vor 1 Tag
Kay Smits blüht in Krimi auf
Im ersten Spiel nach der Trennung von Nicolej Krickau hat die SG Flensburg-Handewitt einen wichtigen Erfolg in der Handball Bundesliga eingefahren: Im umkämpften Krimi mit den Füchsen Berlin behielten die Norddeutschen mit 38:37 (18:20) die Oberhand. Eine starke Leistung in der Schlussphase sorgt für den Erfolg.
Im ersten Spiel nach der Freistellung von Trainer Nicolej Krickau stand für die SG Flensburg-Handewitt mit den Füchsen Berlin in der Handball Bundesliga ein echter Brocken ins Haus. Interimstrainer Anders Eggert und Ljubomir Vranjes sahen einen stimmungsvollen Beginn ins Heimspiel, denn die Fans machten trotz der Kritik an der Vereinsführung für die Krickau-Entlassung mächtig Alarm.
Johannes Golla traf nach 48 Sekunden zum ersten Treffer des Tages. Es war der Auftakt eines fulminanten Starts der Hausherren. Die Defensive ließ den Gästen kaum Raum und kam doch mal ein Ball aufs Gehäuse, war Kevin Möller zur Stelle.
Auf der anderen Seite des Feldes sorgte Emil Jakobsen für ein echtes Schmankerl: Der Linksaußen hatte zwar nur einen kleinen Winkel, traf per sehenswertem Dreher aber zum 3:0 (5.). Nach einem Fehlwurf von Lasse Andersson hätte die SG sogar noch einen draufpacken können, doch Simon Pytlick verlor vorne den Ball.
Nach 6:19 Minuten war es dann soweit: Andersson beendet den Torbann der Berliner, es war der Auftakt einer wilden Aufholjagd. Matthias Gidsel und Hakun West av Teigum stellten kaum eine Minute später den 3:3-Ausgleich her. Auf der anderen Seite agierte die SG offensiver immer hektischer und scheiterte nun vermehrt am immer stärken werdenden Dejan Milosavljev.
Eggert versuchte dagegen zu steuern und wechselte bereits früh durch, wirklich besser wurde es allerdings nicht. Andersson erzielte beim 5:4 (10.) die erste Gäste-Führung, Mijajlo Marsenic erhöhte im nächsten Angriff. Die Offensiv-Maschine der Füchse lief nun, obwohl Gidsel bisher kaum in Erscheinung trat. Als Marsenic und Tim Freihöfer dann auf 10:6 (15.) stellten, nahm Eggert seine erste Auszeit als SG-Trainer. Angesichts des 3:10-Laufs in den vergangenen zehn Spielminuten brauchte es dringend neue Impulse.
Der einstige Weltklasse-Spieler fand scheinbar die richtigen Worte, denn seine Mannschaft präsentierte sich nun wieder besser: Johan Hansen traf zunächst in Unterzahl, ehe Möller Freihöfer einen Siebenmeter abnahm. Das belebte die Halle wieder merklich. Möller verkürzte auf 8:10 und nach einem technischen Fehler von Gidsel stellte Kay Smits im Tempogegenstoß den Anschluss wieder her.
Zwar machte es Gidsel im nächsten Angriff besser, doch die Flensburger waren wieder voll im Spiel. Als Johannes Golla auf 11:12 (20.) stellte, nahm Jaron Siewert seine erste Auszeit. Den Ausgleich konnte er damit aber nicht verhindern: Golla fing einen Gidsel-Pass und netzte im Konter. Die Halle erhob sich nach dem 13:13 durch Lasse Möller laut jubelnd und feuerte bis zur Halbzeitpause ihr Team lautstark an.
Die ganze Wucht der Fans bekamen dann die Schiedsrichter zu spüren, als sie Pytlick nach einem Foul gegen Nils Lichtlein bereits zum zweiten Mal von der Platte stellten - eine weitere Hinausstellung würde somit das Aus für den wichtigen Akteur im Spiel der Gastgeber bedeuten. Die Entscheidung war jedoch angesichts des Griffs in den Wurfarm vertretbar.
Kevin Möller konnte zwar den anschließenden Strafwurf von Freihöfer erneut parieren, doch der Linksaußen traf im Nachwurf. Da Lukas Herburger auf der anderen Seite jedoch ebenfalls eine Zeitstrafe kassierte, konnten Jakobsen und Lukas Jörgensen aber zum 15:15 (24.) ausgleichen. Es blieb spannend - und torreich.
Die Führung wollte den Norddeutschen im Topspiel aber nicht gelingen. Stattdessen brachte Marsenic sein Team wieder in Front. Diesen knappen Vorsprung verteidigte das Hauptstadtteam, das weiter ordentlich aufs Tempo drückte. Doch jeder Fehler wurde eiskalt bestraft. Andersson scheiterte an Möller und Smits traf auf der anderen Seite zum 18:18.
