21.04.2024, 15:50
Zebras mit starken Comeback-Qualitäten
Ein entscheidender Rückschlag im Titelkampf für die Füchse Berlin? Gegen den THW Kiel kam der Hauptstadtklub am Ende nur zu einem 32:32 (18:18) und konnte so die Führung nicht zurückerobern. Starke Leistungen von Mathias Gidsel (12 Tore) und Dejan Milosavljev (16 Paraden) reichten nicht, Kiel wahrte nach einem Fehlstart zunächst die Chance am Ende zumindest noch Rang 3 zu erreichen.
Die Füchse Berlin wollten sich den Frust vom REWE Final4 von der Seele spielen. Anders als in den Tagen von Köln konnte Dejan Milosavljev schnell die erste Paraden zeigen, Mathias Gidsel kämpfte sich erfolgreich zum 2:0 (6.) durch. Es war von Anfang an Feuer in der Partie, das zeigte sich auch in der frühen ersten Zeitstrafe gegen Domagoj Duvnjak nach gerade einmal zwei Minuten Spielzeit.
Der THW Kiel tat sich schwer gegen die Deckung der Hausherren, der Rückram war oft zu nah am Gegner und kam so nicht in Schwung. Angesichts eines Vier-Tore-Rückstands und ohne eigenen Torerfolg nahm Filip Jicha nach nicht einmal sieben Minuten seine erste Auszeit und versuchte seine Mannschaft wachzurütteln. Die Einwechselung von Steffen Weinhold war das sichtbarste Signal, mit dem Anspiel von Eric Johansson auf Hendrik Pekeler zum 5:1 (8.) endete die Torflaute.
Die Anspiele an den Kreis waren nun die Waffe, die die Zebras nutzten, in Überzahl konnte man sich auch mal aus dem Rückraum durchtanken wie Weinhold beim 6:3 (12.). Defensiv wollten Duvnjak und Johansson ihre Gegenspieler auf den Halbpositionen etwas mehr unter Druck setzen und hatte damit Erfolg. Bei Berlin musste Nils Lichtlein mit einer Oberschenkelblessur früh behandelt werden, das hemmte den Spielfluss und weil auch Samir Bellahcene gut ins Spiel gefunden hatte, hatten die Zebras nach einer Viertelstunde beim 7:6 schon die Chance zum Ausgleich.
Es war nun das erwartete Spitzenspiel, in der bei den Füchsen aber zu viel Last auf Gisel und Andersson lag, beide hatten beim 12:10 (21.) schon vier Treffer erzielt. Derweil war Lichtlein zur weiteren Behandlung in die Kabine verschwunden und Dejan Milosavljev schnappte sich mit einem gehaltenen Siebenmeter von Ekberg die sechste Parade. Als sich Weinhold erneut zum Anschlusstreffer durchtanken konnte, nahm Jaron Siewert seine Auszeit.
Das Momentum hatte sich aber nun leicht zu den Gästen verschoben, Elias Ellefsen a Skipagötu gelang der erfolgreiche Durchbruch zum 14:14 (25.), damit stand nun endgültig alles wieder auf Anfang. Berlins Kopf war nicht so geistig frisch, Skipagötu und Överby übertölpelten bei einem Freiwurf Darj und den anschließenden Siebenmeter nutzte Ekberg zur ersten Kieler Führung (16:17). Am Ende wurden mit einer spektakulären Freiwurfvariante von Gidsel und Wiede beim 18:18 die Seiten gewechselt.
Mit dem Seitenwechsel ging es weiter, beide Teams lieferten sich im gebundenen Spiel einen Abnutzungskampf und so wurde jede Möglichkeit genutzt, um das Tempo hochzuhalten. Kiel hatte etwas mehr Struktur im Spiel, konnte aber seine Vorteile nicht in eine deutlichere Führung ummünzen. Gidsel verhinderte den Wurf von Weinhold ins leere Tor und Milosavljev war gegen Dahmke zur Stelle, Lindberg konnte den von Wiede herausgeholten Siebenmeter zum 21:21 (38.) nutzen.
