12.10.2024, 17:26
Magdeburg trotzt der Belastung
Auch die SG Flensburg-Handewitt hat die erste Niederlage in dieser Saison der Handball Bundesliga kassiert: Obwohl sich die Fördestädter aus einem Vier-Tore-Rückstand zurückkämpften, mussten sie sich in einem Krimi in der Schlussphase mit 27:29 (13:17) gegen den SC Magdeburg geschlagen geben.
Zur ungewohnten Uhrzeit empfing die SG Flensburg-Handewitt um 15:40 Uhr den SC Magdeburg in der neu umbenannten GP Joule Arena. Keine 48 Stunden zuvor mussten sich die Magdeburger in der Champions League noch mit 26:27 gegen Kielce geschlagen geben, trainiert hatte der SCM zwischen beiden Spielen nicht.
Der Deutsche Meister reiste zudem dezimiert in den hohen Norden: Lukas Mertens und Isak Persson waren auf den Außenpositionen alleine. Im Rückraum fehlte der Langzeitverletzte Felix Claar weiterhin, auch Albin Lagergren ist derzeit angeschlagen.
Die SG Flensburg-Handewitt konnte hingegen aus dem Vollen schöpfen. Nur hinter Johannes Golla stand nach einer Schulterverletzung beim European League-Auftakt gegen MRK Sesvete ein Fragezeichen. "Ich glaube schon, dass er spielen wird. Die Frage ist, wie viel er spielen wird. Aber er wird auf der Platte stehen", kommentierte Ljubomir Vranjes vor der Partie am Dyn-Mikrofon. Zunächst war Golla jedoch nur in der Abwehr zu sehen.
Die Flensburger starteten gut in die Partie: Simon Pytlick traf schnell zum 1:0. Auch von einer frühen Zeitstrafe gegen Emil Jakobsen ließ sich die SG nicht verunsichern. Nach einem Stürmerfoul von Philipp Weber verpasste Niclas Kirkeløkke jedoch die Chance zum 2:0. So setzte Gisli Kristjansson auf der Gegenseite Kreisläufer Magnus Saugstrup zum 1:1 in Szene.
Erneut war es Pytlick, der daraufhin zum 2:1 netzte. Kristjansson antwortete umgehend und nach einem Flensburger Ballverlust hatten die Magdeburger sogar die Chance auf die erste Führung. Kevin Møller glänzte jedoch mit zwei Paraden, sodass die Hausherren auf 4:2 erhöhten (6.). Drei der vier Treffer gingen dabei auf das Konto von Pytlick.
Dann kassierte Johannes Golla nach einem Gesichtstreffer gegen Philipp Weber allerdings eine Zeitstrafe. Der deutsche Rückraumspieler zeigte sich von dem Pfeifkonzert gegen seine Person unbeeindruckt und traf zum 4:3. Lukas Jørgensen erhöhte noch einmal auf 5:3, doch dank zweier Paraden von Sergey Hernandez blieb der SCM drei Minuten ohne Gegentor und konnte per Doppelschlag ausgleichen (5:5, 11.).
Emil Jakobsen brachte seine Mannschaft noch einmal in Vorlage, ehe die Magdeburger einen 3:0-Lauf starteten und erstmals in Führung gingen (6:8, 13.). Doch wieder war es Jakobsen, der die erneut vierminütige Torflaute seiner Mannschaft mit einem Treffer vom Strich zum 7:8 beendete.
Omar Ingi Magnusson stellte, ebenfalls vom Siebenmeter-Strich, die Zwei-Tore-Führung wieder her, welche seine Mannschaft in den Folgeminuten halten konnte. Der SC Magdeburg hatte keine 48 Stunden nach der knappen Niederlage gegen Kielce in der Handball Champions League Zugriff bekommen.
Die SG Flensburg-Handewitt hielt aber dagegen, ließ sich nicht abschütteln. Nachdem Jakobsen per Siebenmeter mit seinem fünften Treffer im fünften Versuch auf 10:11 verkürzte, griff Bennet Wiegert zu seiner ersten Auszeit (20.). Wiegerts Impulse griffen: Mit einem Doppelschlag schraubten die Magdeburger die Führung zum ersten Mal in dieser Partie auf drei Treffer hoch (10:13, 23.). Nach dem sechsten Treffer von Magnusson zum 11:14 buzzerte auch Nicolej Krickau seine Mannschaft zur Auszeit.
Daraufhin verkürzte Kay Smits gegen seinen Ex-Verein zum 12:14. Doch Philipp Weber sorgte in Torlaune mit seinen Treffern vier und fünf erneut für die Drei-Tore-Führung. Nach einer Parade von Hernandez hatten die Magdeburger sogar die Chance auf das erste plus Vier, aber Benjamin Buric war ebenfalls zwischen den Pfosten zur Stelle. Auch im nächsten Angriff scheiterte Jim Gottfridsson an Hernandez, sodass Magnusson vom Strich zum 17:13-Halbzeitstand erhöhte.
