12.09.2024, 22:25
Rückkehr nach elf Jahren mit zu vielen Fehlern
In der Gruppe A der Handball Champions League legten die Füchse Berlin bei ihrer Rückkehr in die Königsklasse zunächst vor, doch die mit Olympiafahrern und Routine gespickten Gäste kamen vor der Pause zurück ins Spiel und diktierten es in der zweiten Halbzeit über weite Strecken, da unter anderem Remili groß aufspielte. Die Füchse kämpften, verpassten einen Punkt aber mit dem letzten Wurf.
Berlin und Veszprem schienen ohne viel Abtasten in die neue Saison der Handball Champions League starten zu wollen, sie produzierten dabei aber zunächst einige Fehler und überhastete Abschlüsse. Unter anderem vergab Tollbring einen ersten Siebenmeter gegen Corrales. Erst nachdem Lichtlein nach genau vier Minuten, mit schnellen Beinen, beim 2:2 die Antwort auf Descats ersten Treffer gab, nahm die Partie Fahrt auf - dann aber gleich gehörig.
Nach siebeneinhalb Minuten war bei Gidsels 4:4-Ausgleichstreffer nichts mehr von dem torarmen Beginn zu bemerken. Die Füchse liefen dabei, nachdem ihr Rückraumspieler Lasse Andersson die Partie mit der ersten Führung eröffnet hatte, einem knappen Rückstand hinterher, den Tollbring mit einem weiteren Fehlversuch nicht in einen Führungswechsel ummünzen konnte. Auch die zweite Chance blieb aufgrund eines Fehlers von Andersson ungenutzt.
Die etwas höhere Erfolgsquote gab in der Folge dann aber doch den Ausschlag zugunsten des Bundesligisten: Natürlich war es einmal mehr Mathias Gidsel, der den Treffer zum 6:5 setzte und auch die Zwei-Tore-Führung nachlegte - während sich Veszprem in Unterzahl mehrmals festlief. Berlin nutzten die erste Überzahl unterdessen zum 8:5, während Gäste-Superstar und Abwehrchef Fabregas mit einer Zeitstrafe draußen saß.
Agustin Casado bekam die Offensive der Gäste nach einer Auszeit, Reichmann hatte zuvor das 9:5 besorgt, dann aber wieder in den Griff. Einen versäumten Rückzug der Füchse nutzte Sandell überdies nach einer Viertelstunde, um auf zwei Tore zu verkürzen, doch die Hausherren hatten bei ihrer Rückkehr in die Königsklasse weiter Antworten: Nach 20 Minuten leuchtete ein 12:8 auf den Anzeigen.
Kurz zuvor war ein Raunen in der Schmelinghalle zu hören, denn Füchse-Spielmacher Nils Lichtlein, der schon für mit einigen Aktionen für Furore gesorgt hatte, musste nach einem Schlag auf die Nase behandelt werden - eine Zeitstrafe für Veszprem gab es zum Unmut der Berliner Fans allerdings nicht. Fabian Wiede übernahm die Regie und setzte Mathias Gidsel in Szene, der wiederum beim 14:9 (21.) Tobias Reichmann auf die Reise schickte. Die Füchse agierten in dieser Phase wie aus einem Guss.
Nach 23 Minuten foulte Herburger Remili beim Wurf an der linken Schulter. Nach einem Videobeweis erhielt der Österreicher die berechtigte Zeitstrafe. Und diese sollte Berlin aus dem Tritt bringen: Descat verkürzte von der Markierung auf 12:14. Danach kam in Unterzahl ein Bruch ins Spiel der Berliner, den auch eine Siewert-Auszeit nicht verhindern konnte. Nach 27 Minuten gelang - erneut traf Descat - Veszprem der 14:15-Anschlusstreffer.
Binnen sechs Minuten hatte Veszprem einen 6:1-Lauf gezündet und schaffte noch vor der Pause durch Casado den Ausgleich. Füchse-Keeper Milosavljev unterband zwar zweimal mit Glanztaten den Führungswechsel, doch es stand auch zur Pause beim 16:16 unentschieden. Mathias Gidsel hatte nach der Verletzung von Lichtlein im Angriff viel probiert - und dabei nicht immer ganz glücklich agiert.
Als Lichtlein aufs Feld zurückkehrte, war der Führungswechsel passiert, denn Fabregas hatte zum 16:17 abgestaubt. Veszprems Trainer Xavi Pascual blickte schon etwas weniger angespannt drein - zumal, als Cindric auf 17:19 (36.) erhöhte. Die Füchse Berlin schienen mit den Köpfen noch in der Kabine zu sein oder die jetzt sehr kompakte Gäste-Abwehr gab ihnen Rätsel auf.
Veszprem hatte das Spiel auch gedreht, weil ihr Kreisläufer Fabregas nun seine Stärken ausspielen konnte. Der rekonvaleszente Füchse-Kreisläufer Darj blieb indes weiter draußen. Zwischen den Pfosten lieferten sich Milosavljev und Corrales ein teils Aufsehen erregendes Duell, die Füchse aber liefen weiter einem Rückstand hinterher.
"Jetzt nicht eigensinnig spielen", wollte Füchse-Trainer Jaron Siewert seiner Feldspieler nach 41 Minuten (18:21) zur Ordnung rufen, doch diese taten sich weiterhin schwer in einem allerdings unterhaltsamen Schlagabtausch.
Die Treffer fielen teils fast im Sekundentakt, so schnell ging es nach der Unterbrechung hin und her. Beide Teams versuchten den gegnerischen Rückzug zu überspielen. Die Füchse hatten dabei Glück, dass Kosorotov die 22:26-Weichenstellung gegen Milosavljev 13 Minuten vor der Sirene verpasste, doch der Hauptstadtklub kam seinerseits auch nicht näher als auf zwei Tore heran.
Gidsel schickte sich dann beim 25:26-Anschlusstreffer an, das Blatt zehn Minuten vor Schluss zu wenden. Kurz darauf wurde ihm aber ein Siebenmeter verwehrt und im Gegenzug besorgte Remili das 25:28. Sechs der letzten sieben Treffer Veszprems gingen auf das Konto des Franzosen. Eine Umstellung der Füchse-Abwehr lag da auf der Hand: Matthes Langhoff sollte ab der 53. Spielminute auf vorgezogener Position stören.
Es blieben die unerzwungenen Fehler, die den Füchsen beim Heimauftakt in der Königsklasse den Garaus machten, wie der falsch ausgeführte Anwurf von Gidsel nach 54 Minuten - auch wenn danach noch einmal ein Ruck durch das Füchse-Team ging. Freihöfer, Marsenic und Andersson führten die Hausherren beim 31:32 nochmals zum Anschluss, und Berlin kam Sekunden vor dem Ende sogar noch einmal in Ballbesitz. Die Chance auf den Ausgleich. Doch der letzte Wurf wurde zur Beute von Corrales, der Veszprems Sieg festhielt.
Füchse Berlin: Gidsel (10), Andersson (6), Wiede (3), Freihöfer (3/1), Reichmann (3), Lichtlein (2), Marsenic (2), Tollbring (1), Langhoff (1)
Veszprem: Remili (11/x), Fabregas (5), Descat (4/1), Vailupau (3), Casado Marcelo (3), Cindric (2), Elderaa (2), Sandell (1), Pechmalbec (1)
Zuschauer: 7019