24.04.2024, 22:24
Mammutaufgabe für das Rückspiel und das Ticket nach Köln
Mit einer starken Leistung trumpfte Montpellier in heimischer Halle im Viertelfinale der Handball Champions League gegen den THW Kiel auf. Der Bundesligist hat für das Ticket zum Final4 nach Köln im Rückspiel eine schwere Hypothek zu tilgen, ein 30:39 muss gedreht werden.
Montpellier hatte den THW Kiel mit der Entscheidung, für das Viertelfinale der Handball Champions League im angestammten, aber kleineren FDI Stadium zu bleiben, überrascht. In der mit 3.000 Zuschauern ausverkauften Arena konnten die französischen Hausherren ihren Heimvorteil nutzen.
Nach dem ersten Treffer durch Yanis Lenne übernahmen die Gäste kurzzeitig das Kommando: Niclas Ekberg und Mykola Bilyk sorgten für den Führungswechsel und den Ausgleich beantwortete Eric Johansson mit einem Doppelschlag zum 2:4. Nach sechs Minuten schien der THW im Spiel zu sein.
Die Gastgeber zeigten sich, auch wenn sie gegen den in Montpellier geborenen Samir Bellahcene den ersten Siebenmeter vergaben, aber nicht nachhaltig beeindruckt: Der glänzend aufgelegte Yanis Lenne und Valentin Porte glichen aus. Remi Desbonnet verbuchte im Tor die ersten Paraden und entschärfte auch einen Strafwurf von Niclas Ekberg, Lucas Pellas konnte die Franzosen in Führung werfen, Veron Nacinovic ließ noch das 6:4 folgen.
Hendrik Pekeler beendete zwar den Vier-Tore-Lauf der Hausherren und die fünfminütige Durststrecke der Kieler, doch Montpellier behielt das Heft in der Hand: Die Mannschaft von Patrice Canayer legte immer wieder zwei Treffer vor - und Torhüter Remis Desbonnet, der während einer Unterzahl ins verwaiste Kieler traf, erhöhte beim 10:7 erstmals auf drei. Lucas Pellas beantwortete den nächster Kieler Treffer direkt durch die Schnelle Mitte, die Halle feierte. Montpellier lief auf Hochtouren.
Für den THW Kiel öffnete sich die Tür, als Montpellier erst eine Strafzeit kassierte und kurz darauf, als Eric Johansson zu Boden ging, nutzten die slowenischen Unparteiischen den Videobeweis: Bojan Lah und David Sok entschieden nach Ansicht der Bilder auf eine direkte rote Karte gegen Marko Panic. Der Bosnier hatte Johansson nach dessen Abspiel mit dem Arm im Gesicht erwischt. Kiel hatte somit gut neunzig Sekunden doppelte Überzahl.
Kapital konnten die Kieler aus der Situation nicht schlagen, im Gegenteil: Yanis Lenne traf trotz Nullwinkels auch seinen fünften Wurf und kurz vor dem Ablauf der zweiten Strafzeit erhöhte Stas Skube beim 13:8 den Abstand auf fünf Treffer. Filip Jicha, der bereits Tomas Mrkva für Samir Bellahcene zwischen die Pfosten beorderte, reagierte mit einer Auszeit, orderte eine 3:2:1-Abwehr und mehr Struktur in der zweiten Welle.
Ein zweiter von Niclas Ekberg vergebener Siebenmeter, nahm zunächst den Rückenwind nach der Auszeit, doch nach ersten Wechseln hatte auch Montpellier den Faden etwas verloren: Eric Johansson übernahm die Strafwürfe und verwandelte den ersten, Rune Dahmke und Harald Reinkind verkürzten - flankiert von Mrkva-Paraden beim 14:12 (21.) auf zwei Tore
In Überzahl konnten Pellas und Konan den Abstand dann wieder auf vier Tore stellen und in diesem Bereich blieb der Abstand bis zur Pause, denn Montpellier funktionierte ausgezeichnet, vor allem die Beinarbeit: Nach einem Treffer von Rune Dahmke reichten Montpellier zwölf Sekunden für den Treffer zum 20:16-Pausenstand durch Stas Skube.
