vor 5 Stunden
Eisenach verpasst Sprung in die obere Hälfte
Der TBV Lemgo Lippe ist nach dem Pokalaus wieder gut in die Liga gestartet und hat sich gegen den ThSV Eisenach ein 31:28 (16:13) erkämpft und ist in der Tabelle an der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel vorbeigezogen. Neben Tim Suton ragte vor allem Hendrik Wagner bei den Hausherren heraus.
Der ThSV Eisenach wollte den TBV Lemgo Lippe von Anfang an mit einer offensiven Abwehr unter Druck setzen, doch das Team von Florian Kehrmann war gut darauf vorbereitet, ließ Samuel Zehnder auch mal in den Rückraum rotieren. Richtig Fahrt konnten die Hausherren dann aber aufnehmen, als Peter Walz zum ersten Mal auf die Strafbank geschickt wurde. Auch weil Constantin Möstl im Tor die ersten Bälle wegnahm, kamen die Lipper zu einer frühen 3:1-Führung.
Lemgos Deckung arbeitete kompakt, nach einem Siebenmetertreffer zum Auftakt sollte es rund fünf Minuten bis zum nächsten Tor von Marko Grgic dauern. Die Partie war zweikampf-intensiv, entsprechend viele Zeitstrafen gab es in den Anfangsminuten. Beide Teams hatten sich dann aber ein wenig sortiert, nun den Rhythmus aufgenommen. Misha Kaufmann versuchte es dabei früh mit verschiedenen taktischen Optionen, ließ schon beim 6:5 (11.) teilweise Parteiball spielen.
Bei Lemgo funktionierte aber vor allem das Zusammenspiel von Tim Suton auf Jan Brosch, schon zum dritten Mal sollte der Rückraumshooter beim 7:5 seinen Teamkollegen in Szene setzen. "Wir schenken ihnen zu viele Bälle und wir machen unsere Sachen nicht konsequent", bilanzierte Misha Kaufmann in einer Auszeit beim 11:8 die ersten zwanzig Minuten, nachdem ein Fehler von Simone Mengon den ersten Drei-Tore-Rückstand bescherte. "Das ist zu wenig."
Eisenach fand zwar wieder ins Spiel, nahm dafür auch teilweise den siebten Feldspieler zu Hilfe, Lemgo spielte aber seine Angriffe im gebundenen Spiel auch ohne den verletzten Lukas Hutecek diszipliniert aus. Einziger möglicher Kritikpunkt aus Sicht der Gastgeber: Die Fehler der Thüringer wurden nicht immer konsequent bestraft - Möstls langer Wurf aufs verwaiste Tor des Gegners landete beispielsweise am Pfosten. So konnte sich der TBV maximal auf vier Tore (15:11) lösen, beim Stand von 16:13 wurden die Seiten gewechselt.
Eisenach kam besser in den zweiten Durchgang, setzte mit seiner Abwehr nun Lemgo unter noch größeren Druck und konnte sich beim 17:16 (35.) zum Anschluss kämpfen. Beide Mannschaften hatten unterdessen im Tor gewechselt, Urh Kastelic sollte dadurch ins Duell mit Silvio Heinevetter gehen. Den ersten Durchgang hatte der stark beginnende Möstl am Ende mit vier Paraden knapp gegen Spikic mit fünf gehaltenen Bälle verloren, der Eisenacher bekam aber auch sechs Würfe mehr auf sein Tor und hatte so die etwas schwächere Quote.
Aber Lemgo, in Halbzeit eins noch ohne technischen Fehler, konnte dann wieder den Rhythmus aufnehmen und sich zum 20:17 (38.) lösen. Auch Möstl war dabei bereits wieder ins Lemgoer Gehäuse zurückgekehrt. Florian Kehrmann musste wenig später allerdings auf Jan Brosch verzichten, der nach Videobeweis für ein Foul von hinten an Marko Grgic die Rote Karte erhielt.
Der Spielfluss litt allerdings auf beiden Seiten auch darunter, dass die Verklebung des Hallenbodens an einer Spielfeldecke nicht optimal war. Notdürftig musste das technische Personal noch einmal die Verklebung erneuern. Erst danach konnte Fynn Hangstein den Siebenmeter werfen, der aber sichere Beute von Constantin Möstl wurde. Der Österreicher nahm wenig später einen weiteren Strafwurf gegen den Eisenacher weg.
Der Rückhalt durch die Paraden von Möstl ermöglichte so das 22:18 (44.) von Hendrik Wagner für den TBV Lemgo Lippe. Es war schon der fünfte Treffer für den Rückraumspieler, der bei einem Pfostenwurf von Versteijnen nachgesetzt hatte. Eisenach musste reagieren, Trainer Misha Kaufmann nahm seine Auszeit.
Und diese brachte die Gäste wieder in die Spur, sie kämpften sich auch ohne Linkshänder im Rückraum wieder auf Schlagdistanz heran: Ivan Snajder war nach seinem vierten Treffer zum 24:23 Anschluss sieben Minuten vor dem Ende noch immer ohne Fehlwurf. Die Crunch-Time hatte längst begonnen, die bereits zuvor hohe Intensität hatte noch einmal merklich zugenommen, auch weil beide Teams mit kraftvollen Durchbrüchen immer wieder die Zeitstrafen für den Gegner forcieren wollten.
Lemgo zeigte sich in diesem Schlagabtausch nervenstark, konnte sich eine knappe Führung bewahren. Eisenach musste die letzten vier Minuten unterdessen auf Philipp Meyer verzichten, der nach einem Zweikampf mit Tim Suton seine dritte Zeitstrafe kassierte. Wenig später tappte Timothy Reichmuth als Rechtshänder von rechtsaußen in die Wurffalle und der TBV hatte im Gegenzug beim 29:26 (58.) von Hendrik Wagner - erneut im Nachwurf nach einem Versteijnen-Wurf - das nötige Glück auf seiner Seite.
Misha Kaufmann nahm die letzte Auszeit, doch diesmal scheiterte Grgic an Möstl, der mit seiner Parade endgültig die Weichen zum Heimsieg stellte. Florian Kehrmann nahm eine Auszeit, gab seiner Mannschaft noch einmal die letzten Anweisungen für die Schlussphase mit. Tim Suton sollte kurz darauf erst erfolgreich Zeit von der Uhr nehmen und dann mit dem Durchbruch zum 30:27 die Vorentscheidung herbeiführen. Marko Grgic und Samuel Zehnder sorgten anschließend für den 31:28-Endstand.
TBV Lemgo Lippe: Möstl (9 Paraden), Kastelic; Wagner 9, S. Zehnder 6/3, Simak 4, Suton 4, Theilinger 3, Brosch 3, Schagen 1, Versteijnen 1, L. Carstensen, Houtepen, Faust, Geislers, Petrovsky
ThSV Eisenach: Spikic (5 Paraden), Heinevetter (4 Paraden); Grgic 8/1, Vistorop 6, Snajder 5, Walz 3, Mengon 3, Hangstein 2/2, Ende 1, Reichmuth, Attenhofer, Meyer, Maric, Donker, Kurch, Saul
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: vom Dorff / vom Dorff
Siebenmeter: 3/3 ; 3/5
Strafminuten: 10/14
Disqualifikation: Brosch (39., grobes Foul) / Meyer (57., dritte Zeitstrafe)
chs