20.12.2023, 20:48
Überraschung wiederholt
Nach der Niederlage beim ThSV Eisenach waren die Rhein-Neckar Löwen gewarnt, dennoch konnten sie eine erneute Überraschung in der Handball Bundesliga nicht abwenden. Ein Siebenmeter nach Videobeweis ließ den Aufsteiger über zwei weitere überraschende und wichtige Punkte jubeln. Die Löwen hingegen rutschen mit nun 18:18 Punkten endgültig ins Mittelfeld.
Im Hinspiel konnte der ThSV Eisenach die Rhein-Neckar Löwen mit dem Heimvorteil im Rücken überraschen, im Rückspiel waren die Vorzeichen aber andere - schließlich wartete der Aufsteiger nach der Rückkehr in die Handball Bundesliga weiterhin auf den ersten Auswärtspunkt. Allerdings hatten die Rhein-Neckar Löwen nicht nur die Revanche für die Niederlage in der Werner-Aßmann-Halle im Kopf, sie wollten sich auch für das deutliche 24:38 in Magdeburg rehabilitieren.
Vor 8.602 Zuschauern hatten die Gastgeber aber von der ersten Minute an Probleme mit der gewohnt unkonventionellen und offensiven sowie teils in eine 4:2-Formation übergehenden Deckung des ThSV Eisenach. Der Aufsteiger suchte die Zweikämpfe, die ersten Angriffe der Rhein-Neckar Löwen verpufften. Nach einer ersten Parade von Matija Spikic setzte auf der Gegenseite Peter Walz den ersten Treffer und Manuel Zehnder legte den zweiten nach.
David Späth hatte mit einigen Paraden einen größeren Rückstand aus Sicht der Rhein-Neckar Löwen verhindert. Als Juri Knorr das erste Löwen-Tor nach über fünf Minuten erzielte, war dies so zugleich der Anschlusstreffer. Da sich nun Eisenach in der Offensive schwer tat, konnte auch ein von Spikic parierter Siebenmeter nicht verhindern, dass Jannik Kohlbacher nach einer Einzelaktion ausglich und kurz darauf Jon Lindenchrone Andersen die Führung beim 3:2 auf die Seite der Hausherren zog.
Der Favorit schien das Spiel in den Griff zu bekommen, vor allem über den Kreis kamen die Rhein-Neckar Löwen nun immer wieder zum Abschluss - oder zu Siebenmetern. Beim 5:3 von Jannik Kohlbacher waren es erstmals zwei, beim 8:5 durch Gustav Davidsson dann sogar drei Tore Abstand.
Beeindruckt zeigte sich der ThSV Eisenach aber nicht, während sich Matija Spikic mit David Späth zwischen den Pfosten weiterhin ein Duell auf hohem Niveau lieferte, sorgte der siebte Feldspieler in der Offensive der Gäste für mehr Durchschlagskraft. Beim 9:9 gelang Alexander Saul der Ausgleich, kurz darauf nahm Löwen-Coach Sebastian Hinze die Auszeit.
Doch das Momentum blieb weiter beim Aufsteiger, der durch Peter Walz und Manuel Zehnder die taktisch geschaffene Überzahl in der Offensive wieder nutzte und auf zwei Tore davon zog. Mit einem Doppelschlag glichen die Rhein-Neckar Löwen allerdings wieder aus und auf den Treffer von Ivan Snajder konnte Jannik Kohlbacher mit etwas Glück noch antworten: Kurz vor der Sirene trudelte der Ball noch zum 13:13 über die Linie.
Auf beiden Seiten wurde zur Pause mit der Chancenverwertung im ersten Abschnitt gehadert. Nach Wiederbeginn nutzte zunächst der ThSV Eisenach seine Chancen konsequent, die Rhein-Neckar Löwen sahen sich beim 14:16 erneut mit einem Zwei-Tore-Rückstand konfrontiert. Jannik Kohlbacher und David Moré konnten jedoch recht schnell egalisieren und beim 18:17 durch Andreas Holst Jensen hatten die Hausherren die Führung wieder übernommen.
Eisenach kämpfte um den Anschluss, beim 22:19 schien der Favorit zwölf Minuten vor dem Ende dann aber die Weichen in Richtung Heimsieg zu stellen. Auch weil Sebastian Hinze nun mit dem siebten Feldspieler agierte.
Doch nach ersten Erfolgen mit dieser taktischen Variante sollte Eisenach das Risiko bestrafen: Der eingewechselte Mateusz Kornecki fügte sich gleich mit einer Parade ein und nach einem Treffer von Marko Grgic trafen sowohl Philipp Meyer wie auch Manuel Zehnder in das verwaiste Löwen-Tor.
Binnen zwei Minuten war aus dem 22:19 ein 22:22 geworden, Sebastian Hinze griff zur Auszeit. Sein Team legte - weiter mit dem siebten Feldspieler - wieder vor, doch Eisenach zog nach. Verpasste Chancen gab es dabei auf beiden Seiten: Die Löwen setzten einen Siebenmeter an die Latte, Eisenach scheiterte mit einem Kempaversuch und haderte danach, als die Löwen gleich zweifach nach einer Kornecki-Parade im Nachwurf trafen.
Mit einem 25:25 ging es in die letzten 100 Sekunden und ein Siebenmeter von Manuel Zehnder ließ den Krimi dann endgültig zum Thriller werden: Jannik Kohlbacher glich aus, auf der Gegenseite erkämpfte der Kreisläufer dann nochmal den Ball und eröffnete seiner Mannschaft die Chance auf den Siegtreffer.
Doch einmal mehr war Mateusz Kornecki zur Stelle und da Sekunden vor dem Ende Olle Forsell Schefvert mit seinem Foul den Wurf auf das verwaiste Löwen-Tor verhinderte, entschieden die Schiedsrichter - die zur Sicherheit den Videobeweis bemühten - regelgerecht auf Siebenmeter auf der Gegenseite. Manuel Zehnder ließ erst die letzten zwei Sekunden verstreichen und verwandelte dann nach der Sirene eiskalt zum 27:26. Die Überraschung war perfekt.
Rhein-Neckar Löwen:
Kohlbacher 8, Kirkelökke 5, Davidsson 4/3, Forsell Schefvert 2, Jensen 2, More 2, Gislason 1, Knorr 1, Lindenchrone Andersen 1
ThSV Eisenach:
Zehnder 14/4, Grgic 3, Snajder 3, Walz 3, Ende 1, Kornecki 1, Reichmuth 1, Saul 1
Zuschauer: 8.602
Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel
Strafminuten: 4 / 4