29.11.2024, 20:34
Nissen und Ghedbane reißen das Ruder herum
Bis fünf Minuten vor dem Ende war ein weiterer Krimi in der Handball Bundesliga, dann aber vergab Frisch Auf Göppingen die Chance auf die Führung und der HC Erlangen setzte eine Vierer-Serie zum 28:24-Erfolg. Der ersehnte Befreiungsschlag unter dem neuen Trainer Martin Schwalb.
Für beide Teams war es eine richtungsweisende Partie: Sowohl der HC Erlangen wie auch Frisch Auf Göppingen steckten nach der enttäuschenden Vorsaison erneut im Keller der Tabelle der Handball Bundesliga, es war das Duell 15, gegen 16. - wobei FAG mit vier Punkten mehr auf der Habenseite nach Nürnberg anreiste, aber seit 17 Spielen auswärts nicht gewonnen hatte. Für den HCE ging es darum, den Kontakt zum unteren Mittelfeld nicht zu verlieren und für Göppingen abseits der Lage in der Tabelle auch darum, die negative Auswärtsserie zu beenden. Der letzte Heimsieg gelang am 15. Oktober des Vorjahres in Lemgo.
Bereits vor dem Anwurf hatte der HC Erlangen dabei für einen Paukenschlag gesorgt: Klemen Ferlin verließ den Verein mit sofortiger Wirkung in Richtung Champions League, dafür stand der in dieser Saison bislang vereinslose Routinier Dario Quenstedt im Kader. Der Neuzugang nahm bei seiner Premiere aber erst einmal auf der Bank Platz, Khalifa Ghedbane begann zwischen den Pfosten und beantwortete die erste Parade des Göppingers Tibor Ivanisevic umgehend.
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Göppingen legte dennoch zunächst vor: Erik Persson hatte für den ersten Treffer gesorgt, Ludvig Hallbäck beantwortete den ersten Ausgleich und legte wenig später beim 4:2 den ersten Zwei-Tore-Abstand der Partie nach. Die erste Chance weiter davonzuziehen, vergaben die Gäste zwar, doch nach dem Gegenstoß von Hampus Olsson zum Erlanger Anschluss erhöhten dann Franko Lastro und Erik Persson auf 6:3.
Eine erste Zeitstrafe sorgte dann für einen entscheidenden Bruch im Spiel von Frisch Auf, da Erlangen rasant wieder auf ein Tor heran kam. Den Ausgleich konnte Tibor Ivanisevic zunächst noch verhindern, doch trotz einer eigenen Überzahl musste Göppingen kurz darauf durch Marek Nissen den Ausgleich hinnehmen.
Auch die erste Chance auf die Übernahme der Führung nach einer Ghedbane-Parade wurde dann vergeben, die zweite ergriff Antonio Metzner nach einem Ballgewinn in der Deckung dann aber im Gegenstoß - nach einer Viertelstunde stand ein 8:7 auf der Anzeigetafel.
Vor allem Ludvig Hallbäck bereitete der HCE-Deckung weiter Probleme und nach seinem Ausgleich sowie einer Auszeit gab es dann den nächsten Führungswechsel. Erlangen glich aber jeweils umgehend aus, ließ sich trotz eines vergebenen Siebenmeters und einem von Tibor Ivanisevic entschärften Konters nicht abschütteln.
Nach dem 15:15 von Marek Nissen wurde es dann noch einmal spektakulär: Khalifa Ghedbane parierte, der Ball landete im Seitenaus. Der Torhüter der Gastgeber hielt erneut, war auch beim Versuch den Abpraller in Richtung Tor zu schlagen sowie dem letzten Distanzwurf des Gegners auf dem Posten - vier Paraden in elf Sekunden.
Elias Newel und Erik Persson brachten die Gäste direkt nach der Pause zunächst zwar wieder in Führung, die Ausgleichstreffer von Antonio Metzner und Marek Nissen folgten aber umgehend und Nissen war es auch, der sein Team nach einem verworfenen Siebenmeter der Gäste beim 18:17 dann sechs Minuten nach Wiederbeginn wieder in Vorlage brachte.
Göppingen tat sich schwer, lief sich mehrfach fest - und Persson kassierte eine Zeitstrafe wegen Meckerns. In doppelter Überzahl konnte Nissen so mit dem 21:18 für die erste Drei-Tore-Führung des HCE sorgen - ein erster Fingerzeig in der bisher engen Partie, in der Göppingen Josip Sarac als Aktivposten schmerzlich vermisste.
Die Grün-Weißen konnten, nach einer Auszeit, die gut fünfminütige Durststrecke zwar beenden, verpasste aber den Anschluss: Khalifa Ghedbane nahm einen weiteren freien Wurf der Gäste weg. Der Algerier war im ersten Spiel nach dem Abgang von Klemen Ferlin längst zur Lebensversicherung der Mittelfranken avanciert.
Die Chancenverwertung und auch die technischen Fehler blieben auch in der Folge ein Thema - allerdings auf beiden Seiten. Gut fünf Minuten mussten die Zuschauer auf den nächsten Treffer warten, mit dem Rutger ten Velde dann doch wieder auf ein Tor verkürzte. Der Außen beantwortete auch den nächsten Treffer, der Hausherren, die ein 23:22 mit in die letzten zehn Minuten nahmen.
Die viel zitierte Crunchtime hatte längst begonnen, Göppingen vergab dabei sowohl nach dem 23:23 von Elias Newel als auch wenig später nach dem 24:24 von Ludvig Hallbäck allerdings die Chance auf die Führung. Bei Erlangen setzte das Duo Marek Nissen und Christopher Bissel wichtige Akzente: Der Rückraumspieler erarbeitete erst einen Siebenmeter, den der Außen zum 24:23 verwandelte, bevor dieser mit einem Steal den Gegenstoß von Nissen zum 25:24 vorbereitete.
Als dann auch Ghedbane wieder zur Stelle war und Olsson als Einläufer zum 26:24 traf, waren unter dem Jubel der Arena die Weichen zum 28:24 und zwei immens wichtigen Punkten für den HC Erlangen gestellt. Frisch Auf Göppingen wartet hingegen weiter auf den ersten Auswärtspunkt seit dem 29:29 vor knapp einem Jahr in Berlin.
HC Erlangen: Ghedbane (15/1 Paraden), Quenstedt; Seitz 1, Nissen 9, Øverjordet 3, Scheerer, Bissel 5/2, Bezjak, Metzner 2, Svensson, Link, Wagner 2, Olsson 4, Gebala 1, Gömmel 1/1, Bauer
Frisch Auf Göppingen: Ivanisevic (9/2 Paraden), Buchele; Neudeck, ten Velde 5/2, Klöve, Flodman, Hallbäck 8, Persson 4, Schiller, Jurmala Aström, Sunnefeldt 2, Lastro 2, Gislason, Newel 3, Schmidt
Zuschauer: 6109 (Arena Nürnberger Versicherung)
Schiedsrichter: Marcus Hurst / Mirko Krag
Strafminuten: 6 / 6
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