Freihöfer und Matthes Langhoff erhöhten für die Füchse aber wieder, ehe kurz vor dem Schlusspfiff Milosavljev Jakobsen den zweiten Siebenmeter abkaufte. So ging es mit einem 18:20 auf der Anzeigetafel in die Pause. "Es gab alles, was der Handball bieten kann", bilanzierte Marsenic passend zum Spielverlauf.
In die zweite Hälfte ging die SG dann mit Benjamin Buric zwischen den Pfosten ins Rennen. Doch er hatte bei seinem ersten Wurf direkt das Nachsehen, Freihöfer traf vom Strich. Auch gegen Andersson war der Flensburger zweiter Sieger.
Auch seine Vorderleute kamen immer wieder zu spät in der Abwehr: Johannes Golla musste nach einem Griff in den Wurfarm von Lichtlein, der nach einer Behandlung vom Feld musste, für zwei Minuten auf die Bank. Wenig später hatte Lasse Möller Glück, dass ihm dasselbe Unheil für ein Foul an Gidsel erspart blieb. Freihöfer verwandelte beide Strafwürfe als eiskalt, 24:21 stand es für die Gäste fünf Minuten nach Wiederanpfiff.
Doch die SG steckte nicht auf und war nach Toren von Jim Gottfridsson und August Pedersen wieder auf ein Tor dran. Die Offensive der Hausherren lief nun wie geschmiert, erst nach zehn Minuten in der zweiten Hälfte bekam Milosavljev wieder mal einen Ball zu fassen. Flensburg war dennoch im Rückstand, immerhin netzte der besonders starke Smits zum 26:27 und Simon Pytlick gelang dann doch wenig später der erlösende Ausgleichstreffer.
Siewert drückte umgehend auf den Timeout-Buzzer, die Füchse waren unter Druck. Nils Lichtlein und Gidsel konnten ihr Team zwar in Vorlage halten, doch die Defensive und vor allem die Torhüter hatten keine Antworten gegen die Gastgeber. Der eingewechselte Lasse Ludwig bekam kaum einen Ball zu fassen, hatte aber auch zumeist direkte Duelle mit den SG-Schützen. So konnte deie Halle jubeln: Nach einem technischen Fehler von Lichtlein traf Johannes Golla zum 30:29 (45.) - die erste Flensburger Führung seit dem 4:3.
Bei den Berlinern schwanden zunehmend die Kräfte, sodass sich die Fehler häuften. Jakobsen und Aksel Horgen bauten den Vorsprung für die Eggert-Sieben weiter auf. Siewert nahm seine letzte Auszeit, doch sie verpuffte zunächst. Jim Gottfridsson erhöhte auf 33:29 (50.), ehe Andersson die Berliner Torflaute erstmal beendete.
Es war der Auftakt einer kleinen Aufholjagd. Milosavljev kehrte zurück ins Füchse-Gehäuse und hielt mal wieder einen Ball. Max Darj konnte so auf 33:35 (53.) verkürzen, eine Krimi kündigte sich an. Golla konterte zwar, doch Gidsel traf umgehend auf der anderen Seite. Eggert nahm nochmal eine Auszeit, um die Partie zu beruhigen. Doch Tobias Reichmann gelang beim 35:36 fünf Minuten vor Schluss der Anschlusstreffer.
Dir Crunchtime lief längst, jede Aktion schien auf eine Vorentscheidung hinzudeuten: Smits baute den Vorsprung vom Siebenmeterstrich nochmal aus, doch die Füchse antworteten: Gidsel und Freihöfer per Strafwurf glichen beim 37:37 (58.) wieder aus, Gottfridsson hielt sein Team aber in Front.
Dann passierte wohl der entscheidende Fehler: Der Pass von Langhoff fand Darj nicht. Golla holte einen Strafwurf raus. Smits trat an, Milosavljev konnte den Wurf allerdings parieren und als im Kampf um den Rebound der Pfiff ausblieb, hatten die Füchse weiter Hoffnung auf zumindest einen Punkt. Allerdings konnten die Gäste in den letzten 40 Sekunden keinen guten Angriff mehr aufziehen, sodass Buric mit dem Notwurf von Gidsel den Sieg festhalten konnte.
SG Flensburg-Handewitt: K. Möller (8 Paraden, davon 2 Siebenmter), Buric (1 Parade); Golla (8), Smits (7/1), Jakobsen (6), Pytlick (4), Gottfridsson (4), Jörgensen (2), Horgen (2), L. Möller (2), Mensah Larsen (1), Hansen (1), Pedersen (1), Kirkelokke, Blagotinsek
Füchse Berlin: Milosavljev (9 Paraden, davon 3 Siebenmter), Ludwig; Gidsel (10), Freihöfer (9/7), Andersson (4), West av Teigum (3), Marsenic (3), Darj (2), Lichtlein (2), Langhoff (2), Beneke (1), Reichmann (1), Strlek, Herburger
Zuschauer: 6300 (GP Joule Arena)
Schiedsrichter: Fabian Baumgart / Philipp Dinges
Strafminuten: 8 / 4
smu