01.05.2024, 22:40
Schlacht ums EHF Final4 in der Champions League
In einer Neuauflage des Vorjahres-Finals der Handball Champions League trafen der SC Magdeburg und KS Kielce diesmal bereits im Viertelfinale aufeinander. Nach dem 27:26-Hinspielsieg des Teams aus Polen ging es im Rückspiel bis in den Shoot-out. Nach dem 23:22 (11:13) in der regulären Spielzeit entschied der SC Magdeburg diesen mit 4:3 für sich und ist beim TruckScout24 EHF Final4 in Köln dabei.
KS Kielce ging wie im Viertelfinal-Hinspiel der Handball Champions League vor einer Woche in eigener Halle auch im Rückspiel in Magdeburg ohne Tomasz Gebala (Zerrung) und den verletzten Michal Olejniczak (Knie) ins Spiel. Im Tor begann nicht etwa Andreas Wolff, sondern Sandro Mestric. Bei Magdeburg fehlte zwischen Tor weiterhin Nikola Portner.
Für beide Teams gab es in der ausverkauften und stimmungsvollen Getec Arena nach dem Anpfiff kein Halten, temporeich und druckvoll wogte die Partie hin und her. Nach 160 Sekunden waren bei Karaleks 2:3 schon fünf Treffer in dieser über den Einzug zum Final4 entscheidenden Partie gefallen.
Magdeburg blieb nach Fehlleistungen von Jensen und Saugstrup gegen Mestric zunächst im Hintertreffen, Hernandez konnte Alex Dujshebaevs 2:4 (5.) letztlich auch nicht verhindern. Die Grün-Roten leisteten sich dann überdies Ungenauigkeiten im Zusammenspiel - 2:5, ehe Mertens die fast fünfminütige Magdeburger Torflaute beenden konnte. Magnusson führte den SCM wieder heran.
Es kam keine Ruhe ins Angriffsspiel des SC Magdeburg, fast jedes Eins-gegen-eins des Bundesligisten wurde von Kielce gestoppt. Alex Dujshebaev und Artsem Karalek erhöhten beim 4:7 (10.) wieder auf drei Tore. Noch einmal warteten die Magdeburger Fans in eigener Halle fünf Minuten auf einen Treffer der Hausherren - ein ungewohntes Bild in der heutigen Zeit.
Der SCM hielt sich aber im Spiel, weil die Abschlussgenauigkeit höher war als bei Kielce. So konnte die unter 40-prozentige Angriffsausbeute übertüncht werden. Beim 6:7 (14.) war der Anschluss wiederhergestellt. Einen Fehlwurf von Kielces Karacic konnte der deutsche Meister-Anwärter jedoch nicht nutzen, weil Kristjansson den sechsten SCM-Ballverlust notieren ließ.
Nachdem Talant Dujshebaev in der ersten Besprechung eine 4:2-Abwehr angeordnet hatte, buzzerte Bennet Wiegert sofort zur nächsten Auszeit und forderte "mehr Kontrolle" im Angriff. Danach rissen Magnusson und Hernandez mit einem Direktwurf das Spiel beim 10:9 (20.) auf Magdeburger Seite. Hornke setzte allerdings zu Wiegerts Verärgerung seine 40-Meter-Chance aufs 11:9 über die Latte.
Magdeburg nahm Kielce nach der 15. Minute bis in die Schlussphase der ersten Spielhälfte das Offensivtempo, Glückswürfe wie Thrastarssons 10:11 (26.) oder Dujshebaevs 11:12 (28.) hielten die Gäste dennoch vorne, da die Grün-Roten die dritte längere Torflaute der Partie erlebten und Magnusson beim Siebenmeter an Wolff scheiterte. Karacic sorgte nach Claars Fehlwurf für den 11:13-Halbzeitstand.
Der Vorsprung von KS Kielce betrug also nach 90 Minuten in der Addition drei Tore. An Sergey Hernandez lag es nicht, der Spanier führte in der Torhüterstatistik mit 37 Prozent abgewehrten Würfen klar, während sein Gegenüber Sandro Mestric nicht überzeugt hatte. So war die Einwechslung von Andreas Wolff vorhersehbar. Kielce wollte die insgesamt gute Abwehrleistung weiter steigern.
Magnusson besiegte den DHB-Torhüter bei drei weiteren Siebenmetern zum Auftakt des zweiten Durchgangs und besorgte unter anderem den 13:13-Ausgleich (33.). Moryto war dies aus gleicher Distanz unterdessen gegen Hernandez nicht gelungen, überdies brachte er Kielce mit einem Foul an Mertens in Unterzahl - und diese sorgte dann für einen kleinen Fingerzeig: Magnusson traf aus dem Spiel zur 15:14-Führung des SCM (35.).
