefe im Angriff hatten den TBV Lemgo Lippe in Vorlage gebracht.
Der THW Kiel arbeitete in der Deckung ebenfalls konsequent, machte aber im Angriff zunächst einfache Fehler und scheiterte auch mehrmals an Constantin Möstl. Dass Emil Madsen nach neun Minuten dennoch zum 3:3 egalisieren konnte, lag an Andreas Wolff, der ebenfalls stark parierte. Die Torhüter und die geringe Offensivausbeute beider Teams trugen zur geringen Torezahl bei.
Weiterhin konnte sich kein Team absetzen, ganz nach dem Wunsch des TBV Lemgo Lippe. Und es blieb ein Duell mit vielen kämpferischen Szenen. Beim 5:5 (14.) protestierte Möstl dann vehement, dass der Ball bei Madsens Wurf die Linie nicht überquert haben sollte, doch Schiedsrichter Hanspeter Brodbeck hatte die Situation im Blick und lag mit seinem Pfiff wohl richtig.
Kurz darauf zeigte Domagoj Duvnjak mit einem Steal einmal mehr sein Können, der Kroate servierte letztlich Schritte verdächtig für Zerbe zum 7:8-Führungswechsel (18.). Kurz darauf stellte Lemgo auf Sieben-gegen-sechs um. Dann unterbrach Kehrmann das Spiel und gab Mittel für die Offensive vor, doch der nächste Angriff verpuffte und Zerbe besorgte mit dem 8:10 (23.) die erste Zwei-Tore-Führung.
Lemgo hatte seit der 15. Spielminute nur einmal aus dem gebundenen Spiel getroffen und war daher in Rückstand geraten. Am Ende der ersten Spielhälfte konnten sich die "Zebras" dennoch nicht weiter absetzen, da etwa Hutecek beim 11:13 (27.) im Sieben-gegen-sechs traf. Dass die Lipper mit den Überzahl-Angriffen aufschlossen, ließ in der Arena den Funken überspringen: Bei Simaks 13:14, das auch den Halbzeitstand bildete, brandete Jubel auf.
Nach Wiederanpfiff musste der THW Kiel in Unterzahl weiterspielen, da eine Sekunde vor der Sirene eine Bankstrafe gegen Jicha verhängt wurde. Eric Johansson, der nach einer Blessur in der ersten Spielhälfte lange behandelt wurde, kehrte immerhin aufs Spielfeld zurück. Und der 24-Jährige traf auch zum 13:15 (31.). Wolff verhinderte wenig später zweimal den Ausgleich.
Es blieb harte Arbeit. Lemgo behielt dabei den Ausgleich vor Augen, der misslang. Bei einer Abwehr-Aktion knallte Frederik Simak derweil aufs Steißbein, dann ermöglichte ein Steal von Zehnder die mittlerweile vierte Chance der Hausherren, zu egalisieren, doch erneut war Wolff zur Stelle und Duvnjak knallte das Spielgerät zum 16:18 (39.) in die Maschen des TBV-Gehäuses.
Die Partie wurde immer mehr zum Duell der Torhüter: Wolff trieb Kiel an, Möstl war der Lemgoer Motor. Der Österreicher hielt den Glauben an den ersten Liga-Heimsieg gegen Kiel seit 2017 am Leben, der DHB-Torhüter wollte das mit seinen Vorderleuten - Wiencek aufs leere Tor zum 18:20 (46.) - verhindern. Der eingewechselte Elias Ellefsen a Skipagötu legte die Drei-Tore-Führung nach, Mrkva parierte einen Siebenmeter.
Die frischen Spieler von der Bank schienen das Pendel zugunsten des Rekordmeisters ausschlagen zu lassen - auch weil Lemgo im Angriff nur noch selten überraschen konnte. Außerdem sprintete Wolff einmal von der Bank und verhinderte einen Gegentreffer aus der Distanz - denn der TBV blieb hinten solide. Nach 51 Minuten buzzerte Filip Jicha: Time-out Kiel beim Stand von 20:22.
Konnte Lemgo noch mal aufdrehen? Der TBV griff wieder zu siebt an. Nach 53 Minuten verstrich dann eine weitere Chance auf den Ausgleich, Duvnjak stahl den Ball und konterte zum 21:23 - doch der Lucky Punch blieb möglich, da Möstl bei einem Siebenmeter zum 15. Mal parierte. Sein 17. Streich ließ dann endgültig Erinnerungen an das 27:28 zwischen Lemgo und Kiel im März aufkommen.
Tatsächlich avancierte Andreas Wolff zum Matchwinner. Der DHB-Keeper hatte bei freien Lemgoer Würfen ein ums andere Mal den Ausgleich verhindert und war Kiels X-Faktor. In der Schlussminute ließen die Zebras beim Stand von 22:23 die Uhr für sich arbeiten. Lemgo eroberte nochmals den Ball, doch Versteijnen übertrat - die Chancenausbeute vermasselt den Lippern den Punktgewinn zu Weihnachten.
TBV Lemgo Lippe: Möstl (17 Paraden), Kastelic - Hutecek (2), Theilinger, Zehnder (4/2), Brosch (1), Battermann, Simak (1), Carstensen, Versteijnen (9/3), Wagner (2), Houtepen, Faust (2), Puls, Petrovsky (1)
THW Kiel: Mrkva (3 Siebenmeter, 3/3 Paraden), Wolff (1.-60., 13/1 Paraden); Duvnjak (4), Landin (1), Överby (1), Wiencek (1), Pabst (n.e.), Johansson (5), Dahmke, Zerbe (2), Kutz (n.e.), Madsen (6), á Skipagötu (2), Imre
Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich
Strafminuten: 0 / 4
Siebenmeter: 8/5 - 0/1
Zuschauer: 4520 (Phoenix Contact Arena, Lemgo)