03.10.2024, 21:00
Erster internationaler Titel seit 2008
Der SC Magdeburg hat die Titelverteidigung bei der Klub-WM nicht geschafft. Nach 60 Minuten noch mühevoll auf Augenhöhe, riss Veszprem die Führung zu Beginn der Verlängerung wieder an sich und feiert den ersten internationalen Titel seit 2008.
Der SC Magdeburg hatte sich mit einem Sieg über Lokalmatador Al-Ahly für das Endspiel qualifiziert. Im anderen Halbfinale hatten sich in einem Elefantenduell der FC Barcelona und KC Veszprém gegenübergestanden. Dennoch schien das Team aus Ungarn in den ersten Minuten des Finals besser bei Kräften zu sein. Magdeburg lief sich fest, während Veszpréms Franzosen Descat, Remili und Fabregas trafen.
Bennet Wiegert giftete nach dem 0:3-Lauf zunächst an der Seitenlinie und goutierte dann, wie sein Team besser in Fahrt kam. Zehnder, Magnusson und Persson mit einem Doppelschlag brachten die Grün-Roten binnen zwei Spielminuten mit 4:3 in Vorlage. Das Spiel verlief jedoch weiterhin in Wellen, denn ein weiterer Torelauf Veszprems folgte. Der SC Magdeburg lief daher nach zehn Minuten wieder hinterher.
Der Magdeburger Rückstand lag in der höheren Defensiv-Qualität des Gegners und einigen schwachen Würfen begründet. Corrales hatte nach einer Viertelstunde schon viermal pariert, während Hernandez erst einen Ball abwehren konnte. Wenn es einmal schnell ging, wie beim von Persson zum 7:7 vollendeten Gegenstoß - Veszprem-Spielmacher Cindric wurde überdies hinausgestellt, ließ der SCM jedoch aufhorchen.
Auch das Abräumen über Musche funktionierte Mitte der ersten Spielhälfte prächtig, was die Grün-Roten beim 9:8 (19.) wieder in Führung brachte. Der folgende Kempa von Kristjansson krönte diese von mehreren Hernández-Paraden garnierte bisher stärkste Phase des SCM im Finale. Veszpréms Trainer Xavi Pascual buzzerte zur Auszeit und zeterte gestikulierend. Allerdings verlor sein Team den Ball danach erneut.
Der SC Magdeburg hatte sich in der Abwehr klar gesteigert und spielte auch im Angriff mit mehr Struktur und Ruhe. Kristjanssons 12:9-Treffer (23.) war der Lohn. Hinten robbte sich Hernández mit seinen Paraden an seinen Landsmann Corrales heran, der mit dem folgenden Reflex gegen Zehnder aber in der Statistik gleich wieder vorlegte. Der SCM stand sich nun mit schwierigen Würfen selbst im Weg und hielt Veszprém im Spiel.
Daher nahm Wiegert seine erste Auszeit und erinnerte mit "Yugo" an die nötige Einfachheit. Eine Zeitstrafe gegen Fabregas schien den Magdeburgern danach erneut in die Karten zu spielen, zunächst hatte aber Musche Pech, dass Corrales den Ball von der Linie kratzte. Valiupau glich zum 12:12 (28.) aus, bevor Saugstrup die Sachsen-Anhalter vorne hielt. Beim Stand von 14:13 ertönte die Halbzeit-Sirene.
In der zweiten Viertelstunde hatte man Xavi Pascual einige Male sich die Haare raufen sehen, aber auch Bennet Wiegert war hin und wieder mit den Entscheidungen seiner Sieben unzufrieden gewesen. Man merkte beiden Teams den harten Spielrhythmus der Klub-WM an, die Konzentration war nicht immer hoch. Das trug auch zum engen Spiel bei, aus Magnussons 17:15 wurde binnen kurzem ein 18:20 (40.).
