02.06.2024, 18:22
Melsungen erzielt nur sieben Tore in Halbzeit zwei
Die MT Melsungen und der THW Kiel lieferten sich im letzten Spiel der Saison eine sehr umkämpfte und in der ersten Halbzeit besonders fehlerbelastete Partie. In der Schlussphase überragten die Torhüter: Schlussendlich trennten sich beide Teams beim 23:23 (16:11) mit einem verdienten Unentschieden.
Das Hinspiel im September konnte die MT bei den eigentlich heimstarken Kielern mit 30:35 gewinnen. Somit musste der THW schon am vierten Spieltag die erste Niederlage einstecken. 30 Spieltage später ging es für beide Mannschaften nur noch um den bestmöglichen Tabellenplatz: Während die Nordhessen Platz fünf verteidigen wollten, versuchten die Kieler, alle Möglichkeiten offen zu halten, um die SG Flensburg-Handewitt noch vom dritten Rang zu verdrängen.
Drei MT-Spieler absolvierten dabei ihr letztes Spiel in Kassel: Nach nur einem Jahr wird Sindre Aho verabschiedet, Ivan Martinovic wechselt nach zwei Jahren bei den Mittelhessen zu den Rhein-Neckar Löwen. Für Julius Kühn war es die letzte Partie im MT-Dress nach sieben Jahren. Wohin er geht, ist noch unklar, er betonte vor der Partie jedoch: "Es sieht schon danach aus, dass es in der Bundesliga bleiben wird". Auch auf der anderen Seite war es für ein paar Spieler das "letzte Mal": Für Steffen Weinhold und Niklas Ekberg war es nach zehn beziehungsweise zwölf Jahren das letzte Spiel im THW-Trikot.
Während Weinhold zunächst nur in der Abwehr spielte, hinterlief Ekberg die Melsunger Defensive und sorgte direkt für den ersten Treffer des Spiels. Auf der anderen Seite kassierte Patrick Wiencek in der ersten Abwehraktion direkt eine Zeitstrafe und Timo Kastening verwandelte den dazugehörigen Siebenmeter. Ein Fehlwurf und zwei Ballverluste der Kieler waren der Grund, dass die MT aus einem 1:2 innerhalb von drei Minuten ein 4:2 machte (5.).
Das 3:4 von Elias Ellefsen á Skipagøtu sollte der einzige Treffer für die nächsten vier Minuten sein. Die Zuschauer in der Rothenbach-Halle in Kassel sahen von beiden Mannschaften ein sehr fehlerbehaftetes Spiel. Auf der einen Seite verloren die Nordhessen einen Ball nach dem anderen, auf der anderen scheiterte Kiel immer wieder am überragenden Nebojsa Simic.
Eric Johansson war es dann, der die Zuschauer in der 9. Minute endlich mit einem Schlagwurftor zum 4:4 erlöste. Nachdem Samir Bellahcene einen Strafwurf gegen Timo Kastening parierte, verhinderte ein weiterer Kieler Fehler den Ausgleichstreffer. So war es dann doch Kastening, der die Melsunger wieder in Führung brachte (5:4, 11.).
Á Skipagøtu konnte noch einmal ausgleichen, dann sollte den Kielern jedoch sieben Minuten kein Tor gelingen und die Hausherren setzten sich auf 9:5 ab (17.). Der THW scheiterte ein ums andere Mal am eigenen fehlerbehafteten Spiel: Fehlwürfe und Ballverluste wechselten sich ab und wenn dann doch mal ein Durchbruch gelang, war Simic im Tor zur Stelle. Eine 55%-Paradenquote stand ihm bis dato zu Buche - zum Vergleich: der THW kam lediglich auf eine Wurfquote von mickrigen 33%.
Samir Bellahcene war der einzige Kieler, der dafür sorgte, dass der Rückstand nicht schon größer war. Mit seinem Treffer zum 9:6 beendete Mykola Bylik den 4:0-Lauf der MT. Daraufhin erzielten die Hausherren aber erneut drei Treffer in Folge, sodass der Rückstand in der 23. Minute schon sechs Treffer betrug. Ekberg und Johansson konnten zwar per Doppelschlag auf vier Tore verkürzen (12:8), die Nordhessen antworteten jedoch mit einem 3:0-Lauf zum 15:8.
