09.12.2024, 19:26
Olympiasieger wahrt weiße Weste
Vor 2.677 Zuschauern zeigte die DHB-Auswahl bei der Handball-EM in Wien am dritten Spieltag der Hauptrunde gegen Olympiasieger Norwegen nach einem Fehlstart eine ordentliche Leistung. Der Sieg des Favoriten fällt mit 32:27 (19:13) knapp aus, er geriet aber auch im umkämpften Endspurt nicht mehr in Gefahr. Deutschland hat keine Medaillenchance mehr.
Aus Wien berichtet Felix Buß
Da Antje Döll gegen Norwegen erkrankt ausfiel, rückte Alexia Hauf auf Linksaußen in die Startaufstellung. Im Tor hatte Sarah Wachter den Vorzug erhalten. Der Olympiasieger trat mit der ersten Sieben an, dennoch unterliefen dem Favoriten zu Beginn unerwartete Fehler. Mit Treffern von Skogrand und Breistøl zum 4:2 (7.) kam Norwegen dennoch in die Spur, da sich die DHB-Auswahl mehrmals festlief.
Gegen die bewegliche Deckung der Nordeuropäerinnen taten sich die Deutschen schwer. Nach Skogrands Konter zum 6:2 (9.) sah sich Bundestrainer Gaugisch zu einer Auszeit gezwungen. "Das funktioniert, ihr müsst einfach euer Zeug machen", forderte er. "Einfach" erwies sich aber auch in der Folge als schwierig, wohingegen Norwegen beim 7:2 spielend leicht über Sanna Solberg-Isaksen zur Fünf-Tore-Führung abräumte.
Norwegen machte einfach weiter, schon nach 14 Minuten gelang Reistad der zehnte Treffer beim 10:4. Gaugisch hatte erneut Leuchter und Lott gebracht. Smits nutzte dann einmal den Raum. Mit zwei Ballgewinne und schnellen Treffern von Behnke, Hauf und Bölk zum 12:8 (19.) arbeitete die DHB-Auswahl nun an einem positiven Eindruck. Der Knoten im Angriff und in der Abwehr schien zu platzen.
Es blieb beidseits ein Spiel der Phasen. Norwegen konnte den Vorsprung wieder ausbauen, da Aardahl mehrmals entschieden aus der Abwehr heraustrat und den gegnerischen Spielaufbau störte. Im Angriff waren Henny Reistad und Thale Rushfeldt Deila je zweimal nicht zu halten. Die Deutschen setzten derweil mehrere Würfe an Gebälk. Die Angriffs-Ausbeute lag um 40 Prozent und war damit erneut problematisch gering.
Als die Halbzeit-Sirene bereits ertönt war, verdiente sich Viola Leuchter mit einem direkt verwandelten Freiwurf noch Szenenapplaus. Somit erfolgte der Seitenwechsel beim Stand von 19:13. Das Mehr an technischen Fehlern und Ballverlusten auf deutscher Seite hatte sein Teil zum Spielstand beigetragen. Nach Wiederanpfiff war es zunächst eine Zeitstrafe gegen Smits, die die Bemühungen bremste.
Mit einem Treffer von Leuchter und dem Siebenmeter von Grijseels zum 21:16 (34.) meldete sich die DHB-Auswahl in Gleichzahl zurück, auch wenn die eingewechselte Katrine Lunde danach gegen Leuchter parierte. Interessant war zu beobachten, dass Norwegen, wenn der Vorsprung schrumpfte, erfolgreich ihren Star Henny Reistad suchte und fand. Außerdem wurde die Abwehr offensiver und half Lunde.
Damit wusste die DHB-Auswahl wenig anzufangen, lief sich wieder häufig fest, produzierte Ballverluste und leichte Gegentreffer. Nach dem Treffer von Lott zum 17:24 (41.) hatte der Angriff dann auf einmal wieder die passende Tiefe, Behnke setzte nach. Maidhof brachte kurz darauf einen Konter unter, ehe Norwegens Reistad wieder zur Stelle war. Licht und Schatten wechselten einander weiterhin ab.
Der erwartete Spielausgang zugunsten Norwegens war zwar nie in Gefahr geraten, doch die Wurfausbeut von 60 Prozent und die auf 45 Prozent gesteigerte Effizienz im Angriff zeugten bisher von einer ordentlichen Leistung der DHB-Auswahl gegen den Olympiasieger. Beim Stand von 26:20 (45.) ging es darum, in der letzten Viertelstunde nicht erneut gegen ein Topteam einzubrechen.
Dass Smits dann für Hauf den Weg zum 26:21 frei sperrte, zeugte weiter von einer intakten Teamleistung, auch wenn in der Abwehr gegen Reistad, sie traf bald zum achten Mal, weiterhin kein Kraut gewachsen schien. Immerhin hatte Leuchter im Gegenzug ebenfalls Lufthoheit, wobei das Spiel inzwischen sehr fair verlief. Markus Gaugisch hatte dennoch nach 51 Minuten bei 28:22 Gesprächsbedarf.
Anschließend zeigte die DHB-Auswahl mit den Treffern von Lott und der eingewechselten Antl beim 29:26 (54.) nochmals Flagge. In der Schlussphase den Rückstand zu begrenzen und sich dabei sowohl auf die Abwehr als auch den Angriff verlassen zu können, war qualitativ ein Schritt nach vorne. Norwegen ließ sich aber nicht mehr in Bedrängnis bringen und bucht mit dem 32:27-Sieg das Halbfinale. Für Deutschland steht bereits fest, dass
Norwegen: Lunde (7 Paraden), Solberg-Östhassel (6 Paraden); Reistad 9/4, Skogrand 4, Brattset Dale 4. Solberg-Isaksen 4, T. Rushfeldt Deila 4, Breistöl 3. Hovden 2, Rösberg Jacobsen 1, Bakkerud 1, Obaidli, Aardahl, L Rushfeldt Deila, Herrem, Högseth
Deutschland: Filter (4 Paraden), Wachter (2 Paraden); Grijseels 4/3, Lott 4, Hauf 4, Leuchter 4, Antl 2, Bölk 2, Maidhof 2, Behrend 2, Behnke 2, Smits 1, Engel, Thomaier, Huhnstock, Bleckmann
Zuschauer: 2.677 (Stadthalle, Wien)
Schiedsrichterinnen: Prastalo / Balvan (BIH)
Siebenmeter: 4/4 ; 3/3
Strafminuten: 6/4
Hinweis: Dieser Artikel wurde von der IG Handball gefördert, die als eines ihrer Satzungsziele die Förderung der Berichterstattung über den Handball hat und unter anderem auch hinter dem Forum handballecke.de steht. Der Artikel kann - unter Nennung der Autoren und Quelle sowie einem Verweis auf ighandball.de kostenfrei genutzt werden.
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