24.04.2024, 20:30
Viertelfinal-Hinspiel der Königsklasse bringt erste Niederlage nach 216 Tagen
Abwehrgourmets kamen im Viertelfinal-Hinspiel der Handball Champions League zwischen KS Kielce und dem SC Magdeburg auf ihre Kosten. Am Ende stand ein 27:26 (15:14), das die erste Niederlage der Grün-Roten nach 216 Tagen bedeutet - aber auch eine gute Ausgangslange für das Rückspiel.
Bei einem gellenden Pfeifkonzert hatte der SC Magdeburg Anwurf im Viertelfinal-Hinspiel der Handball Champions League beim polnischen Verein KS Kielce. Der für die Gastgeber spielende deutsche Nationaltorhüter Andreas Wolff verzeichnete mit einer Parade die erste erfolgreiche Aktion des Spiels.
Der Bundesliga-Spitzenreiter verpasste in der Folge weitere Wurfchancen, auch einen Siebenmeter, als Omar Ingo Magnusson nach fünf Minuten den Pfosten traf. Nachdem Wolff den zweiten Siebenmeter abgewehrt hatte, kam bei Kielce Schwung ins Spiel.
Karalek und Nahi sorgten geschwind für die 4:1-Vorlage (10.). Danach nutzten die Unparteiischen, als Dylan Nahi Gegenspieler Gisli Kristjansson beim Wurf seitlich am Kopf traf, den Videobeweis. Eine Zeitstrafe für den Franzosen genügte offenbar nicht - es gab zum Entsetzen der Halle direkt Rot.
Talant Dujshebaev schickte Sohn Daniel als Ersatz in den Mittelblock. Doch direkt nach der roten Karte tat sich der SCM zunächst leichter: Kristjansson, Musche und Magnusson führten die Grün-Roten schnell zum 6:5-Anschlusstreffer.
Die ebenfalls erfolgte Umstellung der Abwehr auf ein 3:2:1-System kam allerdings eher Kielce zugute, Karalek erhöhte wieder. Einen Holztreffer ließ Magdeburg anschließend ungenutzt, das Angriffsspiel wirkte weiter sehr unruhig. "Wir haben ein gutes Potenzial, uns zu steigern", stellte Bennet Wiegert in seiner Auszeit nach 18 Minuten mit Blick auf den Angriff fest.
Zu diesem Zeitpunkt stand ein 9:6 für Kielce auf der Anzeigetafel, der SC Magdeburg lag offensiv auf Kurs von lediglich zwanzig Toren. Tim Hornke machte nach der Unterbrechung mit dem ersten erfolgreichen Wurf von der Siebenmeter-Markierung den ersten Schritt.
Kielce machte jedoch weiter Druck. Karacic gelang der Ballgewinn, den Alex Dujshebaev in das 12:8 (21.) ummünzte. Hornke mit dem 12:10 - Hernandez verbuchte seine zweite Parade - versuchte erneut, den Schalter bei den Grün-Roten umzulegen.
Smarason vertändelte zwar vorne den Ball, doch Kielce machte in der Folge ebenfalls weiter - und in diesem Fall noch mehr - Fehler. Ballverluste Kielces und Ungenauigkeiten in der Abwehr ermöglichten Hornkes Gewaltwurf von der Siebenmeter-Linie zum 12:11 (26.) und Kristjanssons Ausgleichstreffer.
Der 4:0-Lauf endete mit diesem 12:12, weil Kielce über Karacic und Kounkoud erneut Lösungen fand und der finale Freiwurf von Kristjansson zum möglichen Ausgleich nach der Sirene in der Mauer hängenblieb. Beim Seitenwechsel stand ein knappes 14:13 für Kielce auf der Anzeigetafel.
Bis auf die Remis-Stände hatte Kielce bisher durchweg geführt, der Vorsprung blieb aber auf tönernen Füßen, weil Magdeburg ebenso kämpferisch agierte wie die Hausherren. Kielce scheiterte auch bei eigenem Ballbesitz beim Versuch, den Vorsprung nach dem Seitenwechsel auf zwei Tore auszubauen.
Kielce blieb bei der offensiven Abwehr mit dem teils weit vorgezogenen Kounkoud, Claar gewann jedoch den Zweikampf und besorgte das 14:14. Auch der SCM attackierte weiterhin früh, blieb wachsam, vergab aber die Chance, als Alex Dujshebaev an Hernandez scheiterte, durch Kristjansson erstmals in Führung zu gehen. DHB-Torhüter Wolff blieb im Torwartduell tonangebend.
Den Gastgebern des Hinspiels gelang es weiterhin, den Magdeburger Angreifern schwierige Aufgaben zu stellen. Den Grün-Roten konnte in dieser Hinsicht die mangelnde Bindung zwischen Torwart und Vorderleuten vorgeworfen werden und dass im Umschaltspiel zu langsam agiert wurde. Letzteres traf derweil auch auf Kielce zu. Der Rückzug beider Teams war gut, auch das verringerte die Chance auf schnelle Treffer.
Als sich Kielce nach 44 Minuten die erste Zeitstrafe einhandelte, kam Kristjansson, wie schon nach der roten Karte gegen Nahi zu Beginn, schnell in die Wurfposition. Der Isländer besorgte das 19:19 (46.) in gleicher Manier, da Saugstrup wieder die Sperre stellen konnte.
Magdeburg pirschte sich heran, doch es erforderte die zehnte Parade Hernandez´, ehe Kristjansson das Spiel beim 22:23 (51.) drehte. "Jetzt sind wir da", forderte Wiegert, als Kielce beim 24:23 (52.) wieder die Führung übernommen hatte. Kristjansson suchte die nächste Entscheidung, das Foul beim Wurf zu übersehen, passte indes zur insgesamt legeren Linie der Schiedsrichter.
Kielces abwehrstarker Spielmacher Olejniczak verletzte sich dann am Knie, als Claar nach dem Wurf zum 26:25 (56.) in ihn stürzte. Nach längerer Unterbrechung für die Behandlung legte Kielce vor, der SCM hatte aber noch die Chance auf den Ausgleich: Der bis dahin achtmal erfolgreiche Däne trat am Ende des leidenschaftlichen Duells zum direkten Freiwurf an, Wolff parierte den Versuch jedoch.
KS Kielce: Wolff (8/1 Paraden), Walach, Mestric; A. Dujshebaev 8, Karacic 7, Tournat 3, Olejniczak, D. Dujshebaev (je 2), Moryto (1/1), Kounkoud, Surgiel, Karalek, Nahi (je 1), Wiaderny, Thrastarson, Paczkowski
SC Magdeburg: Hernandez (11 Paraden), Aggefors; Claar 8, Kristjansson 6, Hornke 6/2, Musche, Magnusson (je 2), Saugstrup, Bergendahl (je 1), O'Sullivan, Pettersson, Smarason, Weber, Lagergren, Mertens, Damgaard
Zuschauer: 4200
Schiedsrichter: Gjorgji Nachevski / Slave Nikolov (Nordmazedonien)
Strafminuten: 4 / -
Disqualifikation: Nahi (9.) / -
Felix Buß