05.05.2024, 15:35
Odense den Schneid abgekauft
Die SG BBM Bietigheim hatte zum Rückspiel ums erstmalige Erreichen des EHF Final4 in der Handball Champions der Frauen überraschend vier Tore Vorsprung im Gepäck. 60 Spielminuten später war dann die Sensation perfekt: Die Schwäbinnen feiern als erster Bundesligist Premiere beim Turnier der besten vier Teams in Budapest.
Odense und die SG BBM Bietigheim begannen druckvoll. Der Bundesligist erarbeitete sich dabei einige freie Chancen, ließ diese jedoch weitgehend ungenutzt und geriet nach fünf Minuten durch Gegentreffer von Andrea Hansen und Thale Rushfeldt mit 1:4 in Rückstand. Die Schwäbinnen wirkten nervös. Jakob Vestergaard schritt daher früh mit der ersten Auszeit ein und gab Anweisungen.
Bietigheim konnte sich bei Torhüterin Gabriela Moreschi bedanken, dass der Unterschied nur drei Tore betrug und Budapest in Reichweite blieb. Die gute Phase nach der Auszeit mit einem Doppelschlag von Gassama zum 4:5-Anschlusstreffer währte allerdings nicht lange.
Odense baute mit einer aggressiven Abwehr und guten Durchbrüche den Vorsprung wieder aus. Im zweiten Versuch - zunächst hatte Moreschi gegen Højlund abgewehrt - passte dann auch der Wurf zum 10:6 (13.): Aardal hatte den Hinspiel-Vorsprung auf Null gestellt.
Aufgrund der nervösen ersten Bietigheimer Viertelstunde war es nun ein Kampf auf Biegen und Brechen. Odense stellte eine kompakte Abwehr und spielte eine rasante erste und zweite Welle. Dadurch stellten sich aber auch Abspielfehler ein. Die mangelnde Präzision hielt den Bundesligisten im Spiel, der solche Situationen zu eigenen Gunsten nutzte. Dulfer sorgte für das 14:13 (24.), Odense legte aber sofort nach.
Die Füninnen hatten ein Manko: Odenses Torhüterin Althea Reinhardt spielte bisher nicht in derselben Liga wie Gabriela Moreschi. Das war ein Grund, warum sich am Ende der ersten Spielhälfte die Tür für den Ausgleich öffnete. Die sechste Parade Moreschis (27%) konnte Bietigheim im Kampf gegen die Uhr aber nicht mehr nutzen. Dulfers finalen Freiwurf nach der Sirene wehrte Reinhardt ab, erst ihre zweite Parade.
Kurz nach dem Wiederanpfiff klappte es im dritten Versuch mit dem 17:17-Ausgleich des Bundesligisten: Behrends hatte getroffen. Inger Smits verpasste anschließend den Führungswechsel gegen Reinhardt, die im Kasten von Odense geblieben war. Moreschi zeigte sich derweil weiter in überragender Form, dennoch war Bietigheim der erste Führungstreffer seit dem 0:1 zunächst nicht vergönnt.
Dass die Führung in Reichweite war und durch Smits beim 17:18 (35.) Realität wurde, zeigte, wie viel Bietigheim in der laufenden Saison dazulernen konnte - vielleicht auch durch die Pleite im DHB-Pokal, denn die Spiele gegen Odense hatten sich vor dem Viertelfinale immer als klare Sache zugunsten der Däninnen entpuppt. Das verringerte Spieltempo kam den Schwäbinnen entgegen. Odense schienen derweil die Ideen auszugehen.
Dione Housheer ging für Odense beim 19:19 (39.) voran, doch ihre Mitspielerinnen brachten sich nicht genügend ein, wirkten zittrig. Bei Bietigheim lief hingegen nun fast alles wie am Schnürchen, auch weil Moreschi in 42 Minuten ein Dutzend Paraden verbuchte und weil der Angriff nun mit der nötigen Geduld und Ruhe agierte. Smits stellte beim 20:22 in der Addition auf plus sechs.
Ole Gjekstad verbrauchte schon jetzt seine letzte Auszeit und ließ weiter Sieben-gegen-Sechs spielen. Odense gelang dann mit dem 23:23-Ausgleich durch Aunes (46.) ein Lebenszeichen, Housheer holte den Vorsprung zurück und halbierte den Unterschied auf plus drei. Auch die Beinschnelligkeit der Abwehr zeigte, dass die Däninnen den Glauben an sich trotz Moreschis Riesenleistung nicht eingebüßt hatten.
Smits egalisierte Odenses Zwei-Tore-Führung beim 26:25 (51.) mit ihrem siebten Treffer und beendete die kurze Bietigheimer Schwächephase. Auch die Abwehr packte wieder zu und hatte das gegnerische Sieben-gegen-sechs im Griff. Odense nutzte außerdem die freien Würfe durchweg zu selten. Gassama machte mit ihrem 31:30 (58.) alles klar. Bietigheim hat erstmals das Champions League Final4 erreicht.
"Wahnsinn. Das war in beiden Spielen eine überragende Leistung. Konzentriert, konsequent und ohne große Schwankungen. Die Mädels haben ihr Toplevel erreicht. Glückwunsch dazu. Das ist einfach geil und ein schöner Erfolg für den deutschen Frauen-Handball", sagte Bundestrainer Markus Gaugisch, der Bietigheim von 2020 bis 2023 trainiert und mit dem Team das Ticket in die Champins League gelöst hatte, der dpa.
Odense Håndbold: Reinhardt (5 Paraden), Ten Holte (4 Paraden); Hansen 7/2, Rushfeldt Deila 5, Housheer 4, van Wetering 3, Valle Dahl 3, Højlund 3, Hagesø 3, Aune 2, Aardahl 1, van der Vliet 1, Nüsser, Dano, Halilcevic, Mejlvang
SG BBM Bietigheim: Goncalves Dias Moreschi (15 Paraden), Lønborg; Dulfer 7, Smits 7, Gassama 5, Kudlacz-Gloc 4/3, I. Smits 2, Hvenfelt 2, Behrend 1, Faluvégi 1, Mala 1, Döll 2/1, Johansen, Háfra
Zuschauer: 2.253
Schiedsrichter: Weijmans/Wolbertus (NED)
Zeitstrafen: 0 / 0 Minuten