28.07.2021, 15:53
Deutsche Handballer kassieren zweite Niederlage
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat in Tokio die zweite Niederlage im dritten Spiel kassiert: Gegen Rekordweltmeister Frankreich verlor die DHB-Auswahl trotz mehrerer Aufholjagden mit 29:30 (13:16).
In der Neuauflage des olympischen Halbfinales von Rio 2016 - Deutschland verlor unglücklich mit 28:29 - peilte das Team von Bundestrainer Alfred Gislason ihren zweiten Sieg im dritten Turnierspiel an. Von Revanchegelüsten für die knappen Niederlagen sowohl in Rio als auch im Bronzespiel bei der Heim-WM 2019 (25:26) wollte das deutsche Team im Vorfeld aber nichts wissen.
"Das ist schon unmenschlich, was er geleistet hat", sagte Johannes Bitter im Vorfeld ehrfürchtig über Nikola Karabatic, doch den brauchte es in der Anfangsviertelstunde gar nicht, um die DHB-Auswahl in Schach zu halten. Im Angriff agierte der Europameister von 2016 gegen die massive französische 6:0-Deckung viel zu uninspiriert. Neben Bitter fand auch Frankreichs Schlussmann Vincent Gerard richtig stark ins Spiel, sein Treffer ins leere deutsche Tor bedeutete das 2:0 (5.). Erst nach sechs Minuten erzielte der sonst recht unsichere Julius Kühn das erste deutsche Tor.
Die Franzosen kamen besonders über den einmal mehr bärenstarken Dika Mem zu einfachen Toren, während Gislasons Schützlinge für jeden Treffer hart kämpfen mussten. Schnell sah man sich einem 2:7-Rückstand ausgesetzt, auf den der Bundestrainer mit einer Auszeit reagierte. Dieser zeigte Wirkung, Timo Kastening verkürzte auf 7:9 (18.). Doch die fehlende Konstanz bleibt in Tokio weiter das große deutsche Manko - mit einem 5:0-Lauf setzten sich die Franzosen wieder komfortabel ab (14:9).
In dieser Phase waren es tolle Tore und Anspiele von Steffen Weinhold, die die deutsche Mannschaft im Spiel hielten. Johannes Golla tankte sich am Kreis durch und verkürzte mit der Pausensirene auf 13:16.
Das Momentum hatte sich gedreht, die deutsche Mannschaft spielte nun deutlich entschlossener, selbstbewusster. Spielmacher Philipp Weber glich in Minute 38 aus, im Gegenzug nahm der mittlerweile eingewechselte Andreas Wolff dem ehemaligen Flensburger Kentin Mahé einen freien Wurf weg - und Hendrik Pekeler besorgte die erste deutsche Führung der Partie (19:18).
Wie aus dem Nichts schwand aber wieder die Konzentration im deutschen Spiel. Ein 0:4-Lauf brachte das DHB-Team erneut in Not (19:22). Doch die Moral, die Gislasons Mannschaft auch in diesem Match an den Tag legte, war schlichtweg bemerkenswert. Beim 27:27 war der Ausgleich wiederhergestellt (54.), Frankreichs entnervter Nationaltrainer Guillaume Gille nahm eine Auszeit. Am Ende hatten die Franzosen allerdings die besseren Nerven und gewannen mit 30:29.
"Es ist langsam zum Kotzen. Wir sind immer ganz knapp dran an den Großen, aber wir kriegen es einfach nicht gedeichselt", haderte Spielmacher Weber. "Das zieht sich schon lange Zeit wie ein roter Faden bei uns durch, dass wir die Topspiele nicht gewinnen", klagte Pekeler, "auch heute hatten wir wieder die Möglichkeit, das Spiel zu drehen oder ein Unentschieden zu holen."
Am Freitag wartet auf beide Mannschaften am vierten Turnier-Spieltag gleich der nächste Kracher: Die Franzosen treffen um 7.15 Uhr (MESZ) auf den noch verlustpunktfreien Europameister aus Spanien, die DHB-Auswahl kämpft um 14.30 Uhr gegen Norwegen um wichtige Punkte. Noch hat die deutsche Mannschaft das Viertelfinale in der eigenen Hand.
Frankreich: Gerard 1 - Mem 6, Descat 5/2, Guigou 4/1, Mahé 3, N'Guessan 3, L. Karabatic 2, N. Karabatic 2, Abalo 1, Fabregas 1, Porte 1, Tournat 1
Deutschland: Kastening (MT Melsungen) 7, Weinhold (THW Kiel) 6, Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen) 3/3, Golla (SG Flensburg-Handewitt) 3, Pekeler (THW Kiel) 3, Ph. Weber (SC Magdeburg) 3, Drux (Füchse Berlin) 2, Kühn (MT Melsungen) 2
Schiedsrichter: Gjorgji Nachevski (Nordmazedonien)/Slave Nikolov (Nordmazedonien)
Strafminuten: - / 2
msc