18.06.2022, 17:06
Final Four in Köln
Der erste Champions-League-Finalist steht fest: Polens Vorzeigeklub Kielce gewann ein packendes erstes Halbfinale mit 37:35 (16:18) gegen den ungarischen Spitzenklub Veszprem. Nationalkeeper Andreas Wolff überragte nicht, war in der entscheidenden Phase nach der Pause aber voll da.
Schon im ersten Halbfinale war Handball der Extraklasse erwartet worden - und die knapp 20.000 Zuschauer in Köln wurden keineswegs enttäuscht. Vom Start weg entwickelte sich eine offen geführte Partie, die wahnsinniges Tempo und leichte Vorteile für Veszprem vorzuweisen hatte. Yahia Omar beispielsweise konnte mit seiner unglaublichen Athletik von Kielce nur schwer gestoppt werden. Doch die Polen gestalteten das Ergebnis trotz einiger schwacher Abschlüsse stets eng - ein Dreifach-Kempa in Überzahl ließ die Arena erstmals kochen (2:2, 3.).
Das Torhüterduell im ersten Abschnitt entschied der spanische Nationalkeeper Rodrigo Corrales in Diensten der Ungarn klar für sich. Andreas Wolff, der unter der Woche nicht vollumfänglich hatte trainieren können, bekam zu wenig zu packen und wurde in Minute 22 folgerichtig ausgewechselt.
Petar Nenadic, vier Jahre zwischen 2014 und 2018 unermüdlicher Shooter bei den Füchsen Berlin, lief Mitte der ersten Hälfte heiß und bescherte Veszprem zwei Drei-Tore-Vorsprünge (14:11, 18:15). Kielce aber bewies Cleverness, für die Trainersohn Alex Dujshebaev exemplarisch stand, und ging nur mit Minus zwei in die Kabine (16:18).
Nach dem Seitenwechsel drehte sich der Wind in Köln, Kielce hatte nach dem rasch hergestellten Ausgleich Oberwasser. Wolff parierte einen Siebenmeter gegen Kentin Mahé und lief allmählich heiß. Auch das Spielglück war nun bei den Polen, die plötzlich mit vier Toren führten (25:21, 42.).
Veszprem hatte mitunter arg an der Roten Karte für Abwehrspezialist Blaz Blagotinsek zu knabbern, vorne ging es weit nicht mehr so einfach von der Hand wie noch im ersten Durchgang. Veszprem-Coach Momir Ilic, ehemaliger Bundesliga-Profi in Diensten des VfL Gummersbach und THW Kiel, raufte sich immer wieder die Haare.
Eine Vorentscheidung war deswegen aber noch lange nicht gefallen, zehn Minuten vor Schluss führte Kielce nur noch mit zwei Toren Vorsprung. Die offensive Deckungsvariante schmeckte der Mannschaft von Talant Dujshebaev nämlich nicht, leidenschaftlich kämpften sich die Magyaren zurück ins Spiel.
Sechs Minuten vor Schluss war es dann Daniel Dujshebaev, der beim 34:30 doch eine kleine Vorentscheidung herbeiführte. Am Ende stand ein mit Blick auf die Leistungssteigerung nach der Pause nicht unverdienter Finaleinzug der Polen (37:35), die am Sonntag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) im Finale auf den Sieger des zweiten Halbfinals zwischen dem FC Barcelona und dem THW Kiel treffen.
"Ich bin sehr, sehr glücklich", erklärte Wolff hinterher: " Wir haben viel Herz und Charakter gezeigt und eine unglaubliche Moral bewiesen. Wenn du 35 Tore fängst, kannst du natürlich nicht zufrieden sein. Aber wenn beide Teams ihre Stärken im Angriff haben, sieht ein Ergebnis eben mal so aus."
Tore für Veszprem: Lauge Schmidt 8, Strlek 7, Marguc 6/4, P. Nenadic 6, Fathy Omar 4, Blagotinsek 1, Mahé 1, Maqueda 1, A. Nilsson 1
Tore für Kielce: Moryto 8/3, Karacic 5, A. Dujshebaev 4, Kulesch 4, Tournat 4, D. Dujshebaev 3, Karalek 2, Nahi 2, Sicko 2, B. Vujovic 2, Thrastarson 1
Schiedsrichter: Mads Hansen (Dänemark)/Jesper Madsen (Dänemark)
Zuschauer: 19.250
Strafminuten: 16 / 10
Disqualifikation: Blagotinsek (34.) / -
msc