30.05.2024, 22:07
Emotionaler Gensheimer-Abschied
Die Meisterschaft war dem SC Magdeburg so gut wie sicher, ein Punkt hätte gegen die Rhein-Neckar Löwen gereicht, um den Titelgewinn auch rechnerisch zu sichern. Im vorletzten Spiel der Saison ließen die Magdeburger dann auch von Beginn an nichts anbrennen und sicherten sich mit einem deutlichen 34:21 (19:12)-Sieg die Schale.
Es war die dritte Begegnung zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem SC Magdeburg in dieser Saison. Im Hinspiel in Magdeburg gab es Mitte Dezember eine deutliche 24:38-Niederlage für die Mannheimer, die sich auch im Viertelfinale des DHB-Pokal deutlich mit 24:34 geschlagen geben mussten.
Das letzte Heimspiel der Saison war besonders für einen Löwen etwas ganz Besonderes: Uwe Gensheimer verabschiedete sich nach 18 Jahren bei den Rhein-Neckar Löwen als Spieler vom Feld, wird ab Sommer als Sportdirektor bei den Mannheimern anfangen. Sein letztes Heimspiel war gleichzeitig sein erster Einsatz der Saison, nach einer schweren Knieverletzung war er bisher zum Zuschauen verdammt gewesen.
Der SC Magdeburg legte temporeich los und führte schon in der dritten Minute mit 3:0. Wenig später wurde es das erste Mal lauter in der SAP Arena: Begleitet von "Uwe"-Rufen ging Uwe Gensheimer zum ersten Mal an diesem Abend an die Siebenmeter-Linie und verwandelte den Strafwurf humorlos zum 3:1.
Doch auch Omar Ingi Magnusson war auf der anderen Seite vom Strich erfolgreich. Kohlbacher konnte per sehenswertem Dreher noch einmal erwidern (2:4), dann drückten die Magdeburger aufs Gas und erhöhten auf 2:7 (10.). Ausschlaggebend für den 3:0-Lauf waren besonders einige Paraden von Sergey Hernandez sowie eine meckerbedingte Zeitstrafe gegen Löwen-Trainer Sebastian Hinze.
Niklas Kirkelokke beendete die fünfminütige Torflaute der Löwen, doch der Torwartrückwechsel kam zu langsam, sodass Christian O'Sullivan keine zehn Sekunden später das 3:8 erwiderte. Als Felix Claar auch noch das 3:9 ins empty goal erzielte, schallten "Kämpfen, Löwen, kämpfen"-Rufe durch die mit 12.233 Zuschauern gut gefüllte SAP-Arena.
Beim 4:10 griff Sebastian Hinze in der 14. Minute zu seiner ersten Auszeit - und diese fruchtete zunächst: Patrick Groetzki traf von Rechtsaußen zum 5:10, Jannik Kohlbacher klaute den Ball und Juri Knorr verkürzte im Konter zum 6:10 (15.). Doch die Aufholjagd der Löwen hielt nicht lange an, Magdeburg trat wieder aufs Gas und verteidigte per Doppelschlag erneut den Sechs-Tore-Vorsprung.
Besonders im Positionsspiel waren die Löwen nun deutlich gefährlicher und agierten auch in der Abwehr etwas wacher, sodass die Hausherren sich innerhalb von zwei Minuten auf drei Tore herankämpfen konnten.
Wenig später folgte allerdings der nächste Rückschlag: Bei der Vorlage zum 9:13 (19.) durch Albin Lagergren wurde Gisli Kristjansson in der Luft gestoßen und knallte ordentlich auf den Rücken. Nach Sichtung der Videobilder sah Jannik Kohlbacher die rote Karte, während Kristjansson mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Bank lief und nicht mehr aufs Feld zurückkehrte.
In der Folge ließen die Rhein-Neckar Löwen viele klare Chancen liegen und scheiterten immer wieder am gut aufgelegten Sergey Hernadez. Die acht torarmen Minuten der Gastgeber nutzten die Magdeburger, um ihre Führung nach und nach bis zum 9:18 auszubauen. Sergey Hernandez lag zu diesem Zeitpunkt bei elf Paraden und einer 55 %-Fangquote, während die Mannheimer lediglich auf eine Trefferquote von mageren 39 % kamen.
Auch die zweite Auszeit von Sebastian Hinze konnte nicht verhindern, dass Felix Claar wenig später die erste Zehn-Tore-Führung des Abends besiegelte (9:19, 28.). Bis zur Halbzeitpause gelangen den Löwen noch zwei Treffer, sodass beim 11:19 die Seiten gewechselt wurden.
Aus der Kabine kamen die Mannheimer dann wesentlich torgefährlicher und konnten den Rückstand bis zur 34. Minute auf sechs Tore verkürzen (14:20) und konnten diesen Rückstand bis zur 45. Minute konstant halten (18:24). Dann erzielten die Magdeburger vier Tore in Folge und hatten spätestens beim 18:28 in der 50. Minute die Deutsche Meisterschaft sicher.
Dennoch griff Bennet Wiegert zwei Minuten später beim 19:29 zu seiner zweiten Auszeit, um seiner Mannschaft im Angriff noch einmal neue Impulse zu geben. Auch im Tor vollzog der SCM noch einen Wechsel: für den mit 15 Paraden stark aufgelegten Hernandez kam Mikael Aggefors zwischen die Pfosten und konnte direkt mit einer Parade gegen Juri Knorr glänzen.
Per Doppelschlag erhöhte Magnus Saugstrup den Vorsprung in der Folge gar auf zwölf Tore (19:31, 56.). Auf das 20:31 von Jon Lindenchrone folgte ein weiterer 3:0-Lauf der Magdeburger zum 20:34.
Nachdem Uwe Gensheimer 51 Sekunden vor dem Schluss seinen vierten Treffer des Spiels zum 21:34-Endstand erzielte, blieb der Ball liegen: es gab Standing-Ovations und während erneut "Uwe"-Rufe durch die Halle schallten, umarmte Gensheimer unter Tränen einen Team-Kollegen nach dem anderen, bis die Schlusssirene ertönte.
Rhein-Neckar Löwen: Birlehm (4 Paraden), Appelgren (2 Paraden); Knorr 5, Gensheimer 4/2, Ahouansou 2, Groetzki 2, Reichmann 2/1, Davidsson 1, Jacobsen 1, Kirkeløkke 1, Kohlbacher 1, Lindenchrone, Andersen 1, Zacharias 1, Jensen, Forsell Schefvert, Gislason
SC Magdeburg: Hernandez (15 Paraden), Aggefors (2 Paraden); Pettersson 6, Lagergren 5, Magnusson 5/3, Claar 4, Musche 4, O'Sullivan 2, Saugstrup 2, Smarason 2, Weber 2, Bergendahl 1, Damgaard 1, Chrapkowski, Kristjansson, Hornke
Schiedsrichter: Adrian Kinzel / Sebastian Grobe
Zuschauer: 12.233
Strafminuten: 6 / 2
Disqualifikation: Kohlbacher (19., grobes Foul) / -
Merle Klingenberg