28.01.2024, 16:40
Spiel um Platz drei der Handball-EM
Im Spiel um Platz drei bei der Handball-EM ging es zwischen Deutschland und Schweden um Bronze und direkte Olympia-Qualifikation. Dieses Doppelziel erreichten etwas frischere Schweden gegen Deutschland in der erneut ausverkauften Arena in Köln.
Aus Köln berichtet Felix Buß
Gleich zu Beginn des Duells zwischen Deutschland und Schweden im Spiel um Platz 3 der Handball-EM konnten sich mit Andreas Palicka und Andreas Wolff die Torhüter auszeichnen.
Barcelonas Jonathan Carlsbogard gelang dann aber in der dritten Spielminute der erste Treffer. Sowohl die deutsche als auch die schwedische Mannschaft arbeiteten in Abwehr und Rückzug gut, doch beim Abschluss war bei der DHB-Auswahl einmal mehr der ein oder andere Fehlwurf zu verzeichnen. Schweden legte ein 4:2 (6.) vor.
Die deutsche Mannschaft hatte wegen einiger Unkonzentriertheiten Mühe, den Anschluss zu halten. Alfred Gislason unterbrach schon in der elften Spielminute beim 7:4. Ein Hoffnungsschimmer war der folgende von Philipp Weber zum 8:5 vollendete Kempa-Spielzug, doch die deutsche Mannschaft konnte die kompakte Deckung in dieser Phase nicht aufrechterhalten.
Schweden hatte die nervenaufreibende Halbfinal-Niederlage offenbar abgeschüttelt und strebte mit Struktur und Köpfchen nach der Bronzemedaille. Die DHB-Auswahl hatte hingegen bis dahin nur wenige Erfolgsmomente. Jeder einzelne davon wurde vom Publikum euphorisch gefeiert.
Auf diese richtete sich kurz darauf der Blick der Spieler, von den Bänken sprinteten die Teamärzte beider Mannschaften los. Ein medizinischer Notfall auf der Tribüne sorgte während einer längeren Unterbrechung zunächst für Stille, bevor es vom Hallensprecher Entwarnung gab und das Spie fortgesetzt wurde.
Bis dato zehn Paraden von Andreas Palicka und eine effiziente Spielweise ermöglichten Schweden ein entspanntes Spiel. Sebastian Karlsson erhöhte nach 22 Minuten auf 14:7. Alfred Gislason versuchte mit der Einwechslung von David Späth einen Impuls zu setzen, Rune Dahmke setzte sich derweil vorne häufig an den Kreis ab - die taktischen Mittel schienen gegen souveräne Schweden aber nicht auszureichen.
Kaum mehr als drei von zehn Angriffen schloss die deutsche Mannschaft in der ersten Spielhälfte erfolgreich ab. Kurz vor der Sirene stieg der Wert bei der Chancenverwertung, bei den Skandinaviern sank er leicht - vielleicht trugen die Fans, die die müde wirkende deutsche Mannschaft kraftvoll antrieben und weiter jede gelungene Aktion frenetisch bejubelten, dazu bei. Dennoch: Der Unterschied beim 18:12-Halbzeitstand belief sich auf sechs Treffer.
Andreas Palicka war mit 14 Paraden (54 Prozent) der überragende Spieler der ersten Halbzeit. Die deutschen Torhüter parierten nur jeden sechsten Wurf des Europameisters von 2022 - der Unterschied von acht Paraden, auch dank der guten schwedischen Deckung, eine Erklärung für den Sechs-Tore-Rückstand zur Pause.
Es brauchte für Bronze bei der Handball-EM und das direkte Olympia-Ticket für Deutschland eine Aufholjagd wie gegen Österreich, um gegen die starken Schweden einen Fuß in die Tür zu bekommen. Fehlpässe, ein nicht geahndetes Foul an Köster und Lagergrens 20:13 (35.) schienen die Hoffnung aber initial zu ersticken.
Einer der wenigen deutschen Offensivkräfte, die mit Traute agierten, war der 21-jährige Renars Uscins. Aber auch Juri Knorr schien sich nun ins Spiel zu arbeiten, zudem kämpfte sich die Abwehr ins Spiel. Beim 22:18 (39.) und beim 24:21 (42.) schien die deutsche Mannschaft das Momentum auf ihrer Seite zu bekommen, doch die Chance zum 24:22 fiel einem weiteren Passfehler zum Opfer.
Der Magdeburger Felix Claar sorgte mit einigen starken Aktionen zum 26:21 (44.) wieder für einen soliden Vorsprung Schwedens. Deutschland war unter Druck, der Schwung der ersten Aufholjagd ließ sichtlich nach - das Team mühte sich.
Das Publikum hatte sich inzwischen auf Tre Kronor eingeschossen und bedachte das Team von Glenn Solberg, bei dem Tobias Thulin Palicka im Tor abgelöst hatte, im Angriff mit Pfiffen. Jim Gottfridsson ließ sich nicht vom 30:26 (51.) abbringen.
Die DHB-Auswahl setzte die Skandinavier nun aber unter Druck, vor allem Renars Uscins drehte auf: Tor um Tor schrumpfte der Abstand und mit Uscins´ 30:29-Treffer war das Spiel nahezu wieder offen. Deutschland hatte sich mit Leidenschaft in die Partie zurück gekämpft.
Bei Schweden keimten vielleicht böse Erinnerungen an das Halbfinale auf, als gegen Frankreich ein Vorsprung aus der Hand gegeben wurde und dann in der Verlängerung der K.O. folgte.
Im Spiel um Platz 3 der Handball war der zurückgekehrte Andreas Palicka dann wieder ein Faktor - und parierte sofort dreimal.Nach Claars 33:30 spielte in den letzten 94 Sekunden die Zeit für die Nordeuropäer. Die 19. Palicka-Parade besiegelte ihren 34:31-Sieg. Trotz der beiden Niederlagen in der Finalrunde ist es das beste EM-Ergebnis der DHB-Auswahl seit dem Titelgewinn 2016.
Schweden: Palicka (19/1 Paraden), Thulin (1 Parade); Claar 8, Karlsson 7, Carlsbogard 3, Gottfridsson 3, Lagergren 3, Wanne 3/2, Bergendahl 2, Sandell 2, Darj 1, Nilsson 1, Pellas 1/1, Johansson, D. Pettersson, Wallinius
Deutschland: Späth (1 Parade), Wolff (9 Paraden) - Uscins 8, Golla 4, Mertens 4, Knorr 3, Köster 3, Kastening 2/2, Kohlbacher 2, Steinert 2, Weber 2, Häfner 1, Dahmke, Fischer, Heymann, Lichtlein
Zuschauer: 19.750 (Köln, ausverkauft)
Schiedsrichter: Ivan Pavicevic / Milos Raznatovic (Montenegro)
Strafminuten: 6 / 0