31.08.2024, 20:13
Zahllose Siebenmeter
Der SC Magdeburg und die Füchse Berlin haben sich im Spiel um den ersten Titel der Saison einen Handball-Krimi im Düsseldorfer PSD Bank Dome geliefert: Am Ende jubelten die Füchse über einen 32:30-Erfolg und den Super Cup.
Trotz einer titellosen Vorsaison spielten die Füchse Berlin beim Pflichtspielauftakt der Saison 2024/2025 beim Supercup gegen den SC Magdeburg direkt um eine Trophäe: Weil der SCM Meisterschaft und Pokalsieg sicherte, rückten die Füchse als Zweiter der abgelaufenen Ligasaison in den Super Cup. Damit bot sich direkt die Chance auf ein erstes Ausrufezeichen.
Gegner Magdeburg hatte zwar mit Verletzungen zu kämpfen, sich aber auch namhaft verstärkt: Unter anderem Manuel Zehnder stand im Aufgebot der Elbstädter, zudem feierte Nikola Portner sein Pflichtspielcomeback. Auf der Gegenseite liefen die Berliner auch mit neuen Gesichtern auf - etwa mit Routinier Tobias Reichmann, die Ex-Potsdamer Max Beneke und Lasse Ludwig waren ebenfalls an Bord.
Die Magdeburger eröffneten die Partie in schwarzen Trikots mit roten und grünen Akzenten, die Füchse waren in Mint und Pink erstmal in der Deckung gefordert. Beide Trainer nutzten ihre Kaderbreite direkt von Beginn an: Bennet Wiegert setzte unter anderem auf Philipp Weber und Matthias Musche, Jaron Siewert etwa auf Hakun West av Teigum und Matthes Langhoff, wobei letzterer im Angriff für Nils Lichtlein Platz machte.
Für den ersten Jubel sorgten Dejan Milosavljev mit seiner Parade und Jerry Tollbring, der zum 1:0 eröffnete. Im Gegenzug glich Albin Lagergren aus, dann aber versiegte der Offensivdrang auf beiden Seiten. In der chaotischen Anfangsphase mehrten sich Fehler wie bei Philipp Weber, welcher sich defensiv verschätzte und sich die erste Zwei-Minuten-Strafe abholte (6.).
Dennoch besorgte Lagergren beim 2:1 die erste SCM-Führung. Lukas Herburger rotierte an Stelle von Mijajlo Marsenic, der kurz behandelt werden musste, an den Kreis. Und das funktionierte: Die Füchse fanden in die Partie und legten nun vor: Sie konnten gegen den deutschen Meister auch dank einer Siebenmeter-Parade von Milosavljev beim zum 4:2 durch Lasse Andersson erstmals zwei Treffer vorlegen.
Bis zum 6:4 hielt dieser Vorsprung, dann wechselte das Momentum und die Magdeburger drehten auf - gerade im Tempospiel wussten die Elbestädter nun zu überzeugen: Den Schlusspunkt des Zwischensprints setzte Magnus Saugstrup nach einem schönen Anspiel, dann hatte Jaron Siewert beim Stand von 6:8 genug gesehen und nahm nach vierzehn Minuten seine Auszeit.
Der Füchse-Coach brachte mit Fabian Wiede einen weiteren Akteur für die Deckung und sah in der Folge, wie der starke Jerry Tollbring das Spiel beim 10:9 wieder herumriss (18.). Weiterhin lag das auch an einem deutlichen Torwartplus für die Hauptstädter: Während Dejan Milosavljev auftrumpfte, fand Sergey Hernandez wenig Bindung zum Spiel.
Dann aber schlichen sich einige Fehler in das Spiel der Berliner ein: Beim Anwurf leistete sich Max Beneke schon den zweiten Füchse-Fauxpas und Matthias Musche zog mit einer beherzten Leistung den Strafwurf. Diesmal blieb Omar Ingi Magnusson eiskalt und sorgte für den nächsten Führungswechsel auf den Gisli Kristjansson das 12:10 nachlegte (21.).
Doch die Partie blieb wild, es ging hin und her und gab den nächsten Führungswechsel. Wieder spielten sich Milosavljev und Tollbring in den Fokus. Mit einem Doppelschlag besorgte der Außenspieler die Führungen zum 15:13 und 16:14. Im letzten Angriff lösten die Füchse dann aber eine Fahrkarte und luden den deutschen Meister nochmal ein: Neuzugang Manuel Zehnder zog den Siebenmeter und Magnusson sorgte für den 17:17-Pausenstand.
