17.10.2024, 22:28
Champions League: Krimi ohne Happy End für Berliner
Die Füchse Berlin trotzten in der Handball Champions League bei Sporting Lissabon den Ausfällen von Mathias Gidsel und Dejan Milosavljev, sie blieben trotz einer frühen blauen Karte gegen Mijajlo Marsenic im Spiel - vergaben mit dem letzten Angriff aber die Chance auf einen Punkt. Lissabon bleibt ungeschlagener Tabellenführer, die Füchse stehen nun bei 6:4 Punkten.
"Ich finde, dass sie bisher den attraktivsten Handball der Champions League spielen. Sie haben Veszprém zu Hause weggefetzt", hatte Stefan Kretzschmar als Vorstand Sport der Füchse Berlin den heutigen Sporting Lissabon als Mannschaft der Stunde bezeichnet. "Die geben immer Vollgas", hatte der frühere Nationalspieler dabei auch das Tempo als einen der Trümpfe der Portugiesen ausgemacht - und diesen zogen die Gastgeber auch im Duell mit dem Bundesligisten.
Nach einem 34:29 gegen Plock und einem 37:19 bei Fredericia sowie einem 39:30 gegen Veszprem hatte Sporting in der Vorwoche beim 24:24 bei Pelister Bitola überraschend den ersten Punkt abgegeben und war deutlich unter der Torausbeute der vorherigen Spiele geblieben. Gegen die Füchse Berlin aber lief die Maschinerie wieder auf Hochtouren, schnell stand ein 5:2 auf der Anzeigetafel und die 24 Treffer sollten bereits acht Minuten nach der Pause erreicht sein.
Für die Füchse Berlin wurde die Aufgabe unterdessen durch zwei Ausfälle erschwert: Superstar Mathias Gidsel fehlte krankheitsbedingt ebenso wie Stammtorhüter Dejan Milosavljev - beide waren mit einer starken Erkältung in Berlin geblieben. Und nach einer Viertelstunde sollte mit Mijajlo Marsenic ein weiterer Leistungsträger nicht mehr zur Verfügung stellen: Der Routinier hatte in der Deckung Francisco Costa im Gesicht erwischt. Die Schiedsrichter zogen nach Videobeweis nicht nur die rote - sondern zum Entsetzten der Berliner Bank auch die blaue Karte.
Zu diesem Zeitpunkt führten die Füchse Berlin nach einem Treffer von Nils Lichtlein mit 9:8. Lichtlein war in Abwesenheit von Mathias Gidsel verstärkt auch als Werfer im Einsatz, trug gemeinsam mit Lasse Andersson die Füchse im Positionsangriff. Absetzen konnten sich die Berliner aber nicht, in einem temporeichen Schlagabtausch folgte die Antwort der Hausherren jeweils zeitnah und kurz vor der Pause wechselte die Führung wieder, zur Pause führte Sporting nach einem Last-Second-Treffer von Salvador Salvador mit 21:19.
Im ersten Abschnitt konnten die Füchse Berlin die Hausherren in der stimmungsvollen Arena in Lissabon nicht einbremsen. Jaron Siewert, der im Tor mit dem 21-jährigen Elie Ona kurz vor der Pause einen Debütanten zwischen die Pfosten beordert hatte, fand in der Pause die richtigen Stellschrauben. Einige Angriffe der Hausherren gingen ins Leere und so konnte Nils Lichtlein mit dem 23:22 wieder für einen Führungswechsel sorgen, Fabian Wiede erhöhte beim 25:23 sogar auf zwei Tore.
Sporting griff zur Auszeit - den Gastgebern waren in den ersten acht Minuten des zweiten Abschnitts nur zwei Tore gegen den ins Tor zurückgekehrten Lasse Ludwig geglückt. In der Folge aber fanden die Portugiesen wieder Lösungen und die Füchse vergaben nun auf der Gegenseite ihrerseits. Ein Hattrick von Orii Freyr Thorkelsson brachte Sporting beim 26:25 wieder in Führung und Franciso Costa legte das 27:25 nach.
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Matthes Langhoff beendete die über sechsminütige Durststrecke der Füchse, doch Sporting traf weiter und kam nun auch wieder ins Umschaltspiel. Beim 26:30 lag Berlin erstmals vier Treffer zurück, das Momentum war auf Seiten der Gastgeber. Die Füchse kämpften um den Anschluss, blieben auch dank gewonnener Zweikämpfe in der Deckung sowie drei erfolgreichen Würfen von Jerry Tollbring im Spiel. Lasse Andersson gelang neun Minuten vor Spielende beim 30:31 sogar wieder der Anschluss, die Chance auf den Ausgleich ließ der Däne aber aus.
Der Spielfluss auf beiden Seiten war versiegt, die Defensivformationen hatten die Begegnung zu einem Fehlerspiel gemacht - eine Einzelaktion von Jan Gurri Aregay, eine Parade von Lasse Ludwig und ein Pass von Nils Lichtlein auf Max Darj, der die offensive Deckung der Gastgeber aushebelte, sorgten aber für Highlights und mit dem Ausgleich von Jerry Tollbring zum 32:32 war vier Minuten vor Spielende auch die Spannung am Siedepunkt.
Mamadou Gassama Cissokho setzte im nächsten Angriff dann aber einen wichtigen Treffer für Sporting, das so wieder vorlegte. Den Ausgleich von Lasse Andersson beantwortete Martim Costa mit einer Einzelaktion, auf der Gegenseite traf Fabian Wiede unterdessen nur den Pfosten. Die Zeit lief für die Hausherren, die vierzig Sekunden vor dem Ende die Auszeit nahmen. Doch Sporting verlor den Ball, kassierte im Rückzug eine Zeitstrafe.
Die Füchse nahmen die Auszeit, 24 Sekunden blieben für den letzten Angriff und den möglichen Ausgleich. Ohne Dejan Milosavljev und Mathias Gidsel sowie weite Strecken ohne Mijajlo Marsenic hätten sich die Berliner für ihren Kampf mit einem Punkt belohnen können - doch Nils Lichtlein rutschte in der Offensive unglücklich weg. Sporting schnappte sich den Ball, setzte im Gegenstoß durch Martim Costa das 35:33 und feierte mit der Halle den nächsten Sieg. Die Portugiesen stehen nun bei 9:1 Punkten, die Füchse nach der zweiten Niederlage im fünften Spiel bei 6:4.
Sporting CP: Kristensen (5 Paraden), Aly Abdelmotaleb Aly; Silva Oliveira (2), Portela (1), Francisco Costa (4), Suárez Diaz (1), Gurri Aregay (4), Martínez Camí García, Höghielm (1), Salvador (4), Porkelsson (8), Gassama Cissokho (2), Branquinho, Moga, Martim Costa (8), Vasconcelos.
Füchse Berlin: Ludwig (9 Paraden), Ona; Wiede (2), Darj (2), Tollbring (7), Andersson (7), Lichtlein (7), Freihöfer, Pichiri, Langhoff (2), Beneke (2), Herburger (1), av Teigum, Reichmann (1), Marsenic (2).
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