Im Kampf um den Ball verletzte sich Marsenic in einem Laufduell mit Skipagötu, der Serbe konnte aber weitermachen. Als der Färinger, der immer mehr das Spiel an sich riss, mit einem Schlagwurf an Milosavljev scheiterte, konnte Gidsel auf der Gegenseite mit dem 23:22 (42.) die Führung kurzzeitig zurückholen. Doch die Zebras schlugen zurück und nutzten dafür auch eine Zeitstrafe gegen Lasse Andersson. Welthandballer Gidsel hingegen erzielte beim 24:24 schon seinen zehnten Treffer.
Berlin ging merklich auf dem Zahnfleisch, zumal die Stammspieler weitestgehend durchspielen mussten. Filip Jicha hingegen hatte schon im ersten Durchgang die Spielanteile breiter gestreut und so die Kräfte eingeteilt. Berlins Lebensversicherung war vor allem Dejan Milosavljev, der im Torhüterduell eine Viertelstunde vor dem Ende mit 13 Paraden ein deutliches Plus auf seiner Seite hatte und so das 26:25 von Tim Freihöfer ermöglichte.
Die Unparteiischen Tanja Kuttler und Maike Merz hatten das Spiel ständig unter Kontrolle, auch wenn aufgrund eines technischen Defekts der Videobeweis nicht zur Verfügung stand. Bei den Zebras muss sich Elias Ellefsen a Skipagötu behandeln lassen, mit Wiencek und Duvnjak waren zwei Spieler doppelt vorbelastet. Bei den Füchsen galt das für Andersson, als mit Lindbergs 29:28 zehn Minuten vor dem Ende die Crunch-Time eingeläutet wurde.
Als Mathias Gidsel in Überzahl ins verwaiste Tor zur Zwei-Tore-Führung erhöht hatte, nahm Filip Jicha seine zweite Auszeit. Berlins Deckung stand wieder kompakter, zwang den THW immer wieder ins passive Spiel. Dennoch hätte der Rekordmeister noch einmal zurückkommen können, als Bellahcene gegen Wiede pariert hatte. Aber Johansson scheiterte überhastet an Milosavljev und Pekeler traf nur den Pfosten. Die Kieler mussten früh ihre letzte Auszeit nehmen.
Berlin konnte die knappe Führung wahren, Kiel trug aber mit viel Kampfgeist die Entscheidung bis in die Schlussphase hinein. Nachdem Tollbringt von Außen nur den Pfosten getroffen hatte, konnte Johansson fünfzig Sekunden vor dem Ende mit einem Strahl aus dem Rückraum zum 32:32 egalisieren. 22 Sekunden vor dem Ende nahm Jaron Siewert seine finale Auszeit und sagte den letzten Angriff seiner Mannschaft an.
Mit der Brechstange holte man sich noch zwei Freiwürfe unter Passivwarnzeichen heraus, doch anders als im ersten Durchgang blieb nur noch eine Sekunde Restspielzeit. Kiel nutzte die Spielunterbrechung, um die Deckung auf Körpergröße zu stellen. Der direkte Freiwurf von Lasse Andersson blieb so im Block hängen.
Füchse Berlin: Dejan Milosavljev (16/2 Paraden), Kireev; Gidsel 12, Lindberg 5/2, Andersson 4, Tollbring 4, Marsenic 2, Wiede 2, Darj 1, Freihöfer 1, Lichtlein 1, Langhoff, Av Teigum, Kopljar, Jacobs, Drux
THW Kiel: Bellahcene (8 Paraden), Mrkva; Ekberg 7/4, Johansson 7, Pekeler 4, E. Ellefsen a Skipagotu 3, Bilyk 2, Dahmke 2, Wallinius 2, Weinhold 2, Wiencek 2, Duvnjak 1, Ehrig, Reinkind, Øverby, Szilagyi
Zuschauer: 9000 (Max Schmeling-Halle, Berlin)
Schiedsrichterinnen: Tanja Kuttler / Maike Merz
Strafminuten: 10 / 12
Christian Stein