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Die Rhein-Neckar Löwen stehen nach einer hochspannenden Partie im Final4 des DHB-Pokals. Gegen den ThSV Eisenach bezwangen die Mannheimer ihren Angstgegner nach einer dramatischen Crunchtime.
Die Partie im Pokal-Viertelfinale zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem ThSV Eisenach strotzte nur so von Vorgeschichten. Beide Seiten hatten ein großes Trainerchaos im Rücken: Bei den Löwen wurde jüngst bekannt, dass Sebastian Hinze nach der Saison geht - ein Nachfolger steht bereits in den Startlöchern -, beim ThSV Eisenach gab es ebenfalls Wirbel um Misha Kaufmann, der auch einen Wechselwunsch geäußert haben soll. Jüngst sah es aber nach einer Versöhnung aus.
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Zudem avancierten die Partien zwischen den Mannheimern und dem Team aus der Wartburgstadt zuletzt zu Überraschungen - dreimal gewann mit den Thüringern der vermeintliche Underdog. Die Löwen, bei denen Sebastian Heymann fraglich im Kader stand, empfingen also ihren Angstgegner. Bei diesem war Silvio Heinevetter nur krank mitgereist.
Dementsprechend begann Matija Spikic zwischen den Pfosten. Vor 3791 Zuschauern im kleineren, aber ausverkauften SNP Dome dominierten zunächst aber ohnehin die Nationalspieler: Marko Grgic und Juri Knorr eröffneten. In der Folge entwickelte sich ein munteres Hin und Her, bei dem die Führung mehrfach wechselte.
Dabei spielten die Torhüter zunächst keine Rolle. Bei David Späth dauerte es bis zur ersten Parade sogar fast 15 Minuten - dementsprechend setzten sich die Eisenacher beim 8:6 erstmals auf zwei Tore ab (12.). Immer wieder fanden die vier Rückraumspieler der Gäste Lücken im offensiven Verbund der Löwen, die den Rückraum dauerhaft auf neun bis elf Metern empfingen.
Erst nach den ersten Aktionen Späths, der auch Patrick Groetzki mit einem Quarterbackpass Richtung 8:8 (15.) schickte, kamen die Löwen ins Spiel. Auch eine Umstellung der Thüringer auf eine 3:3-Formation half nicht. Die Mannheimer profitierten von mehreren Zeitstrafen und zwei verworfenen Siebenmetern der Gäste und zogen auf 11:9 davon (20.).
In der Folge hielten sich die Eisenacher zwar gerade über ihr Tempospiel im Rennen, scheiterten aber immer öfter an David Späth. Nach Jannik Kohlbachers Tor zum 14:11 zog Misha Kaufmann dementsprechend die erste Auszeit (24.). Dabei beorderte der Schweizer Silvio Heinevetter trotz dessen Krankheit zwischen die Pfosten.
Noch einmal zogen die Löwen daraufhin durch den starken Juri Knorr auf drei Treffer davon (15:12, 26.), dann brach der Bann auch bei Gian Attenhofer, der in Überzahlsituationen zum Entscheidungsspieler avancierte und große Räume bekam. Parallel jagte Peter Walz eine Unterarmrakete aus dem Stand ins Netz und stellte so den Anschluss wieder her (15:14, 28.).
Daraufhin gerieten die Löwen ins Zeitspiel und vergaben, auf der Gegenseite nutzten die Wartburgstädter eine weitere Zeitstrafe zum Ausgleich. Den Löwen blieben zwar noch 30 Sekunden, eine Auszeit, ein freier Durchbruch und ein Kempa, aber ein Torerfolg wollte den Hausherren nicht mehr gelingen. So wurden beim Stand von 15:15 die Seiten gewechselt.
Nach dem Seitenwechsel agierten die Gäste weiter schwungvoll. Die Löwen mussten parallel einen Rückschläg hinnehmen: Halil Jaganjac hatte mit Adduktorenproblemen zu kämpfen, dementsprechend musste auch Sebastian Heymann auf das Feld.
Derweil erschwerte ein Leck im Hallendach die Spielfortsetzung - aber Eisenach schien das nichts auszumachen. In der 38. Minute besorgte Attenhofer das 20:19-Führungstor, drei Minuten später legte Marko Grgic das 22:20 nach. Bei den Löwen musste der glücklose Späth nun für Mikael Appelgren weichen.
Das hatte eine sofortige Wirkung: Zwar zog Eisenach nochmal auf zwei Treffer davon, die Löwen konterten aber postwendend und Misha Kaufmann drückte auf den Timeout-Buzzer. Kaum flog der Ball aber wieder durch den SNP Dome, hatte Patrick Groetzki ihn nach einem Pfostentreffer auch schon ins verwaiste ThSV-Tor gejagt: 23:23 (48.).
Es entwickelte sich ein Nervenkrimi. Zwar legte Ivan Martinovic per Siebenmeter das 24:23 für die Mannheimer nach, Eisenach antwortete aber mit einem Doppelschlag, den Marko Grgic mit einem Rückraumpfund aus dem Unterarm vergoldete (24:25, 51.). Keine 60 Sekunden später führten aber schon wieder die Löwen im Pokalwahnsinn von Heidelberg.
Das hielt aber erneut nicht lange. Nationalspieler Grgic übernahm Verantwortung und riss die Partie mit einem weiteren Doppelschlag erneut herum - und zwang Sebastian Hinze zur Auszeit (27:26, 54.). Im folgenden Angriff mogelte Ivan Martinovic den Ball dann zum dringend benötigten 27:27 ins Netz - und der zwischenzeitlich ausgewechselte Silvio Heinevetter kam erneut auf die Platte.
Der hauchzarte Vorteil des Vorlegens lag dabei weiterhin bei den Wartburgstädtern, die sich glatte drei Minuten vor der Sirene einen Siebenmeter erkämpften: aber der extra für den Strafwurf gebrachte David Späth parierte, tanzte durch den SNP Dome und blieb zwischen den Pfosten. Groetzki krönte das vorne mit dem erneuten Führungstor der Löwen und riss den Vorteil somit auf die eigene Seite.
Misha Kaufmann quittierte das mit seiner letzten Auszeit, seine Mannschaft vergab aber und musste so 90 Sekunden vor der Schlusssirene zurück in die Deckung. Ivan Martinovic zwang den Ball daraufhin über die Linie, Eisenach lief die Zeit davon - und Späth parierte gegen Walz. So tütete Olle Forsell Schefvert den Sieg beim 31:28 ein.
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (4/1 Paraden), Späth (5/2 Paraden); Martinovic 11/3, Knorr 7, Kohlbacher 4, Groetzki 4, Schefvert 3, Nothdurft 1, Davidsson 1, Plucnar Jacobsen, Heymann, Moré, Michalski, Liondenchrone, Jaganjac
ThSV Eisenach: Spikic (4 Paraden), Heinevetter (4 Paraden); Grgic 10/2, Hangstein 5/3, Attenhofer 5/3, Walz 5, Vistorop 1, Mengon 1, Snajder 1, Reichmuth, Capric, Maric, Meywer, Donker, Kurch, Saul
Zuschauer: 3791 (SNP Dome, Heidelberg) (ausverkauft)
Schiedsrichter: Thöne / Zupanovic
Strafminuten: 12 / 8
mao