16.01.2024, 21:50
Aufopferungsvoller Kampf wird nicht belohnt:
Deutschland hat bei der Handball-EM die erste Niederlage hinnehmen müssen. In Berlin unterlag das Team von Alfred Gislason zum Ende der Vorrunde mit 30:33 (15:17) und reist damit ohne Punkte zur Hauptrunde nach Köln.
Der zum Team zurückgekehrte Kai Häfner stand beim Duell zwischen Deutschland und Frankreich, in dem es bereits um Punkte für die Hauptrunde der Handball-EM ging, gemeinsam mit Andreas Wolff, Lukas Mertens, Julian Köster, Juri Knorr, Timo Kastening und Johannes Golla in der Startformation.
Bei Frankreich, das nach dem Remis gegen die Schweiz aufgrund der Niederlage der Eidgenossen gegen Nordmazedonien bereits zum Anwurf auch in der Hauptrunde stand, setzte Guillaume Gille auf Remi Desbonnet, Hugo Descat, Routinier Nikola Karabatic, Dika Mem, Nedim Remili, Yanis Lenne und Ludovic Fabregas.
Das deutsche Team startete furios in die Partie: Ein Doppelschlag von Golla, ein Treffer von Knorr sowie zwei Paraden von Andreas Wolff bedeuteten eine 3:0-Führung (4.). Erst nach viereinhalb Minuten gelang dem Olympiasieger das erste Tor: Descat überwand Wolff von der Siebenmeterlinie.
Kapitän Golla antwortete mit dem 4:1 (6.) und brachte die Halle zum Kochen. War die Stimmung gegen Nordmazedonien in Berlin noch etwas zurückhaltend gewesen, waren die über 13.000 Fans in diesem prestigeträchtigen Match von Beginn an voll da und feierten jede gelungene Aktion des deutschen Teams.
Die anfangs überrumpelten Franzosen fanden jedoch nach und nach besser in die Partie und egalisierten den Rückstand. Eine Zeitstrafe gegen Christoph Steinert nutzte Nicolas Tournat zum 6:6 (12.), nach einem Pfostentreffer von Köster warf Nikola Karabatic den Ball zum 7:6 (12.) ins leere Tor. Es war die erste französische Führung.
Es ging bereits in dieser frühen Phase auf beiden Seite robust zu und die Schiedsrichter griffen durch. Erst sah Mem eine Zeitstrafe für ein Foul an Köster, dann wurde Steinert nach einer Aktion gegen Karabatic hinausgestellt. Es war bereits die zweite Zeitstrafe für den Linkshänder und das nach gerade einmal einer Viertelstunde.
Mit jeweils einem Spieler weniger kamen beiden Mannschaften zu guten Chancen. Den erneuten Führungstreffer von Tournat konterte Mertens mit dem Ausgleich (11:11, 17.). Nach einer Parade von Wolff brachte Knorr die deutsche Auswahl wieder in Front (12:11, 18.) und der extra eingewechselte David Späth hielt den Vorsprung mit einer Siebenmeterparade gegen Descart fest.
Nach rund 20 Minuten brachte Bundestrainer Gislason Sebastian Heymann und Renars Uscins in die Partie und nahm zudem eine Auszeit. Es war ein intensives Match zwischen zwei Mannschaften auf Augenhöhe, die sich nichts schenkten. Nachdem Späth erneut einen Siebenmeter von Descat hatte parieren können, legte Kastening das 13:12 (25.) nach.
Die deutsche Mannschaft spielte einen guten Ball, machte sich das Leben nach dem 15:14 (28.) durch Uscins durch drei fehlerhafte Kreisanspiele in Folge sowie ein, zwei überhastete Aktionen, die ebenfalls zu Ballverlusten führten, jedoch selbst schwer.