In den ersten Minuten des zweiten Abschnitts konnte Kiel nicht verkürzen, dann rückte Montpelliers Torhüter Remis Desbonnet in den Fokus: Er hatte einen Durchbruch von Steffen Weinhold abgewehrt und war danach zu Boden gegangen, die Schiedsrichter entschieden auf Kopftreffer und wollten den Kieler Angreifer mit zwei Minuten bestrafen - Desbonnet korrigierte dies aber und stellte klar, dass er den Ball erst an den Arm und dann von dort ins Gesicht bekommen habe.
Die Szene und eine weitere Parade von Desbonnet putschten die Halle auf: Valentin Porte und Veron Nacinovic erhöhten den Abstand beim 24:18 erstmals auf sechs Tore und als Stas Skube und Yanis Lenne den nächsten Øverby-Treffer doppelt beantworteten, stand beim 26:19 erstmals eine Sieben-Tore-Differenz auf der Anzeigetafel. Filip Jicha sah sich, nicht einmal acht Minuten nach Wiederbeginn, zur Auszeit gezwungen.
Im Kampf um eine gute Ausgangslage für das Rückspiel konnte der Handball Bundesligist in der Folge allerdings keinen Boden gut machen. Bis zum 30:23 blieb der Abstand im Bereich von fünf bis sieben Toren, bevor dann Sebastian Karlsson mit etwas Glück in Überzahl auf 31:23 erhöhte.
Die Neun-Tore-Führung verpasste Desbonnet allerdings mit einem Wurf neben das in Unterzahl verwaiste Kieler Gehäuse. Patrick Wiencek setzte zwar zwei wichtige Treffer, doch Kiel war weiter unter Druck. Längst ging es um Schadensbegrenzung.
Montpellier suchte unterdessen die Vorentscheidung, versuchte den Vorsprung für das Rückspiel in Kiel so komfortabel wie möglich zu gestalten. Filip Jicha beorderte derweil Samir Bellahcene zurück zwischen die Pfosten, stellte die Deckung um - doch das Team von Patrice Canayer hatte weiter Antworten und mit Remi Desbonnet weiter einen starken Rückhalt.
Die Gastgeber vergaben indes die Chance auf eine zweistellige Führung, bevor Kiel in den letzten Minuten die Ausgangslage die Aufholjagd für das Rückspiel auch dank einer Überzahl und einer offensiven Deckung vorzubereiten schien. Doch das letzte Wort hatte wieder Montpellier, das mit dem 39:30 durch Remis Desbonnet ein Neun-Tore-Polster mit nach Kiel nimmt.
"Wir kassieren 39 Tore, das ist viel zu viel. Wir haben in der Deckung nicht gut gespielt, konnten unseren Torhütern nicht helfen und sie uns auch nicht. Vorne haben wir in der Offensive zu viele Chancen vergeben und waren einfach nicht gut genug", bilanzierte Mykola Bilyk nach der Begegnung. Der Rückraumspieler, fügte mit Blick auf das Rückspiel an: "Es wird hart, neun Tore ist viel - aber im Sport ist vieles möglich und wir werden alles versuchen."
Montpellier HB: Desbonnet (16/2 Paraden), Bolzinger; Y. Lenne 7, Pellas 7/5, Skube 6, Monte Dos Santos 4, Nacinovic 4, Porte 3, D. Simonet 3, Desbonnet 2, Konan 2, Karlsson 1, Fernandez, Panic, A. Lenne, Prat, Cornette
THW Kiel: Mrkva (6 Paraden), Bellahcene (2/1 Paraden); Johansson 8/2, Bilyk 7, Wiencek 3, Överby 3, Dahmke 2, Pekeler 2, Duvnjak 1, Ehrig 1, Ekberg 1, Wallinius 1, Weinhold 1, Szilagyi
Zuschauer: 3000 (FDI Stadium, Montpellier)
Schiedsrichter: Bojan Lah / David Sok (Slowenien)
Strafminuten: 8 / 10
Disqualifikation: Panic (14.) / -
cie