26.09.2024, 20:38
Hypothek trotz Leistungssteigerung zu groß
Vier Tage nach dem Triumph in Magdeburg ist beim THW Kiel gegen Melsungen in der ersten Hälfte nicht viel zusammen gekommen. Trotz einer deutlich besseren Leistung in Halbzeit zwei war die Hypothek aus dem ersten Abschnitt einfach zu groß, um in eigener Halle gegen die MT etwas Zählbares zu holen. Die Nordhessen jubelten über einen 25:21 (15:8)-Auswärtssieg.
Obwohl der THW Kiel sein voriges Topspiel am Sonntag souverän mit 29:24 beim SC Magdeburg gewann, sah Patrick Wiencek sein Team nicht als Favorit für diese Partie. Timo Kastening sprach im Dyn-Interview vor dem Spiel wiederum davon, dass die MT Melsungen hier "ohne Druck aufspielen" könne. Die Nordhessen hatten am Samstag mit 26:31 bei den Rhein-Neckar Löwen verloren.
Die 9.721 Zuschauer in der Kieler Wunderino Arena bekamen auf beiden Seiten eine sehr fehlerbelastete Anfangsphase zu sehen. Aus einer kompakt stehenden Abwehr und dank eines herausragenden Nebojsa Simic konnte Melsungen zwar schnell mit 2:0 in Führung gehen (4.), Ballverluste der Nordhessen brachten aber anschließend den THW Kiel ins Spiel, der nicht nur ausgleichen, sondern mit 3:2 in Führung gehen konnte (8.).
Aaron Mensing erlöste die Nordhessen nach neun torlosen Minuten mit seinem Treffer zum Ausgleich (11.). Rune Dahmke konnte den THW aus der zweiten Welle noch einmal in Führung bringen, doch Mensing egalisierte erneut umgehend für Melsungen (4:4, 13.).
Als Dainis Kristopans per Doppelschlag auf 6:4 erhöhte, griff Filip Jicha zu seiner ersten Auszeit. Er wollte seiner Mannschaft sowohl im Angriff als auch in der Abwehr neue Impulse mitgeben.
In der Folge setzte der THW auf den siebten Feldspieler. Doch hinten bekamen die Kieler Kristopans auch weiterhin nicht in den Griff. Der 2,15-Meter-Mann setzte Arnarsson in Szene, der zum 7:4 netzte. Vorne gelang den Hausherren auch in Überzahl kein Torerfolg.
Rune Dahmke beendete die siebenminütige Torflaute der Zebras mit seinem Treffer zum 5:7. Doch nach zwei weiteren Ballverlusten erhöhte Melsungen auf 5:9. So griff Jicha nach diesem 2:7-Lauf schon ungewöhnlich früh zu seiner zweiten Auszeit (19.). Er appellierte an die Körpersprache seiner Mannschaft und forderte "mehr Power".
Nach einem Block gegen Domagoj Duvnjak sorgte Balenciaga für die erste Fünf-Tore-Führung der Mittelhessen. Bei Kiel lief es hingegen nicht rund, auch der neu eingewechselte Karl Wallinius scheiterte an Simic, der nach 20 Minuten bei fünf Paraden und einer Quote von 50 Prozent stand. Die Wurfquote der Kieler lag nur bei 35 Prozent, daher fielen die bislang sechs technischen Fehler der MT nicht ins Gewicht.
Da Andreas Wolff, anders als in den letzten Spielen, gegen Melsungen nicht zum Faktor wurde, stand ab der 26. Minute Tomas Mrkva zwischen den Kieler Pfosten. Doch auch der Tscheche konnte den 8:15-Halbzeitrückstand der Hausherren nicht verhindern.
Nachdem auch Mrkva keine Parade beisteuern konnte, kehrte Andreas Wolff nach dem Seitenwechsel ins THW-Tor zurück und konnte nun häufiger die Hand an den Ball bekommen. Per 3:1-Lauf konnten die Zebras schnell auf 11:16 verkürzen.
Das Kieler Publikum machte wieder Stimmung und auch die Körpersprache der Hausherren war ganz anders als noch in der ersten Hälfte. So buzzerte Roberto Garcia Parrondo schon nach acht Minuten zu seiner zweiten Auszeit und versuchte, seine Mannschaft auf das Kieler Tempospiel einzuschwören.
Nachdem Duvnjak zum 12:16 verkürzte, unterbrach Dainis Kristopans den Kieler Lauf mit seinem fünften Treffer im fünften Versuch zum 12:17. An diesem Rückstand konnten die Fördestädter in den Folgeminuten nicht rütteln.
Beim 14:19 trommelte Filip Jicha seine Mannschaft in der 47. Minute ein letztes Mal zusammen: Er wollte mehr Lockerheit sehen. Vorne spielte der THW nun erneut mit dem siebten Feldspieler, hinten stand Landin vorgezogen gegen den treffsicheren Kristopans.
Mit zwei wichtigen Parade läutete Andreas Wolff eine - womöglich spannende - Crunchtime ein. Per 3:0-Lauf konnten die Kieler neun Minuten vor dem Abpfiff auf zwei Treffer verkürzen (19:21). Hinten lieferte Wolff nun immer wieder wichtige Paraden, darunter ein Siebenmeter.
Im Angriff scheiterten die Zebras jedoch nun wieder häufiger an der eigenen Effektivität, sodass Melsungen die Führung erneut auf vier Tore erhöhen konnte (20:24, 57.) und schlussendlich über einen verdienten 25:21-Auswärtssieg in Kiel jubelte.
THW Kiel: Wolff (10 Paraden), Mrkva, Bellahcene; Madsen (6/2), Johansson (5), Duvnjak (4), Dahmke (2), Pekeler (2), Landin Jacobsen (1), Zerbe (1), Øverby, Wiencek, Pabst, Kutz, Wallinius, Imre
MT Melsungen: Simic (15 P.), Morawski; Kristopans (7), Mensing (6), Kastening (3), Balenciaga (2), Mandic (2), Arnarsson (1), Barrufet (1/1), Darmoul (1), Ferreira (1), Sipos (1), Enderleit, Ignatow, Jonsson, Calvacanti
Zuschauer: 9721 (Wunderino Arena, Kiel)
Schiedsrichter: Tobias Tönnies / Robert Schulze
Strafminuten: 6 / 2
Merle Klingenberg