07.12.2024, 21:55
Rückschlag ums Halbfinale für Team Oranje
Beim letzten Großturnier von Thorir Hergeirsson als norwegischer Nationaltrainer trumpften die Nordeuropäerinnen am Samstag gegen die Niederlande vom ersten Moment an groß auf. Mit unnachahmlicher Routine zogen sie dem Team Oranje den Zahn und unterstreichen mit dem 31:21 (15:9)-Sieg ihre Ambitionen auf die Goldmedaille.
Die Niederländerinnen und die Norwegerinnen stiegen rasant ins Topspiel des zweiten Hauptrunden-Spieltags in Wien ein, wobei Team Oranje durch den Sieg Dänemarks gegen Deutschland auf Rang drei des Klassements verdrängt worden war. Im Tempospiel hatte Norwegen nach Solberg-Isaksens 2:1-Treffer (3.) stets die Nase vorn - auch weil die Werferinnen den gegnerischen Rückzug fast ständig überrumpelten.
Nach dem 3:7 (12.) zog Henrik Signell daher die Notbremse und buzzerte zur ersten Auszeit, doch selbst in Überzahl, Norwegens Abwehrchefin Brattset Dale saß draußen, genügten weder Nüsser noch Malestein im Nachwurf große Räume, um den Ball an Katrine Lunde vorbei zu bugsieren. Seit dem 3:4 (6.) warteten die Westeuropäerinnen auf einen Treffer, ehe sie durch Inger Smits' 4:8 (15.) von der Torflaute erlöst wurden.
Die Niederländerinnen schienen den Kampf anschließend anzunehmen, indem sie entschieden auf die norwegischen Schützinnen heraustraten. Rinka Dujndam leistete mit einer Siebenmeter-Parade ihren Beitrag dazu, das der Unterschied schmolz, obwohl Lunde weiter überragend parierte. Larissa Nüsser verkürzte auf 7:9 (22.), ehe Stine Skogrand beim nächsten norwegischen Siebenmeter erfolgreich war.
Auch wenn die Norwegerinnen inzwischen regelmäßig in den Positionsangriff mussten und nicht mehr, wie zu Beginn, einfache gegnerische Fehler in eigene Treffer verwandeln konnten - sie verwalteten dank Lunde und ihrer 44-Prozent-Quote die Führung mit einer zur Schau getragenen Leichtigkeit. Dass der Konter von Mit-Oldie Camilla Herrem zum 15:9 gerade noch vor die Halbzeit-Sirene passte, unterstrich dieses Bild.
Man war gespannt, ob die Niederlande nach dem Seitenwechsel ein anderes Gesicht zeigen würden. Offensiv hatte bisher nur Nüsser im rechten Rückraum mit vier Treffern bei vier Versuchen überzeugt. Tatsächlich zeigte sich Team Oranje nun in Abwehr und im Angriff beweglicher, lief aber schon nach 200 Sekunden in den nächsten Konter. Ingvild Bakkerud war nach einem Ballgewinn auf und davon.
Bis auf Reistad und Herrem, die zum 11:19 (37.) konterte, spielte Norwegen über einige Strecken mit der zweiten Garde, wechselte aber auch häufig - und ein Rädchen griff fast stets ins andere, während die Niederlande ihr Abschluss-Problem gegen Lunde auch in der zweiten Spielhälfte nicht lösen konnten. Nur 30 Prozent der Angriffe führten zu Zählbarem, bei Norwegen war immerhin jeder zweite erfolgreich.
So keimte keine Spannung mehr auf. Dass Dujndam zum 12:20 (40.) netzte, war kaum eine Randgeschichte. Während Norwegen über 13:24 (45.) und 15:28 (52.) zum 21:31-Endstand eilte und klar auf Medaillenkurs ist, hat Oranje nun noch die Spiele gegen Slowenien und Hauptgegner Dänemark vor sich, um das Halbfinale zu erreichen - und könnte damit zeigen, dass dieser Samstag in seiner Rabenschwärze einmalig war.
Mit dem deutlichen Sieg gegen die Niederlande setzt Norwegen ein Ausrufezeichen - auch für das Spiel gegen Deutschland, das Oranje in der Vorrunde unterlegen war. Ohne eine klare Steigerung in Bezug auf dieses Spiel und das nach der 45. Spielminute ungleiche Duell mit Dänemark dürfte die DHB-Auswahl am Montagabend (18 Uhr / Sportdeutschland.TV) gegen Norwegen ähnlich chancenlos sein.
Niederlande: Duijndam (7 Paraden), ten Holte (5 Paraden); Nüsser 5, Smits 4, Molenaar 3, van der Heijden 2, van der Helm 2, Housheer 2, van Wetering 1, Haggerty 1, Abbingh, Freriks, Sprengers, Maarschalkerweerd, Malestein, Dekker
Norwegen: Lunde (14 Paraden), Solberg-Oesthassel; Herrem 6, Reistad 4, Aardahl 3, Brattset Dale 3, Bakkerud 3, Solberg-Isaksen 3, Breistøl 2, Røsberg Jacobsen 2, Skogrand 1, Deila 1, Hovden 1, Deila 1, Høgseth 1, Obaidli
Zuschauer: 3.267 (Wiener Stadthalle, AUT)
Schiedsrichter: Carmaux / Mursch (FRA)
Strafminuten: 4 / 8
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