Bis zur Halbzeit konnte der THW dann noch etwas Ergebniskosmetik leisten. Mit der Schlusssirene erzielte Eric Johansson den Treffer zum 16:11-Halbzeitstand. Zuvor kassierte Sindre Aho auf der Gegenseite nach einem Gesichtstreffer eine Zwei-Minuten-Strafe, sodass die MT in Unterzahl in die zweite Hälfte startet.
Die Kieler waren es dann, die viel besser aus der Kabine kamen. Keine 95 Sekunden nach dem Anpfiff betrug der Rückstand nur noch drei Tore (16:13). Weitere drei Minuten später musste MT-Trainer Roberto Garcia auch schon zur Auszeit greifen: der Vorsprung war auf zwei Tore geschrumpft (18:16, 37.). Daraufhin glänzten beide Torhüter mit einer Siebenmeter-Parade.
Nachdem der THW dann einen Konter verwarf, nahm Filip Jicha nach der verpassten Anschlussmöglichkeit die Auszeit. Er betonte: "Ihr verteidigt sehr gut, aber wir haben vier Minuten kein Tor gemacht" und gab seiner Mannschaft neue Impulse im Angriff. Die Kieler hatten die Fehler der ersten Halbzeit eingestellt, scheiterten aber immer wieder an Simic. Bis zur 45. Minute konnte Melsungen den Zwei-Tore-Vorsprung halten (21:19), fünf Minuten später gelang á Skipagøtu dann der Ausgleichstreffer (21:21).
Samir Bellahcene glänzte im Tor der Zebras nun immer häufiger. Nach seiner zehnten Parade vergab Petter Øverby allerdings die Chance zur ersten Führung nach dem 2:1. Den Ballverlust der Nordhessen nutzte Skipagøtu dann doch zum 21:22.
Eine halbe Minute später konnte Ivan Martinovic noch einmal ausgleichen (22:22), dann begann eine Torhüter-Duell vom feinsten: Spektakuläre Paraden von Simic und Bellahcene wechselten sich ab, darunter zwei gehaltene Siebenmeter von Samir Bellahcene. Fünf Minuten dauerte es, bis der THW Kiel durch den Treffer von Bylik erneut in Führung ging. Nach dem erneuten Ausgleich von Sindre Aho waren noch zwei Minuten auf der Uhr.
Im letzten Angriff der Kieler wurde ein technischer Fehler abgepfiffen, doch der Wurf von Dainis Kristopans landete über dem Tor. Da Hendrik Pekeler ihm bei dem Wurf jedoch im Gesicht traf, griffen die Schiedsrichter zum Videobeweis. Sie entschieden sich für eine Zeitstrafe gegen Pekeler und einen direkten Freiwurf für die MT Melsungen. Den Wurf von Zwei-Meter-Mann Kristopans konnte Bellahcene jedoch festhalten. Es bleibt also beim 23:23-Endstand. Nach der 16:11-Führung zur Halbzeit gelangen den Nordhessen in Hälfte zwei lediglich sieben Tore - großen Anteil daran hatte besonders Samir Bellahcene.
MT Melsungen: Morawski, Simic (17 Paraden); Kastening 9/3, Moraes Ferreira 5, Kristopans 3, Balenciaga Azcue 2, Kühn 2, Aho 1, Martinovic 1, Sipos, Ignatow, Ohl, Drosten, Waldgenbach, Wolf, Hörr
THW Kiel: Mrkva, Bellahcene (12 Paraden); Bilyk 5, á Skipagøtu 5, Johansson 3, Ekberg 2, Faust 2, Landin 2, Pekeler 2, Duvnjak 1, Øverby 1, Reinkind, Weinhold, Wiencek, Dahmke, Wallinius
Zuschauer: 4491 (Rothenbach-Halle Kassel)
Schiedsrichter: Suresh Thiyagarajah (Gummersbach)/Ramesh Thiyagarajah (Gummersbach)
Strafminuten: 6 / 8
Merle Klingenberg