Die Flensburger starteten mit einer Manndeckung in die zweite Hälfte, Johannes Golla konnte den Ballgewinn jedoch nicht zum Torerfolg nutzen. Daraufhin kehrte die SG in eine defensivere Abwehr zurück.
Die Anfangsphase des zweiten Abschnitts gehörte dabei Benjamin Buric und Sergey Hernandez zwischen den Pfosten. Das Glück lag dabei eher auf Magdeburger Seite, denn immer wieder landete der Abpraller bei den Gästen, die nach langen Angriffen oftmals im Nachwurf erfolgreich waren.
So änderte sich an der Vier-Tore-Führung zunächst nichts (16:20, 37.). Auch eine Zeitstrafe gegen Oscar Bergendahl überstand der Deutsche Meister beinahe unbeschädigt, kassierte kurz darauf jedoch gleich die nächste: Magnusson traf Pytlick bei seinem Treffer zum 18:21 im Gesicht. Diesmal waren die Flensburger in Überzahl erfolgreicher: Johan Hansen netzte nach einem Ballgewinn ins leere Tor. Zum ersten Mal seit der 25. Minute waren die Flensburger auf zwei Treffer herangekommen (19:21, 41.).
Nach der achten Parade von Buric erzielte Pytlick den Anschlusstreffer zum 20:21. Doch Gisli Kristjansson beendete den 3:0-Lauf in Überzahl nach einer Zeitstrafe gegen Jakobsen. Das störte den Flensburger Flow jedoch nicht: Pytlick verkürzte erneut und klaute kurz darauf den Ball, sodass Lukas Jørgensen den Ausgleich erzielte (22:22, 46.).
Bennet Wiegert sammelte sein Team daraufhin zur Auszeit. "Wir haben alles im Griff", startete der SCM-Coach und forderte seine Spieler auf, im Kopf "smart zu bleiben". Die Schlussviertelstunde avancierte zu einem wahren Krimi: Magdeburg legte vor, Flensburg zog nach. Nach einem Ballgewinn von Oscar Bergendahl hatte der SCM die Chance zur erneuten Zwei-Tore-Führung, doch der Siebenmeter von Magnusson landete am Pfosten.
Zwar landete der Abpraller in den Händen der Gäste, aber Johan Hansen klaute den Ball und traf im Konter zum 24:24-Ausgleich. Der nun für Kristjansson eingewechselte Zehnder scheiterte an der Latte, aber auch Pytlick war nicht erfolgreich - die sogenannte Crunch-Time lief längst. Kristjansson, der schnell auf die Platte zurückgekehrt war, traf zum 25:24 und nach einer Parade von Sergey Hernandez brachte Mertens die Magdeburger erneut mit zwei Treffern in Führung.
Auch im dritten Angriff in Folge scheiterte Simon Pytlick, doch Buric hielt den Zwei-Tore-Rückstand fest. Sergey Hernandez war gegen Emil Jakobsen allerdings ebenfalls wieder zur Stelle und war längst ein Faktor. Magnus Saugstrup konnte so fünf Minuten vor dem Abpfiff erneut auf plus drei stellte (24:27). Die Vorentscheidung war allerdings keineswegsn gefallen.
Nach einer Auszeit von Nicolej Krickau verkürzte Pytlick wieder auf zwei Tore, die SG stemmte sich gegen die Niederlage. Benjamin Buric parierte, aber Pytlick scheiterte im Block und verpasste den Anschluss. 75 Sekunden waren noch auf der Uhr, als Magnus Saugstrup dann doch vorentscheidend auf 25:28 erhöhte. Bis zum Abpfiff verkürzten die Flensburger auf 27:29, die erste Saisonniederlage konnten die Hausherren jedoch nicht mehr verhindern.
SG Flensburg-Handewitt: Buric (10 Paraden), K. Møller (3 P.); Pytlick (10), Jakobsen (7/3), Jørgensen (4), Hansen (2), Smits (2), Kirkeløkke (1), Mensah Larsen (1), Golla,Gottfridsson, Horgen, Pedersen, Knutzen, Blagotinsek, L. Møller
SC Magdeburg: Hernandez (14 P.), Portner; Magnusson (10/6), Saugstrup (6), Weber (5), Kristjansson (4), Mertens (3), Persson (1), Zehnder, Zechel, Serradilla, Lagergren, O'Sullivan, Bergendahl, Damgaard
Schiedsrichter: Jörg Loppaschewski / Nils Blümel
Strafminuten: 8 / 8
Zuschauer: 6300 (GP Joule Arena, Flensburg)
Merle Klingenberg