31.07.2024, 17:35
Umkämpftes Duell in der deutschen Gruppe
Der EM-Dritte Schweden steht nach der zweiten Niederlage beim Handball-Turnier bei Olympia mit dem Rücken zur Wand. Gegen Slowenien verloren die Tre Kronor erst Jim Gottfridsson mit einer blauen Karte, dann Felix Claar und Daniel Pettersson aufgrund einer Verletzung sowie letztlich das Spiel mit 24:29 (14:15). Slowenien hingegen konnte auch die Rote Karte gegen Gottfridssons Vereinskollege Blaz Blagotinsek nichts anhaben.
Slowenien, das wie Schweden mit 2:2 Punkten in den dritten Spieltag des Handball-Turniers der Männer bei Olympia ging, schaffte einen starken Beginn in die Partie, auch weil Urban Lesjak ein starker Rückhalt war und gleich mit mehreren Paraden zur Stelle war. Vorne spielte das Team von Uros Zorman die Angriffe diszipliniert aber auch variabel aus.
Verdienter Lohn war der Doppelschlag von Jure Dolenec sowie ein Steal von Blaz Janc, den der Linkshänder zum 5:2 (8.) verwandeln konnte. Als dann noch Albin Lagergren nur den Pfosten traf und Aleks Vlah beim 8:4 den Vorsprung auf vier Tore erhöhte, musste Glenn Solberg seine erste Auszeit nehmen.
Schweden tat sich schwer die slowenische Deckung in Bewegung zu bringen, defensiv machte sich auch der Ausfall von Max Darj bemerkbar. Die Slowenen fanden hingegen immer wieder Möglichkeiten, bauten mit einem Siebenmeter von Dolenec dann zum 11:6 (20.) aus.
Bei Schweden war einmal mehr Andreas Palicka die Lebensversicherung, die die Tre Kronor im Spiel hielt. Vorne konnte jetzt Felix Möller am Kreis seine Qualitäten zeigen und so das Spiel beim 13:11 (25.) wieder offener gestalten. Die Begegnung hatte sich zu einem unterhaltsamen Schlagabtausch entwickelt.
Bei den Slowenen war es in dieser Phase Aleks Vlah, der Verantwortung übernahm. Aber Schweden kämpfte sich bis zur Pause heran, auch weil Tobias Thulin einen Siebenmeter von Jure Dolenec parierte und auf der Gegenseite Hampus Wanne bei seinen Duellen vom Strich eiskalt blieb. Slowenien nahm beim 15:14 nur eine knappe Ein-Tore-Führung mit in die Kabinen.
Mit dem Wiederanpfiff hatten beide Teams ihre Schlussleute gewechselt: Klemen Ferlin und der zuvor nur bei einem Siebenmeter eingesetzte Tobias Thulin sollten sich nun ein Duell liefern und beide gleich die ersten Würfe entschärfen, darunter auch einen Wanne-Siebenmeter.
Auf der Gegenseite konnte Blaz Janc dann vom Strich nach rund dreieinhalb Minuten den ersten Treffer setzen, den Jim Gottfridsson aber umgehend mit einem kraftvollen Durchbruch zum 16:15 konterte. Beide Teams hatten für ihre ersten Tore nach der Pause den Platz genutzt, der durch Zeitstrafen von Dolenec und Bergendahl entstanden war und hatten über diese ihren Spielfluß wiedergefunden.
Es folgte allerdings ein Einschnitt: Nach sechseinhalb Minuten bemühten die Schweizer Schiedsrichter Arthur Brunner und Mo Salah den Videobeweis, nachdem Dean Bombac nach einem Zusammenprall mit Jim Gottfridsson mit einem Schrei zu Boden gegangen war. Der Flensburger hatte mit dem angewinkelten Ellenbogen den Adamsapfel des Slowenen getroffen. Die Schweizer zeigten nicht nur die Rote, sondern auch die Blaue Karte.
» Jim Gottfridsson über seine Blaue Karte
Wenig später war für einen weiteren Spieler der SG Flensburg-Handewitt das Spiel beendet: Blaz Blagotinsek hatte Felix Claar im Gesicht (40.) erwischt und sah glatt Rot - ohne den Blauen Karton, der eine mögliche Sperre signalisiert. Slowenien hatte die Überzahl nutzen können, um auf drei Tore wegzuziehen, Schweden hingegen gelang es nicht in eigener Überzahl wieder zu verkürzen. Im Gegenteil, Slowenien bestrafte den Einsatz des siebten Feldspielers der Tre Kronor und zog auf 23:18 (43.) weg.
» Regelecke handball-world: Rote und Blaue Karte im Handball
Schweden kämpfte um den Anschluss, doch vor allem Klemen Ferlin war nun eine kaum zu überwindende Mauer und stand bei einer Quote von über 50 Prozent gehaltener Bälle. Zweimal parierte der Erlanger gegen den frei zum Wurf kommenden Karl Wallinius, der Kieler konnte dann aber kurz darauf die Flaute mit dem 26:21 (53.) beenden. Zuvor hatte sich Felix Claar nach der Landung bei seinem Treffer zum 24:20 (47.) verletzt.
Doch Slowenien war auf Kurs, auch weil bei Schweden Gottfridsson und Claar in Abwehr und Angriff fehlten. Glenn Solberg, der auch mit der Rückkehr von Palicka keine Wende einläuten konnte, nahm rund vier Minuten vor dem Ende beim Stand von 28:21 noch einmal eine Auszeit, schließlich geht es bein einem möglichen Direktvergleich auch um jedes Tor.
Mit Siegen über Kroatien und Japan wären die Tre Kronor ein Anwärter auf einen Platz im Viertelfinale, wenn man zudem noch Schützenhilfe von Deutschland am letzten Spieltag gegen die Slowenen erhält. Doch selbst sechs Punkte könnten unter Umständen nicht reichen und bei einem Unentschieden oder einer Niederlage könnte die Tordifferenz ebenfalls noch entscheidend sein.
» Fünfervergleich? Warum in der deutschen Gruppe auch sechs Punkte nicht reichen könnten
Auch den Slowenen war das drohende Szenario, das theoretisch in einen Fünfervergleich enden könnte, bewusst - sie ließen mit Blick auf die Tordifferenz nicht nach: Aleks Vlah erhöhte beim 29:22 wieder auf sieben Treffer Differenz. Nach seinem Treffer landete der Rückraumspieler unglücklich auf dem linken Fuß von Daniel Pettersson - mit Folgen.
Der Magdeburger Rechtsaußen rollte sich nach hinten ab, schlug mehrfach mit der Hand auf den Boden und humpelte auf zwei Betreuer gestützt vom Parkett. Auch wenn Schweden noch zwei Treffer gelangen, die 24:29-Niederlage, der Ausfall von Daniel Pettersson und die drohende Sperre für Jim Gottfridsson sorgten für einen schwarzen Abend.
Slowenien: Ferlin (9/1 Paraden), Lesjak (4 Paraden); Janc 10, Vlah 8/2, Dolenec 4/2, Mackovsek 3, Kodrin 2, Blagotinsek 1, Novak 1, Cehte, Jovicic, Gaber, Zarabec, Bombac
Schweden: Palicka (8 Paraden), Thulin (4/1 Paraden); Wanne 6/2, Carlsbogaard 2, Möller 2, Pettersson 2, Claar 2, Pellas 2/1, Gottfridsson 2, Bergendahl 2, Sandell 2, Lagergren 1, Wallinius 1, Karlsson
Schiedsrichter: Brunner / Salah (SUI)
Strafminuten: 10/8
Siebenmeter: 4/5 ; 3/4
chs