01.05.2024, 20:51
HC Erlangen verpasst großen Befreiungsschlag
Starke 40 Minuten zeigte der HC Erlangen, erspielte sich eine Acht-Tore-Führung gegen die MT Melsungen. Doch die Gäste kämpften sich noch einmal zurück und am Ende trennte man sich mit einem 31:31-Unentschieden.
Rund drei Minuten Anlaufzeit brauchte der in Sondertrikots spielende HC Erlangen, Antonio Metzner und ein von Hampus Olsson abgeschlossener Gegenstoß zum 2:2 glichen die schwachen ersten Angriffe aus.
Metzner, der im Vergleich zum bisherigen Saisonverlauf diesmal das Vertrauen für die Startformation erhalten hatte, rechtfertigte auch das Vertrauen seines Trainers Johannes Sellin mit der ersten Führung zum 4:3 (7.) und sollte am Ende des ersten Durchgangs fünf Treffer erzielt haben.
Erlangen hatte mit Bertram Obling einen starken Rückhalt in der Anfangsphase, der Däne nahm den Gästen drei hundertprozentige Chancen weg, Parrondo musste beim 8:4 (13.) die erste Auszeit nehmen.
Neben Obling und Metzner auf halbrechts glänzte auch Simon Jeppsson auf halblinks mit Durchschlagskraft aus dem Rückraum wie beim 9:5. Die Deckung der Nordhessen war zu passiv, ganz anders bei Erlangen.
Die Franken setzten auf die bekannte Physis, loteten aber über weite Strecken die Grenze des Erlaubten gut aus. Melsungen aber konnte mit der Hereinnahme von Dainis Kristopans und David Mandic die Blockstärke gegen die Halbpositionen erhöhen und hatte beim 9:8 (21.) den Anschluss geschafft.
Die Partie war auch Schwerstarbeit für die Unparteiischen Tanja Kuttler und Maike Merz, die unter der Woche das Ticket für die Olympischen Spiele erhalten hatten. Auch Johannes Sellin hatte beim 11:9 (23.) gegen seinen Ex-Verein Redebedarf, um die Deckung gegen die Anspiele an den Kreis einzustellen. Zudem setzte man offensiv nun auf die Eins-gegen-Eins-Situationen in die Tiefe.
Melsungen versuchte im Tor daher mit Nebojsa Simic einen Impuls zu setzen, musste in Unterzahl aber den Treffer ins leere Tor zum 13:9 (25.) von Jonathan Svensson kassieren. Es war ein heftiges Ringen auf beiden Seiten des Parketts. Insgesamt spielte das Erlangen besser in die Karte, die Hausherren zogen bis zur Pause auf fünf Tore (17:12) weg.
Auch im zweiten Spielabschnitt erwischte nun Erlangen den besseren Start, Sellin setzte wieder auf seine Anfangsshooter und konnte sich auf sieben Tore (21:14) absetzen. Garcia Parrondo musste nach gerade einmal fünf Minuten zum siebten Feldspieler greifen, um die Angriffsblockade zu lösen.
Aber Erlangen strotzte nun vor Selbstvertrauen, ein sehenswerter Kempatreffer von Simon Jeppsson nach Zuspiel von Hampus Olsson und die nächste Parade von Obling gegen Timo Kastening verwandelten die Arena Nürnberger Versicherung in ein Tollhaus, als dann auch noch Hampus Olsson mit dem 24:16 (42.) die nächste Melsunger Auszeit beschwor.
"Nicht aufgeben" und "zeigen, dass wir ein Team sind", forderte Garcia Parrondo von seiner Mannschaft und wollte schon nicht mehr auf das Ergebnis schauen. Der Coach stellte seiner Mannschaft die Charakterfrage und vor allem Timo Kastening ging nun mit drei Toren zum 24:19 (44.) voran. Defensiv versuchte man die Gastgeber mit einer offensiven Abwehrformation mit David Mandic und Ivan Martinovic etwas vorgezogen zu stressen.
Johannes Sellin musste wieder taktisch gegensteuern und seine Mannschaft in die Spur bringen, doch Melsungen bekam nun mit der Rückkehr von Adam Morawski auch wieder ein paar Torwartparaden und der Pole bestrafte die Maßnahme mit dem siebten Feldspieler bei den Hausherren mit dem Wurf ins leere Tor zum 25:22 (50.).
Das Momentum hatte gewechselt, als David Mandic auf zwei Tore verkürzte und Morawski wenig später den Anschlusstreffer knapp verpasste, nahm Sellin seine letzte Auszeit. Der Trainernovize mahnte die fehlende Tiefe seiner Mannschaft an, die vor allem Youngster Stephan Seitz die Verantwortung für den Torwurf auflud.
Im rechten Rückraum kehrte Antonio Metzner nun zurück, zudem verzichtete man auf den siebten Feldspieler. Das Tor blieb trotzdem zunächst oft leer, weil sich Link und Bauer Zeitstrafen leisteten. Melsungen setzte nun auch immer wieder auf die schnelle Mitte, bestrafte so die Spezialistenwechsel der Franken.
Beide Teams hatten in den Schlussminuten die Handbremse gelöst, Jonathan Svensson bei Erlangen und Julius Kühn bei Melsungen leisteten sich nun ein Shooterduell, durch das beim 30:29 in die letzten zwei Minuten ging.
In der Nürnberger Arena hielt es keinen mehr auf den Sitzen, auch als Steinert die Vorentscheidung verpasste und Morawski den Wurf des Linkshänders parierte. Auf der Gegenseite erkämpfte sich Adrian Sipos einen Siebenmeter, den Ivan Martinovic gegen Klemen Ferlin versenkte.
Nach Erlangens Anwurf sprintete Erik Balenciaga in einen Pass und warf die Gäste, die gerade wieder den Keeper wechseln wollten, auch in Führung. Erlangen aber schlug durch Tim Zechel zurück. Acht Sekunden blieben nach der letzten Auszeit von Garcia Parrondo und Balenciaga konnte sich nur noch einen direkten Freiwurf erarbeiten. Der Wurf von Kristopans landete im Block.
HC Erlangen: Obling (8 Paraden), Ferlin; Svensson 7, Metzner 6, Jeppsson 5, Zechel 4, Olsson 3, Bauer 2, Steinert 2/2, Bissel 1, Heiny 1, Seitz, Bialowas, Büdel, Link, Gömmel
MT Melsungen: Morawski (6 Paraden, 1 Tor), Simic; Kühn 6, Martinovic 6/5, Balenciaga Azcue 5, Kastening 4, D. Mandic 4, Aho 1, Arnarsson 1, Drosten 1, Kristopans 1, Moraes Ferreira 1, Sipos, Ignatow, Jonsson, Pavlovic
Zuschauer: 4987 (Arena Nürnberger Versicherung)
Schiedsrichterinnen: Tanja Kuttler (Ostrach)/Maike Merz (Oberteuringen)
Siebenmeter: 2/2 ; 5/5
Strafminuten: 14 / 10
Christian Stein