14.04.2024, 17:34
Qualifikationsturnier in Neu-Ulm
Im Duell der beiden montenegrinischen Trainer, Dragan Adzic und Bojana Popovic, kam es am Sonntag zum Kampf um das zweite Neu-Ulmer Olympiaticket. Slowenien erkämpfte dabei nach 30 Minuten gegen Montenegro eine 14:11-Vorlage. In der zweiten Halbzeit ließ sich Slowenien den Coup nicht mehr nehmen und fährt erstmals zu Olympischen Spielen.
In der noch weitgehend gefüllten Arena in Neu-Ulm führten Slowenien und Montenegro, wie erwartet, vom ersten Moment an, einen beherzten Kampf, angestachelt von einigen lautstarken Fans beider Nationalitäten. Bei Slowenien spielte sich dabei in der frühen Phase Spielmacherin Elizabeth Omoregie in den Vordergrund. Star-Spielerin Ana Gros sorgte nach fünf Minuten für die 2:1-Führung.
Den beinharten Fight bekam Montenegros Kreisläuferin Tatjana Brnovic kurz darauf als erste zu spüren. Nachdem sie sich den Schweiß aus dem Gesicht gewischt hatte, ging es weiter. Slowenien schien in der Abwehr die nötige Schippe draufzulegen und legte vor. Amra Pandzic ließ sich alsbald die vierte Parade notieren, doch im Gegenzug war Armelle Attingre das personifizierte Lebenszeichen Montenegros.
Das von der Abwehr und den Torhüterinnen geprägte Duell war über Ljepojas Konter zum 4:6 (14.) hinaus stark von der Taktik geprägt. Montenegro wählte dabei im Positionsangriff nicht immer die richtige Tiefe und war daher im Hintertreffen. Überdies handelte sich Brnovic im Rückzug eine unnötige Zeitstrafe ein. Slowenien baute den Vorsprung auf 4:8 (17.) aus. Bojana Popovic rief ihre Schützlinge an die Seitenlinie.
Nach Grbics 7:9 (20.) war Montenegro etwas besser ins Spiel, fing sich aber weiterhin schnelle Gegentreffer ein, wenn Attingre den Wurf nicht abwehren konnte. Weil die Französin mit dem montenegrinschen Pass bis zur 26. Spielminute neun slowenische Angiffe stoppte und Klikovac dann einen Siebenmeter erwirkte, stellte Pletikosic von der Markierung den 10:11-Anschluss her. Montenegro schöpfte kurzzeitig Hoffnung.
Gros und Omoregie besorgten Slowenien nach 30 Minuten die 11:14-Führung. Die Sieben von Dragan Adzic, selbst Montenegriner, schien dem Ansturm standzuhalten. Dabei hat Slowenien in den vergangenen Jahren, abgesehen vor einem WM-Spiel 2021, alle Duelle gegen Montenegro verloren. Der kleine Handball-Riese vom Balkan konnte die positive Bilanz aber bisher nicht als Rückenwind nutzen.
Das Bild schien sich in der zweiten Halbzeit nicht zu ändern. Auch wenn Attingre einen Siebenmeter parierte, blieb Montenegro doch im Hintertreffen. Das Angriffsspiel wirkte weiterhin etwas behäbig, wohingegen die Sloweninnen das Spiel aus der Führung heraus - anscheinend recht entspannt - beherrschten, indem sie die gegnerischen Fehler weiterhin rigoros nutzten, wie bei dem überfallartigen Konter mit Stankos 15:20 (43.).
Es war auch eine Meisterleistung der Sloweninnen, sich nach der folgenden Auszeit unmittelbar auf die gegnerische 5:1-Formation einzustellen und somit auf dem Gaspedal zu bleiben. Auch dass Kreisläuferin Klemencic dann die Zeitstrafe gegen Klikovac zog, half. An den Gesten auf und neben dem Feld war abzulesen, dass Slowenien zwölf Minuten vor Schluss, 18:24, allmählich an den Coup glaubte.
Die Sprechchöre der wenigen slowenischen Fans besorgten den Rest: Slowenien ist bei den Olympischen Spielen dabei. Es ist das erste Mal. Für Montenegro reißt hingegen, nach drei Teilnahmen seit 2012, eine Serie. Die Sieben von Bojana Popovic kämpfte, und beim 24:27 (57.) schien die Tür nochmals aufzugehen - doch am Ende einer etwas chaotischen Schlussphase besiegelte Mavsar den 30:26-Sieg Sloweniens.
Felix Buß