Einige unerzwungene Fehler und Ballverluste hatten den SCM in Bedrängnis gebracht. Nach Descats 18:21-Siebenmeter war daher die frühe zweite Auszeit der Grün-Roten notwendig, doch Veszprém blieb danach durch Valiupau am Drücker. Mertens konnte zwar die mehrminütige Torflaute beenden, aber erst Portners Parade gegen Descat und Mertens' 23:24-Anschlusstreffer öffneten das Spiel nach 49 Minuten wieder.
Mit dem Duo Bergendahl und Saugstrup hatte der SCM wieder eine stabilere Deckung, was auch Cindric bei einem Schlag auf den Wurfarm zu spüren bekam. Im gleichen Atemzug hielt Descat das ungarische Team von der Markierung mit 27:25 vorne. Die Zeit spielte nach 56 Minuten, als Persson an Corrales scheiterte, allmählich für Veszprem und dessen ersten internationalen Titel seit dem Europapokal der Pokalsieger 2008.
Magdeburg machte in den letzten zwei Spielminuten beim Stand von 27:28 auf und versuchte, die Schützen früher zu stören. Vielleicht warf Pascual daher frühzeitig sein letztes Time-out weg. Portner parierte danach jedenfalls erneut und Mertens egalisierte. Veszprém kam gegen die tickende Uhr und die kämpferische SCM-Deckung zu keiner Wurfsituation mehr. Saugstrup beförderte den Ball schließlich aus der Gefahrenzone.
Das Finale ging in die Verlängerung. Erneut war Mertens zur Stelle, als es in der 64. Spielminute darum ging, den SCM beim 31:30 wieder in Vorlage zu bringen. Allerdings wurde die Chance auf das 32:31, wie so manche Angriffe zuvor, vertändelt. Bei der nächsten Sirene war daher Veszprém, durch Fabregas, mit 32:31 vorne. Das Topteam aus Ungarn hatte zur Halbzeit der "Overtime" die Nase einen Hauch vorne.
Da Corrales gegen Mertens und Persson parierte, erhöhte Remili zur Zwei-Tore-Führung. Damgaard stellte den Anschluss wieder her, Cindric traf ebenso. Der Angriff zum 33:35 misslang Veszprem. Magdeburg hatte noch 30 Sekunden, Kristjansson brach durch und wurde gefoult, erhielt aber keinen Siebenmeter. Den letzten Freiwurf jagte Zehnder in den Block. Veszprem gewinnt das Endspiel auch aufgrund der Abwehrleistung.
Veszprem holt mit diesem 34:33-Sieg seinen ersten internationalen Titel seit dem Pokal der Pokalsieger 2008. Inzwischen sind die Ungarn 2015 im Finale des Super Globe an den Füchsen Berlin und dreimal im Endspiel der Champions League gescheitert, zuletzt 2019. Der SC Magdeburg musste vor allem in der Verlängerung sichtbar einigen verletzten und angeschlagenen Spielern Tribut zollen und verpasst den vierten IHF-Titel in Serie.
Veszprem nimmt neben dem Titel auch einen Scheck über 350.000 US-Dollar mit in die Heimat, der SC Magdeburg muss sich mit 100.000 US-Dollar trösten. Da die Delegation des SCM über der Grenze von 22 Personen lag, die die IHF getragen hat, hatte der Handball Bundesligist allerdings auch einige Kosten. Mit dem Sieg im Spiel um Platz 3 gegen den FC Barcelona sicherte sich Al Ahly unterdessen 50.000 Euro.
» Spielbericht Handball-Klub-WM - Spiel um Bronze: Al Ahly - FC Barcelona
SC Magdeburg: Hernandez Ferrer (8 Paraden), Portner (6 Paraden); Persson 3, Musche 3, Zehnder 2, Zechel, Kristjansson 3, Pettersson, Magnusson 7, Serradilla Cuenca, Lagergren 6, Mertens 5, Saugstrup 2, O'Sullivan, Damgaard 2, Bergendahl
KC Veszprem: Corrales (15 Paraden), Jensen; Grahovac, Descat 5, Sandell, Elisson, Ligetvari, Cindric 5, Remili 8, Vegh, Yehia Elderaa 1, Pechmalbec, Vailupau 5, Casado Marcelo, Fabregas 9, Kosorotov 1