06.09.2023, 22:19
"Das gefällt mir natürlich gar nicht"
Überraschend deutlich haben die Füchse Berlin das OSt-Derby gegen den SC Magdeburg gewonnen. Nach der Partie wurde SCM-Coach Bennet Wiegert deutlich.
Die Füchse Berlin haben ihr erstes dickes Ausrufezeichen in dieser Saison gesetzt. Der Hauptstadtklub entschied das Ost-Derby gegen den SC Magdeburg vor 8296 euphorisierten Zuschauern überraschend deutlich für sich. Nach knappen Siegen in Leipzig (31:29) und Stuttgart (30:29) wies das Team von Trainer Jaron Siewert im ersten Heimspiel der Saison den amtierenden Vizemeister mit 31:26 (14:12) in die Schranken.
Über die Außen und ihr Tempospiel kamen die Füchse immer wieder erfolgreich zum Abschluss, Rechtsaußen Hans Lindberg und Linksaußen Jerry Tollbring waren mit je acht Treffern die besten Werfer des Spiels. Beim SCM kam Rückraum-Shooter Michael Damgaard auf vier Tore - keiner bei den Gästen hatte häufiger getroffen.
Das hing auch mit Berlins überragendem Rückhalt Dejan Milosavljev zusammen. Der serbische Keeper entnervte die Magdeburger schon vor der Pause mit starken Paraden. Nach 60 Minuten hatte der 27-Jährige, der auch bei der EM im Januar für Furore sorgen will, das Torhüterduell mit 14 Paraden (davon ein Siebenmeter) haushoch für sich entschieden. Gegenüber Nikola Portner kam lediglich auf sieben gehaltene Bälle, dessen Vertreter Sergey Hernandez auf drei.
"Ich finde, dass unsere Abwehr inklusive Milosavljev heute überragend verteidigt hat", lobte Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar: "Dass wir diesen Charaktertest heute bestehen, macht mich glücklich."
Auf die Frage, was dem Spiel der Magdeburger letztlich gefehlt habe, antwortete SCM-Coach Bennet Wiegert kurz nach Abpfiff vielsagend: "Ganz viel, ganz viel." Trotz insgesamt acht technischer Fehler im ersten Abschnitt nahm Berlin eine Zwei-Tore-Führung mit in die Kabine. Der Grund dafür? "Wenn ich auf die Statistik gucke, habe ich glaube ich bei uns noch nie so eine schlechte Trefferquote gesehen", haderte Wiegert bei "Dyn".
Der Magdeburger Erfolgstrainer hatte im ersten Abschnitt noch eine SCM-Mannschaft gesehen, die sich "sehr, sehr gute Chancen erarbeitet" hätte - aber immer wieder am "fantastischen" Milosavljev gescheitert war. "Wir waren gar nicht so weit weg, haben aber gefühlt gar nicht gut gespielt."
Was der amtierende Champions-League-Sieger dann in der zweiten Hälfte geliefert hatte, "das gefällt mir natürlich gar nicht", stellte Wiegert klar. Sein Team sei "ganz vom Plan abgekommen", habe teils "chaotisch" gewirkt.
"Ich hoffe, dass ich es nicht herbeigerufen habe", sagte Wiegert, "dass uns noch Zeit fehlt, die Spielmacher noch besser einzubinden, im System besser ankommen zu lassen." Vor dem Heimspiel gegen den HSV Hamburg am Sonntag (16.30 Uhr) kündigte er eine Analyse an. Aus der harten Niederlage komme sein Team "hoffentlich gestärkt" hervor.
Für seine persönliche Arbeit sei der Rückschlag gar nicht so dramatisch. "Ich mag diese Phasen viel, viel mehr, weil ich viel mehr zu sagen habe - und mehr gehört werde." Schon am Sonntag müsse der SCM aber ein "anderes Gesicht zeigen". Sein Fazit: "So stark waren die Füchse jetzt heute nicht, wir hätten überall Probleme bekommen."
Mit dem dritten Sieg in Folge sind die Füchse mit Spitzenreiter Kiel gleichgezogen, der am Donnerstagabend (20.30 Uhr) im Nordderby bei der SG Flensburg-Handewitt gefordert ist. Dann kann der Rekordmeister seinen vorherigen Zwei-Punkte-Vorsprung wiederherstellen.
Für die Füchse geht es dann am Sonntag (18 Uhr) zum bis dato noch punktlosen Bergischen HC, der am frühen Mittwochabend die dritte Niederlage mit einem Tor Unterschied in dieser Saison kassiert hatte.
Tore für Berlin: Lindberg 8/5, Tollbring 8/1, Andersson 6, Wiede 4, Gidsel 2, Darj 1, Lichtlein 1, Marsenic 1
Tore für Magdeburg: M. Damgaard 4, Claar 3, Lagergren 3, O. I. Magnusson 3, D. Pettersson 3, Saugstrup 3, Smarason 3, Musche 2, Bergendahl 1, Ph. Weber 1
Schiedsrichter: Suresh Thiyagarajah (Gummersbach)/Ramesh Thiyagarajah (Gummersbach)
Zuschauer: 8296
Strafminuten: 4 / 12
Disqualifikation: - / Smarason (54.)
msc