Beim SC Magdeburg rückte Nikola Portner nach der Pause für den zweiten Durchgang zwischen die Pfosten des SC Magdeburg - und meldete sich prompt mit zwei Paraden gegen Mathias Gidsel an. Erst Tollbring konnte den Schweizer per Siebenmeter überwinden (18:17, 33.). In der Folge behielten die Füchse Berlin, bei denen inzwischen Tobias Reichmann gekommen war, ihren knappen Vorteil.
Der SC Magdeburg ließ sich aber nicht abschütteln, glich immer wieder aus. So auch beim 20:20 durch Philipp Weber, der eine große Lücke in der Füchse-Deckung für einen Durchbruch nutzte. Und nicht nur das: Kurz darauf legte Magnus Saugstrup den Führungstreffer zum 21:20 nach (38.).
Bei den Füchsen agierte Matthes Langhoff nun in der Deckung offensiver gegen Gisli Kristjansson - und Jaron Siewerts Impulse wirkten, engten die Kreise des Isländers und die Angriffe des Gegners ein. So holten sich die Berliner schnell die Führung zurück und bestätigten diese etwa durch Neuzugang Tobias Reichmann beim 24:23 (43.).
Kurz darauf baute Mathias Gidsel das Füchse-Plus sogar erneut auf zwei Treffer aus, auf der Gegenseite gab es einen weiteren Siebenmeter. Durch diesen verkürzte der kaltschnäuzige Omar Ingi Magnusson im Duell mit Lasse Ludwig auf ein Tor. Danach rückte eine Viertelstunde vor Spielende wieder Milosavljev zwischen die Füchse-Pfosten.
Die Berliner schenkten den Ballbesitz derweil im Positionangriff her - und Magdeburg bekam einen weiteren Strafwurf zugesprochen. Auch diesmal blieb Magnusson eiskalt, genau so wie einige Aktionen später beim 26:26 (48.). Es war das sechste Siebenmeter-Tor des Isländers.
Auf der Gegenseite versiebte Tollbring die Chance auf ein erneutes plus zwei vom Strich. Doch es schien für die Füchse zu laufen: Magnus Saugstrup hatte die Füchse zuvor quasi eingeladen, als er den Ball aus geringer Distanz über das leere Tor der Hauptstädter segeln ließ. Und auch auch die Siebenmeter-Serie des SCM schien gebrochen zu sein, als Magnusson den Wurf per Aufsetzer gegen Lasse Ludwig zu hoch ansetzte.
Lukas Mertens dankte es dem Vizemeister mit einem Doppelschlag bis zur 28:27-Führung. Der deutsche Meister startete die letzten sechs Minuten der Super Cup-Partie also mit einem leichten Vorteil, welchen der Hauptstadtclub aber umgehend auszugleichen wusste. Und dabei blieb es nicht: Per Siebenmeterdoppelpack stellte Tollbring auf Plus-Eins für die Füchse (57.).
Begünstigt wurde das auch durch zwei Paraden von Dejan Milosavljev, der die 9034 Zuschauer und Zuschauerinnen von den Sitzen holte. Ein weiteres Tor und eine weitere Parade später waren die Berliner dann vollends auf Titelkurs: auch eine Auszeit von Wiegert konnte da nicht mehr rütteln. Durch den 32:30-Sieg sind die Füchse somit Sieger des Super Cups und Träger des ersten Titels der neuen Saison.
"Wir sind alle unheimlich stolz, dass wir endlich diesen Titel gewinnen konnten. Wir haben alles reingehauen, das hat man auch gesehen. Jeder hat Vollgas gegeben", sagte Fabian Wiede am Dyn-Mikrofon. "Ich bin unglaublich stolz. Ich habe auch ein paar wichtig Bälle gehalten", erklärte Dejan Milosavljev: "Wir haben gegen eine der besten Mannschaften der Welt gewonnen, gegen Magdeburg muss auch ein Torwart viel Glück haben."
SC Magdeburg: Hernández Ferrer (3 Paraden), Portner (5), Persson, Musche (2), Zehnder, Kristjansson (2), Pettersson (3), Magnusson (9), Serradilla Cuenca, Weber (2), Lagergren (5), Mertens (4), Saugstrup (3), O’Sullivan, Damgaard, Bergendahl.
Füchse Berlin: Ludwig, Milosavljev (11 Paraden), Wiede, Tollbring (9), Andersson (8), Lichtlein (4), Gidsel (4), Freihöfer, Langhoff, Beneke, Herburger, av Teigum (1), Reichmann (2), Marsenic (4).
Maximilian Otte