10.08.2024, 16:28
Defensive entscheidet das Finale
In der Defensive stoppte Norwegen Gastgeber Frankreich im Finale des Handball-Turniers der Frauen bei Olympia immer wieder erfolgreich, setzte selbst im Angriff Akzente und jubelte so über Gold. Nach einem 15:13 zur Pause dominierte Norwegen das Spiel, ließ nur noch acht Gegentore zu und siegte mit 29:21 auch in der Höhe verdient. Frankreich muss sich nach einem starken Turnier mit Silber begnügen.
Frankreichs Trainer Oliver Krumbholz setzte im Finale des Handball-Turniers der Frauen gegen Norwegen auf die gleiche Anfangsaufstellung wie im Halbfinale gegen Schweden und schickte Laura Glauser, Chloë Valentini, Estelle Nze Minko, Tamara Horacek, Laura Flippes, Alicia Toublanc und Pauletta Foppa auf das Feld. Auf der anderen Seite stand Norwegen-Kapitänin Stine Oftedal in ihrem letzten Spiel gemeinsam mit Katrine Lunde, Sanna Solberg-Isaksen, Henny Reistad, Nora Mørk, Stine Skogrand und Kari Brattset Dale auf dem Feld.
Frankreich erwischte den besseren Start in die Partie und konnte sich durch Treffer von Horacek, Valentini und Flippes auf 3:0 (4.) absetzen. Nach einem Ballgewinn hatte auch Nze Minko bereits eine Großchance gehabt, doch Rekord-Torhüterin Lunde nahm ihr den Gegenstoß ab. Auch Glauser konnte sich in dieser Anfangsphase bereits auszeichnen.
Nach dem missglückten Start kämpfte Norwegen sich jedoch nach und nach in die Partie. Mørk sorgte mit einem Heber von der Siebenmeterlinie für den Anschluss, bevor Reistad der Ausgleich gelang (4:4, 10.) und Solberg-Isaksen sogar die erste Führung nachlegte. Diese konterte Frankreich jedoch mit zwei eigenen Treffern, sodass der Gastgeber wieder vorne lag (6:5, 13.).
Es war ein abwechslungsreicher Schlagabtausch von hoher Intensität. Die Französinnen, die inzwischen mit Meline Nocandy auf der Spitze deckten, nahmen konsequent jeden Kontakt an. Mørk protestierte nach einem Foul genervt in Richtung der Schiedsrichter und setzte den folgenden Siebenmeter gegen die Latte. Mit zwei schönen Paraden vereitelte Lunde zwei gute Chancen, doch Foppa stellte auf 7:6 (17.) für Frankreich.
Krumbholz verteilte bereits jetzt die Kräfte - in der 18. Spielminute stand aus seiner Anfangsformation nur noch Torhüterin Glauser auf dem Feld. Einen Bruch gab es jedoch nicht, die zweite Reihe knüpfte nahtlos an. Zwar scheiterte Coralie Lassource an Lunde, doch nach einer weiteren Parade von Glauser traf Orlane Kanor zum 10:8 (22.). Thorir Hergeirsson reagierte mit einer Auszeit.
Frankreich bot bis dato eine überzeugende Leistung und ließ Norwegen, das war das größte Verdienst, nicht ins Tempospiel kommen. Zwar war die Effizienz im Angriff noch nicht optimal, doch da auch Norwegen im Abschluss ein Problem hatte, glich es sich aus. Allerdings konnten sich die Gastgeberinnen auch nicht absetzen. Während Norwegen allerdings kurz zuvor zum zweiten Mal von der Siebenmeterlinie gescheitert war, verwandelte Horacek einen Strafwurf zum 12:11 (26.).
So überragend das Rückzugsverhalten der Franzosen sein mochte: Im aufgebauten Angriff bekamen sie Oftedal nicht in den Griff. Die Spielmacherin hatte bislang drei Tore selbst erzielt und holte in der 28. Minute den nächsten Siebenmeter heraus. Mørk trat an und machte es diesmal besser (13:12, 29.). Auch der Schlusspunkt gehörte Oftedal: Sie hämmerte einen Schlagwurf zum 15:13-Halbzeitstand ins Tor.
Norwegen eröffnete den zweiten Durchgang mit dem 16:13 (31.) durch Brattset; es war der erste Gegentreffer der eingewechselten Hatadou Sako. Krumbholz blieb seinem üblichen Torwarttausch damit auch im Finale treu. Nach einer mehrminütigen Pause, in welcher die Anwurfzone repariert werden musste, kam Sako dann auch zu ihrer ersten Parade.
Die Unterbrechung schien dem Spielfluss nicht gut getan zu haben, es folgte eine von beiden Seiten zerfahrene Phase mit vielen Ballverlusten, bevor Skogrand auf 18:14 (38.) erhöhen konnte. Die französischen Fans mussten hingegen noch warten; erst in der 41. Minute gelang Flippes nach einem Steal endlich wieder ein Treffer für die Gastgeber. Norwegen konterte jedoch über die schnelle Mitte sofort (19:15, 41.).
Das Momentum lag in dieser Phase ganz klar bei Norwegen: Das Team um Oftedal stellte eine kompakte Abwehr und kassierte in zehn Minuten nur zwei Gegentore. Vorne gelang es nun, bessere Chancen zu kreieren, da Frankreich der Zugriff fehlte. Das Ergebnis war ein 21:15 (42.), nach dem Krumbholz den Buzzer drückte und die Abwehr auf eine 4:2-Formation umstellte.
Norwegen ließ sich von der anderen Deckung jedoch nicht irritieren, sondern nutzte - im Gegenteil - die Lücken aus. Die freigespielte Camilla Herrem erhöhte auf 24:17 (49.). Eine Zeitstrafe gegen Reistad, weil sie nach dem Pfiff noch den Wurf nahm, weckte die Halle wieder auf und brachte Frankreich kurzzeitig zurück ins Spiel. Horacek verkürzte mit zwei Siebenmetern auf 24:20 (54.).
Die Angriffe von Norwegen wurden nun von einem Pfeifkonzert begleitet, doch Oftedal blieb cool (25:20, 55.). Krumbholz nahm noch einmal eine Auszeit, doch den Gastgeberinnen lief die Zeit davon. Spätestens nach einer weiteren Parade von Lunde, die den notgedrungen schnellen Abschluss der Französinnen fing, war die Vorentscheidung gefallen. Die letzten Minuten ticken von der Uhr und die norwegische Bank lag sich bereits lange vor dem Abpfiff in den Armen. Herrem setzte den letzten Treffer zum 29:21. Die letzte Situation prägte noch einmal Lunde mit ihrer zwölften Parade.
Norwegen: Solberg-Østhassel, Lunde (12 Paraden); Reistad 8, Brattset Dale 6, Oftedal 5, Herrem 3, Mørk 3/2, Skogrand 2, Solberg-Isaksen 2, Kristiansen, Aardahl, Breistøl, Jacobsen, Rushfeldt Deila
Frankreich: Glauser (6 Paraden), Sako (3 Paraden); Kanor 5, Horacek 4/4, Foppa 3, Flippes 3, Valentini 2, Granier 2, Toublanc 1, Nocandy 1, Lassource, Nze Minko, Bouktit, Grandveau
Schiedsrichter: Ignacio Garcia / Andreu Marin Lorente (ESP)
Strafminuten: 6 / 0
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