22.09.2024, 19:48
Rekordmeister schlägt Meister
Der THW Kiel hat das Topspiel in der Bundesliga gewonnen. Meister SC Magdeburg erreichte in der 2. Halbzeit zu keinem Zeitpunkt die gewohnte Leistung und verlor letztlich deutlich mit 24:29.
Ohne Philipp Weber, aber mit Manuel Zehnder empfing der SC Magdeburg den THW Kiel am Sonntagabend zum Topspiel. Das erste Tor gehörte dabei Omar Ingi Magnusson per Siebenmeter (1:0, 1.). Der Isländer war der einzige Rückraumspieler der Elbstädter, der nicht in der Abwehr rausrotiert wurde: Manuel Zehnder und Gisli Kristjansson waren Teil eines Abwehr-Angriff-Wechsels.
Im Positionsangriff sahen sich die Hausherren dabei mit einer offensiven 6:0-Deckung konfrontiert. Gegen die fanden die Magdeburger zunächst gute Lösungen und legten bis zum 4:3 (5.) vor, dann meldeten sich auch die Zebras an. Torschütze zum ersten Führungstreffer war der überragend gestartete Emil Madsen.
Auch danach gingen die Kieler voran. Mit einem gut aufgelegten Andreas Wolff zwischen den Pfosten stürmte der deutsche Rekordmeister druckvoll nach vorne, wo sich Eric Johansson als Entscheider entpuppte. Der Rückraumwerfer schweißte seine Würfe zum 7:5 und 8:6 vorbei an Sergey Hernandez in die Maschen (10.).
Und so ging es weiter: Wolff als Rückhalt, die Halbpositionen in Topform - Emil Madsen erhöhte auf 10:7 (14.). Sowieso schien der Wind nun in die Kieler Segel zu blasen, etwa als Domagoj Duvnjak den Abpraller nach einem missglückten Kempa glücklich wie kampfstark zum 12:9 über die Linie zwang. Kurz darauf wurde aus dem Plus-Drei sogar ein Plus-Vier, wieder waren Wolff und Madsen die Protagonisten (13:9, 20.).
Bennet Wiegert hatte darauf mit einer Auszeit reagiert und monierte die Körpersprache seiner Mannschaft in der Deckung. Das half: Daniel Pettersson verkürzte kurz darauf auf 13:11, zudem strich der eingwechselte Nikola Portner die erste Parade ein. Im Gegenzug spielte Albin Lagergren Christian O´Sullivan frei, welcher einen Durchbruch zum 13:12 nutzte. Nun zog Filip Jicha das Timeout (22.).
Dennoch waren die Elbstädter zunächst weiter am Drücker. Die Kieler Deckung verspekulierte sich und öffnete so einen Raum, welchen Matthias Musche zum 14:14 verwertete (26.). Rune Dahmke und Emil Madsen konterten mit einem Doppelschlag, zudem parierte Wolff beim Siebenmeter gegen Magnusson. Nun lief es für Kiel: bis in die Schlusssekunden. In denen kaufte Portner Dahmke einen Außenwurf ab, den Schlusspunkt setzte Manuel Zehnder mit einem Siebenmeter-Tor zum 15:16-Anschlusstreffer.
Der THW Kiel kam hellwach aus dem Kabinentrakt. Emil Madsen feuerte direkt zwei Bälle in Serie ins Toreck, hinten war Andreas Wolff weiter ein Faktor. Nach einem Gegenstoß zum 20:16 war der höchste Vorsprung aus der ersten Halbzeit wiederhergestellt (36.).
Kurz darauf gab es sogar die Möglichkeit, auf Plus-Fünf zu stellen. Eric Johansson setzte einen Stemmwurf von der halblinken Position, welchen Nikola Portner parierte. Der Abpraller landete aber bei Petter Øverby, doch der SCM-Keeper war wieder im Weg. Der Kieler hatte jedoch kein Trikot mehr an. Dieses war im vorher von der Magdeburger Deckung ausgezogen worden. Folglich gab es Siebenmeter, doch Portner blieb auch beim dritten Mal Sieger.
Kapital schlugen die Sachsen-Anhalter daraus aber nicht. Beim Stand von 22:18 drückte Bennet Wiegert das zweite Mal auf den Auszeitbuzzer (43.). Seine Mannschaft vergab aber die Folgeaktionen: Erst hämmerte Michael Damgaard daneben, dann traf Matthias Musche den Pfosten, dann scheiterte Omar Ingi Magnusson im Gegenstoß an Wolff, dann landete ein schwacher Pass im Aus. Die erneute Chance auf das Plus-Fünf bereite Jicha dann mit seinem zweiten Timeout vor (45.).
Das funktionierte. Wieder war es der erneut bockstarke Emil Madsen, der den Kieler Vorsprung in die Höhe schraubte (23:18, 45.). Dann versiegte der Offensivdrang wieder kurzweilig, gerade der SCM kam nicht mehr zu Torchancen. Erst drei Treffer waren dem Meister bisher im zweiten Durchgang gelungen, eine Zeitstrafe gegen die Bank schwächte Magdeburg weiter.
Auf der Gegenseite hatte sich Nikola Portner in einigen Aktionen als Spielverderber entpuppt, in der Unterzahlsituation war dann aber auch der Schweizer machtlos: Magnus Landin netzte zum 24:18 (49.). Albin Lagergren erlöste den SCM im Gegenzug, aber die Zeit lief den Gastgebern nun erbarmungslos davon.
In den Folgeminuten entglitt den Elbstädtern die Partie dann komplett. Bis zum 28:20 zogen die Kieler gegen ideen- und wehrlose Magdeburger davon, ehe Bennet Wiegert seine Mannschaft ein letztes Mal zusammentrommelte (54.). Danach verlor sich die Partie jedoch leider in einigen handballunwürdigen Situationen, etwa als Antonio Serradilla mit Eric Johansson aneinandergeriet und dafür eine Zeitstrafe bekam (56.).
Handball wurde dann auch noch gespielt. Der SC Magdeburg schaffte es aber nicht, vor einer komplett verstummten Halle nochmal auf das Gaspedal zu drücken - auch ein 4:0-Lauf reichte nicht. Einzig Ergebniskosmetik gelang dem deutschen Meister, ehe die Partie beim Stand von 29:24 mit einem verdienten Kieler Sieg endete.
SC Magdeburg: Hernandez (2 Paraden), Portner (13 Paraden); Musche 8/2, Pettersson 4, Magnusson 3/3, Kristjansson 3, Zehnder 2/1, Lagergren 2, Saugstrup 1, O´Sullivan 1, Persson, Zechel, Serradilla, Mertens, Damgaard, Bergendahl
THW Kiel: Wolff (14 Paraden), Mrkva, Bellahcene; Madsen 9, Johansson 4, Pekeler 4, Zerbe 4, Øverby 3, Landin 2, Dahmke 2, Duvnjak 1, Wiencek, Pabst, Kutz, Wallinius, Imre
Zuschauer: 6600 (Getec Arena, Magdeburg)
Schiedsrichter: Mirko Krag / Marcus Hurst
Strafminuten: 6 / 4
Maximilian Otte