Magdeburg wirkte nun fokussierter und kompakter. Und die Siebenmeter-Marschroute wurde weiter verfolgt. Hinten konnte sich Hernandez weiter steigern, doch der polnische Spitzenklub fand ebenfalls wichtige Stellschrauben: Nicolas Tournat und Daniel Dujshebaev setzten für Kielce die Treffer zur 17:18-Vorlage (44.). Einmal mehr schienen die Gelb-Blauen auf Final4-Kurs zu sein.
Das 20:19 von Saugstrup, der mit Schatten und Licht agierte, war zehn Minuten vor Schluss ein wichtiger Akzent. In der folgenden Unterzahl trumpfte Magdeburg auf, und die 14. Hernandez-Parade nutzte Hornke nach einem vergebenen Siebenmeter zum 22:20 (54.). Fünf Sekunden bevor die letzten fünf Minuten anbrachen, unterbrach Wiegert zum zweiten Mal, weil er Schwachpunkte bei Kielce ausgemacht hatte.
Der Abnutzungskampf gipfelte im Außerordentlichen: Kielce schöpftet nach Wolffs vierter Siebenmeter-Parade wieder Hoffnung, zumal als Karacic zum 23:22 (58.) Anschlusstreffer netzte - in der Addition stand wieder ein Gleichstand zu Buche.
Der SCM nahm dann Zeit von der Uhr, bis Wiegert 13 Sekunden vor Schluss eingriff. Damgaard verpasste den Lucky Punch, Wolff parierte den Wurf des Dänen über den Freiwurfschirm. Den letzten Angriff Kielces pfiffen die Schiedsrichter ab, Talant Dujshebaev war außer sich.
Allerdings hatte sein Sohn Dani Dujshebaev einen Schrittfehler begangen, bevor der Ball doch noch am Kreis beim frei stehenden Mitspieler gelandet war. Die Nebengeräusche der Spielsituation rechtfertigten allerdings, dass die Schiedsrichter nach Abpfiff des Vorteils aufgrund des Schrittfehlers auf Freiwurf für Kielce entschieden, doch dieser landete im Magdeburger Block. Kielce legte nach dem Spiel Protest ein.
Da es die Auswärtstorregel nicht mehr gibt, wurde der Sieger direkt im Siebenmeterwerfen ermittelt. Zweimal fünf Schützen sollten die Reise nach Köln klären. Wolff eröffnete mit seiner fünften 7m-Parade gegen Hornke, doch Hernandez zog gegen Karacic nach und bügelte dann auch O'Sullivans Fehlwurf gegen Wolff im letzten Versuch aus.
Nach dem die ersten fünf Schützen keine Entscheidung gebracht hatten, ging es weiter - und nun konnte jeder Fehlwurf entscheiden: Dylan Nahi vergab seine Chance gegen Sergey Hernandez. Omar Ingi Magnusson bot sich somit die Chance auf die Entscheidung gegen Andreas Wolff. Der Isländer hatte sich in diesem Spiel schon mehrere Fehlversuche von der Markierung geleistet. Doch dieser Wurf saß. Der SC Magdeburg ist nach einer Nerven- und Energieleistung erneut beim EHF Final4 dabei.
0:0 Andreas Wolff pariert gegen Tim Hornke
0:0 Sergey Hernandez pariert gegen Igor Karacic
1:0 Omar Ingi Magnusson verwandelt gegen Andreas Wolff
1:1 Dylan Nahi verwandelt gegen Sergey Hernandez
2:1 Magnus Saugstrup verwandelt gegen Andreas Wolff
2:2 Arkadiusz Moryto verwandelt gegen Sergey Hernandez
2:2 Andreas Wolff pariert gegen Christian O`Sullivan
2:3 Daniel Dujshebaev verwandelt gegen Sergey Hernandez
3:3 Philipp Weber verwandelt gegen Andreas Wolff
3:3 Alex Dujshebav scheitert an Sergey Hernandez
Nach fünf Schützen wurde kein Sieger gefunden, nun fängt Kielce an
3:3 Sergy Hernandez pariert gegen Dylan Nahi
4:3 Omar Ingi Magnusson verwandelt gegen Andreas Wolff
SC Magdeburg: Hernandez (15/1 Paraden) 1 Tor, Aggefors; O.I. Magnusson 6/4, Claar 5, Hornke 4/1, Mertens 2, Saugstrup Jensen 2, Smarason 2, Bergendahl 1, Musche, Kristjansson, Pettersson, Weber, Lagergren, O`Sullivan, Damgaard
KS Kielce: Mestric (2 Paraden), Wolff (8/4 Paraden), A. Dujshebaev 4, D. Dujshebaev 3, Karacic 3, Karalek 3, Thrastarson 3, Tournat 3, Nahi 2, Moryto 1/1, Wiaderny, Konkou, Surgiel, Pasczkowski
Zuschauer: 6600 (Getec Arena Magdeburg)
Schiedsrichter: Mirza Kurtagic / Mattias Wetterwik (SWE)
Strafminuten: 8 / 6
Felix Buß