22.03.2024, 21:53
Hausherren im Thriller mit dem besseren Ende
Der TBV Lemgo Lippe ließ sich beim Gastspiel in Kassel in der Handball Bundesliga nicht abhängen, glich zwanzig Sekunden vor dem Ende erneut aus - doch die MT Melsungen konnte durch Dainis Kristopans mit dem entscheidenden 26:25 (13:11) antworten und so zwei wichtige Punkte im Kampf um den internationalen Wettbewerb einfahren.
Vor 4.352 Zuschauer in der Rothenbach-Halle in Kassel begannen sowohl die MT Melsungen wie auch der TBV Lemgo Lippe nach der Pause der Handball Bundesliga für die Olympia-Qualifikation nervös, die ersten Angriffe gingen auf beiden Seiten ins Leere. Nebojsa Simic und Urh Kastelic verbuchten zudem die ersten Paraden, nach einem Ballgewinn in der Deckung konnte Lukas Zerbe dann aber nach über vier Minuten im Gegenstoß den ersten Treffer der Partie erzielen - und Lukas Hutecek legte in Überzahl gleich noch einen nach.
Das 0:2 weckte die MT Melsungen dann auf, nach fast sieben Minuten gelang Erik Balenciaga der ersehnte erste Treffer. Niels Versteijnen beantwortete diesen Gegentreffer zwar ebenso wie Lukas Zerbe den nächsten, doch aus dem 2:4 wurde nach einem Siebenmeter von Dimitri Ignatow und dem Ausgleich von David Mandic durch einen erfolgreichen Versuch von Adrian Sipos nach vierzehn Minuten beim 5:4 dann die erste Melsunger Führung.
Lukas Hutecek und kurz darauf Jan Brosch konnten für die Lemgoer ausgleichen, mit einer weiteren Dreier-Serie hatte sich Melsungen beim 9:6 dann aber nach zwanzig Minuten etwas Luft verschafft und schien das Spiel in den Griff zu bekommen. Lemgo meldete sich mit einem Doppelschlag zurück, der psychologisch wichtige Ausgleich sollte zunächst aber nicht mehr gelingen. Auf der anderen Seite konnten sich die Gastgeber auch nicht auf mehr als drei Tore absetzen, mit einem 13:11 ging es in die Kabinen.
Nach Wiederbeginn schien die MT Melsungen dann aber früh die Weichen in Richtung Heimsieg zu stellen: Dimitri Ignatow verwandelte einen weiteren Siebenmeter und flankiert von zwei Paraden von Nebojsa Simic baute Elvar Örn Jonsson den Vorsprung mit einem Doppelschlag zum 16:11 auf fünf Tore aus. Lemgo war nach dem Fehlstart in den zweiten Abschnitt unter Druck, Florian Kehrmann entschied sich zu einem Wechsel und beorderte Finn Zecher zwischen die Pfosten.
Zecher fügte sich gleich mit einer Glanztat ein und so konnten Emil Buhl Laerke und Jan Brosch die Gäste wieder auf die aus dem ersten Abschnitt gewohnten drei Tore heranbringen. Und Lemgo setzte nach: Zecher verbuchte weitere Paraden und seine Vorderleute setzten zu einer Dreier-Serie an - der Anschluss war wieder hergestellt. Beim Stand von 18:17 verhinderte dann nur eine Glanztat von Nebojsa Simic den Ausgleich und nach einem von Finn Zecher parierten Siebenmeter kam der MT dann die Querlatte zur Hilfe.
Die Begegnung war zu einem zähen Ringen geworden, auf beiden Seiten mussten sich Chancen hart erarbeitet werden - die Defensivformationen bestimmten das Geschehen. Melsungen legte dabei immer wieder zwei Tore vor, Lemgo zog mit dem Anschlusstreffer nach. Dabei gab es allerdings auch einige sehenswerte Aktionen, wie das Anspiel von Erik Balenciaga hinter dem Rücken auf Rogerio Moraes vor dessen 22:20. Nach einer Simic-Parade bot sich der MT wieder die Möglichkeit auf eine Drei-Tore-Führung, doch auch mit sieben Feldspielern liefen sich die Gastgeber immer wieder fest.
Auch eine Überzahl konnte Melsungen nicht nutzen, Lemgo ließ sich nicht abschütteln - auch nicht in einer weiteren Unterzahl. Spätestens nach dem erneuten Anschluss zum 24:23, Tim Suton hatte nach einer Abräumaktion eine Lücke gefunden, hatte sich die Begegnung zu einem Krimi entwickelt: Dainis Kristopans legte vor, doch nach einiger Unruhe sorgte Nicolai Theilinger wieder für den Anschluss.
"In der 58. Minute kam dann Thermik rein, da fühlte ich mich echt benachteiligt. Da bin ich auch stinksauer", erklärte unterdessen Florian Kehrmann mit Blick auf die Unruhe nach dem Spiel. Nach dem Treffer von Kristopans hatte der Lemgoer Coach sich über die weiterlaufende Uhr beschwert und dafür nach zuvor bereits erfolgter Verwarnung eine Zeitstrafe kassiert - die Uhr wurde nach Heranziehen des Videobeweis dann zwar korrigiert, die Strafe aber blieb.
Doch Lemgo blieb trotz Unterzahl im Spiel: Melsungen verlor den Ball, Lukas Zerbe hatte erfolgreich ein Offensivfoul gezogen. Theilinger ergriff erneut die Chance, glich zum 25:25 aus - der erste Ausgleich seit dem 6:6. Die Spannung und auch die Hektik hatten zugenommen, Roberto Garcia Parrondo nahm die Auszeit für einen ruhigen letzten Angriff.
Fünfzehn Sekunden blieben der MT noch und diese sollten reichen: Dainis Kristopans bot sich eine Lücke, der Hüne brach durch und vollendete mit einem Dreher durch die Beine von Zecher. Lemgo versuchte einen letzten Verzweifelungswurf, doch dieser wurde geblockt und so feierte Melsungen ein glückliches 26:25.
Durch den Erfolg hat sich die MT Melsungen mit nun 35:17 Punkten am THW Kiel vorbei auf den vierten Rang der Handball Bundesliga geschoben, der Rekordmeister hat allerdings drei Spiele weniger absolviert und kann bereits morgen mit einem Sieg im Nordderby wieder antworten. Im Kampf um den fünften Platz und das garantierte Ticket in den internationalen Wettbewerb waren es für die MT aber zwei wichtige Punkte. Lemgo rutscht hingegen auf den zehnten Tabellenplatz.
MT Melsungen: Simic (10 Paraden), Morawski; Kristopans 5, Balenciaga Azcue 4, E. Jonsson 4, Ignatow 3/2, Moraes Ferreira 3, Martinovic 2/2, Aho 1, Drosten 1, Kühn 1, D. Mandic 1, Sipos 1, Arnarsson, Kastening, Pavlovic
TBV Lemgo Lippe: Kastelic (4 Paraden), Zecher (6/1 Paraden); Laerke 7, Hutecek 3, Suton 3, Theilinger 3, Zerbe 3/1, Brosch 2, Carstensen 1, Petrovsky 1, Simak 1, N. Versteijnen 1, Zehnder, Battermann, Schagen
Zuschauer: 4352
Schiedsrichter: Sascha Schmidt / Frederic Linker
Strafminuten: 6 / 10
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