Die Franzosen waren sofort da und kamen zu einem 3:0-Lauf, den Elohim Prandi mit dem Treffer zum 17:15-Halbzeitstand krönte. Der Gast, der in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Titel und Medaillen sammelte, hatte die Nachlässigkeiten des DHB-Teams umgehend bestraft und schien den Weckruf des Remis gegen die Schweiz verinnerlicht zu haben.
Nach Wiederanpfiff war das Momentum weiterhin auf Seiten der Franzosen: Nikola Karabatic traf, Samir Bellahcene parierte einen Siebenmeter von Knorr und Mem stellte im Gegenzug auf 19:15 (32.). Positiv festzustellen war jedoch, dass die deutsche Mannschaft ruhig blieb. Golla zog den nächsten Siebenmeter, den Knorr verwandelte und Köster stahl hinten den Ball: 19:17 in der 35. Spielminute.
Dass die deutsche Mannschaft sich auch nach dem erneuten Drei-Tore-Rückstand (19:22, 38.) herankämpfen konnte, war der Defensive zu verdanken: Die Defensive um den Mittelblock Golla/Köster arbeitete hervorragend und so traf Häfner nach einem erneuten Ballgewinn zum 21:22 (40.). Der inzwischen eingewechselte Kentin Mahe erhöhte mit einem frechen Heber von der Siebenmeterlinie jedoch wieder auf zwei Tore für Frankreich.
Die französische Abwehr arbeitete jedoch ebenso kompakt und verhinderte damit gemeinsam mit Keeper Desbonnet immer wieder den Ausgleich. Nach einer Wolff-Parade war es jedoch soweit: Knorr trieb den Ball nach vorne, Kastening holte den Siebenmeter heraus und der Spielmacher netzte zum 25:25 (48.) ein.
Torwart Wolff wurde jetzt zu einem Faktor, der seine Mannschaft nicht nur im Spiel hielt, sondern die erste Führung im zweiten Durchgang ermöglichte (26:25, 48.). Während Frankreich bereits durchgewechselt hatte, hielt Gislason bislang an einer Aufstellung fest. Zehn Minuten vor dem Ende gab der Bundestrainer Knorr und Köster eine kurze Pause; Heymann und der erstmals eingewechselte Philipp Weber übernahmen den Rückraum.
Zwar kamen Knorr und Köster schnell zurück, doch in den deutschen Angriff schlichen sich vermehrt Stockfehler ein. Das wurde - wie zum Ende des ersten Abschnitts - sofort bestraft: Frankreich setzte aufs Tempo und ging mit 29:27 (55.) in Führung. Prandi hätte sogar auf drei Tore stellen können, doch Wolff parierte. Fünf Minuten vor dem Ende nahm Gille seine vorletzte Auszeit.
Seine Mannschaft spielte den Angriff geduldig aus und zog einen Siebenmeter, den Mahe zum 30:27 (56.) verwandelte. Deutschland gab sich jedoch noch nicht geschlagen und hielt angeführt von Knorr dagegen, doch zwei Paraden von Desbonnet sorgten für die Entscheidung. Am Ende siegte Frankreich nach einem letzten Treffer von Heymann mit 33:30.
Frankreich: Bellahcene (1 Parade, davon 1 Siebenmeter), Desbonnet (11 Paraden); Mahé 5/3, Mem 5, Fabregas 4, N. Karabatic 4, Descat 3/3, Prandi 3, Richardson 3/1, Remili 2, Tournat 2, Porte 1, L. Karabatic, Konan, Y. Lenne, Nahi
Deutschland: D. Späth (2 Paraden, davon 2 Siebenmeter), Wolff (16 Paraden); Knorr 8/3, Golla 5, Häfner 4, Heymann 3, Köster 3, Mertens 3, Kastening 2, Kohlbacher 1, Uscins 1, Dahmke, Fischer, Hanne, Steinert, Weber
Zuschauer: 13.571 (Berlin, ausverkauft)
Schiedsrichter: Vaclav Horacek / Jiri Novotny (Tschechien)
Strafminuten: 4 / 4
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