03.08.2024, 20:27
Hoffen auf dänische Schützenhilfe
Deutschlands Handballerinnen wollten alles in ihrer Macht stehende tun, um sich aus eigener Kraft für das Viertelfinale zu qualifizieren. Doch nach gutem Start kam Norwegen ins Rollen, zeigte dem Gaugisch-Team beim 18:30 (8:14) klar und deutlich die Grenzen auf. Für den Umzug nach Lille benötigt man nun einen Sieg von Dänemark über Südkorea.
Bundestrainer Markus Gaugisch begann mit Katharina Filter zwischen den Pfosten, Antje Döll und Jenny Behrend auf den Außenpositionen und Lisa Antl am Kreis. Im Rückraum agierten Xenia Smits, Annika Lott und Julia Maidhof; in der Abwehr kam erneut Emily Bölk für Maidhof. Norwegen hatte neben der qualitativen Stärke auf dem Feld zudem Rekord-Spielerin Katrine Lunde im Tor, die direkt einen Siebenmeter von Maidhof abwehren konnte (2.).
Deutschland konnte die Überzahl durch die Zeitstrafe gegen Nora Mörk, die den Siebenmeter verursacht hatte, jedoch nutzen. Smits besorgte mit einem langen Ball die Führung ins leere Tor und nach zwei weiteren Treffern lag Deutschland mit 3:0 in Front. Erst in der 7. Spielminute gelang den Norwegerinnen durch Kari Brattset der erste Treffer.
Nachdem Lunde einen weiteren Strafwurf, diesmal von Grijseels, hatte parieren können, kam Norwegen zunächst zum Anschluss und dann zum Ausgleich: Henny Reistad traf zum 3:3 (10.) ins verwaiste Tor, da Deutschland aufgrund der Zeitstrafe gegen Smits die zusätzliche Feldspielerin gebracht hatte. Jetzt wurde es für das DHB-Team gefährlich, denn Norwegen kam ins Laufen und ging in Führung (5:3, 12.). Filter verhinderte mit einer schönen Parade den Drei-Tore-Rückstand.
Nach dem 7:3 (14.) durch Mörk nahm Gaugisch die Auszeit und stellte um auf den siebten Feldspieler. Die französischen Fans feierten währenddessen - leicht verspätet - die kurz vor Anpfiff bekannt gewordene Goldmedaille des Judo-Mixedteams um Nationalheld Teddy Riner. Der von den deutschen Trainern erhoffte Impuls durch die neue Taktik blieb zunächst aus; stattdessen traf Maren Aardahl zum 9:4 (16.) ins leere Tor.
Der Vorsprung hätte höher ausfallen können, denn erst parierte Filter einen Siebenmeter gegen Stine Skogrand, dann setzte Mörk den nächsten Strafwurf gegen die Latte (21.) und Filter wehrte den Wurf der frei durchgebrochenen Reistad ab. Im Gegensatz zu den Norwegerinnen, die sich gute Chancen erarbeiteten, tat sich Deutschland im Angriff schwer. Reistad erhöhte mit deinem Doppelschlag - darunter einem Siebenmeter - auf 12:6 (24.).
Die Offensive war das Manko im deutschen Spiel. Zunächst scheiterte die im Sieben-gegen-Sechs freigespielte Antl an Lunde, dann lief Mörk den Deutschen einen Gegenstoßpass ab. Gaugisch ging wieder in den normalen Angriff und brachte Viola Leuchter und Johanna Stockschläder für Maidhof und Döll. Die Sechs-Tore-Differenz blieb jedoch bestehen, mit 8:14 aus deutscher Sicht ging es in die Kabine. Die Statistiker notierten eine Wurfquote von nur 47 Prozent für Deutschland, während Norwegen auf starke 67 Prozent kam.
Nach Wiederanpfiff entwickelte sich ein wilder Schlagabtausch, in dem Deutschland seinen Rückstand um zwei Tore verringern konnte - auch, weil Filter einige schöne Paraden hatte. Als Gaugisch in der 39. Minute die Auszeit nahm und Alina Grijseels neu in den Angriff brachte, lag seine Mannschaft mit 13:17 in Rückstand. Bei Norwegen stand inzwischen Sikje Solberg-Östhassel zwischen den Pfosten, die sich gut einfügte.
Sobald Norwegen den Ball schnell machte, lief Deutschland hinterher. Veronica Kristiansen netzte aus dem Tempo heraus zum 21:14 (42.) ein, Camilla Herrem ließ das 23:16 (50.) folgen. Beste deutsche Spielerin in dieser Phase war Filter, die mit ihren Paraden eine Klatsche noch verhinderte. Der Angriff war hingegen weiterhin das große Problem. Auch die Umstellung auf zwei Kreisläuferinnen war nicht erfolgreich.
Das deutsche Team lief sich wiederholt fest und kreierte kaum noch Torchancen - und wenn doch, stand immer wieder Solberg-Östhassel im Weg. Reistad legte das 25:16 (54.) nach. Kurz darauf wurde es still in der Halle: Vilde Ingstad blieb nach einer Angriffsaktion schreiend liegen. Meike Schmelzer hatte sie angenommen; an sich kein böses Foul, aber Ingstad geriet aus dem Gleichgewicht und verdrehte sich das Knie.
Die Kreisläuferin wurde minutenlang auf dem Feld behandelt, bevor sie sich unter dem Applaus der Zuschauer:innen erhob und von dem Betreuerteam direkt in die Kabine geführt wurde. In den verbleibenden Minuten hielt Norwegen das Tempo hoch und trieb seinen Vorsprung weiter in die Höhe; Deutschland hatte sich aufgegeben. Am Ende stand ein verdienter 30:18-Erfolg für Norwegen zu Buche.
Norwegen: Lunde (6/2 Paraden), Solberg-Östhassel (7/1 Paraden); Reistad 8/2, Oftedal 4, Ingstad 3, Kristiansen 2, Skogrand 2, Mörk 2, Brattset Dale 2, Breistöl 2, Herrem 2, Solberg-Isaksen 2, Aardahl 1, Jacobsen
Deutschland: Filter (14/1 Paraden), Wachter; Bölk 3, Döll 3/1, Leuchter 3, Antl 2, Smits 2, Behrend 2, Lott 1, Maidhof 1, Stockschläder 1, Grijseels, Schmelzer, Behnke
Schiedsrichter: Konjicanin / Konjicanin (BIH)
Strafminuten: 6/4
Siebenmeter: 2/4 ; 1/4
jun