31.07.2024, 20:39
Chance auf das Viertelfinale lebt
Gegen Ägypten lag Frankreich über weite Strecken hinten, doch Ludovic Fabregas traf in der Schlusssekunde zum umjubelten Ausgleich. Der letzte Spielzug war so buchstäblich auf den Punkt gespielt.
Frankreich und Ägypten begegneten sich in den ersten Minuten auf Augenhöhe (2:2, 4.). Für beide Teams war es ein wichtiges Spiel: Die Nordafrikaner würden mit einem Sieg gegen den Titelverteidiger einen wichtigen Schritt in Richtung Viertelfinale machen - und Frankreich selbst wartete vor eigenem Publikum noch auf den ersten Erfolg und musste punkten, um die Chance auf das Weiterkommen am Leben zu halten.
Ein Faktor war das Publikum, das den Europameister lautstark unterstützte. Jede Aktion wurde bejubelt; eine starke Parade von Vincent Gerard ebenso wie der Treffer zum 4:2 (8.) durch Dika Mem. Eine Zeitstrafe gegen Elohim Prandi hatten die Gastgeber so schadlos überstanden. In den folgenden Minuten eroberte Ägypten mit einem 4:1-Lauf jedoch die Führung (5:6, 10.).
Die Franzosen taten sich, wie bereits in den beiden vorherigen Spielen extrem schwer; von der Dominanz der letzten Jahre war beim amtierenden Europameister und Olympiasieger nichts zu spüren. Vorne stand Mohamed Aly im Weg, hinten kassierte Mem die nächste Zeitstrafe und Ali Zein brach frei durch (9:7, 15.). Im Gegenzug scheiterte Hugo Descat von der Siebenmeterlinie an Aly - und Yahia Omar netzte zum 9:7 (17.) ein.
Die mangelnde Konsequenz im Abschluss zog sich durch das französische Spiel und war das große Probleme. Als Guillaume Gille nach 25 Minuten die Auszeit nahm, kam seine Mannschaft auf eine Trefferquote von 58 Prozent (Ägypten: 70 Prozent). Sinnbildlich endete der auf die Besprechung folgende Angriff mit einem Wurf von Mem in die genau die Ecke, wo Aly schon stand. Ahmed Hesham erhöhte die Führung auf 15:11 (29.)
Der ägyptische Keeper war in den Köpfen der Franzosen: Der freigespielte Luka Karabatic scheiterte aus bester Position vom Kreis; es war die neunte Parade von Aly. Auch den letzten Wurf der Halbzeit von Mem konnte er abwehren. So ging Frankreich mit einem Vier-Tore-Rückstand in die Kabine.
Nach Wiederanpfiff dauerte es aufgrund von Fehlern auf beiden Seiten drei Minuten, bis ein Tor fiel und Ägypten mit fünf Toren in Front lag (16:11, 33.). Das war jedoch genau der Moment, in dem das Spiel kippte. Frankreich war auf einmal da, der eingewechselte Remi Desbonnet parierte einen Ball und Ludovic Fabregas verkürzte auf 16:18 (39.).
Das Publikum spürte das Aufbäumen der eigenen Mannschaft und stieg ein. Jede Aktion und jeder Kampf wurde lautstark bejubelt und spätestens nach dem 18:19 (42.) durch Valentin Porte ins leere Tor standen und hüpften alle Franzosen in der Halle auf den Tribünen.
Porte stand zu diesem Zeitpunkt erst wenige Minuten auf dem Feld. Er war als Ersatz für Yannis Lenne in die Partie gekommen, der nach einem Zweikampf im Gegenstoß mit Ali Zein zu Boden gegangen war, seinen rechten Knöchel umklammerte und selbst sofort nach den medizinischen Betreuern gewunken hatte. Seine Mitspieler Prandi und Melvynn Richardsson trugen den Rechtsaußen zur Bank.
Frankreich bot inzwischen ein komplett anderes Bild als in den ersten 35 Minuten. Prandi stibitzte einen Ball und schickte Nedim Remili, der zum 19:19 (43.) ausglich. Und auch die Ägypter zeigten Nerven: Hesham setzte erst einen Ball nach einem Durchbruch ohne Gegnerkontakt am Tor bei, wenig später spielten sie nach einen Ballgewinn den Querpass in die Hände von Remili.
In der 50. Minute zog Gille die Auszeit und brachte Routinier Nikola Karabatic wieder zurück in die Partie, der im ersten Durchgang bereits einige Minuten Spielzeit gesammelt hatte. Nach dem 23:23 (53.) durch Dylan Nahi war das Spiel zunächst komplett offen, doch die Franzosen haderten mit zwei Schiedsrichter-Entscheidungen in einer Minute.
Erst sah Karl Konan eine Zeitstrafe, wodurch sich Raum für Yehia Elderaa bot; dann erhielt Nikola Karabatic keinen Freiwurf und Ägypten nutzte den Ballgewinn zum 23:25 (56.) aus französischer Sicht. Die Gastgeber kamen zum Anschluss und hatten nach einer Parade von Desbonnet die Chance zum Ausgleich, hämmerten den Ball zum Entsetzen der Fans jedoch über das Tor.
Ägypten war noch 60 Sekunden vom Sieg entfernt. Die Franzosen blieben defensiv und ließen den Gegner spielen. Die Ägypter reizten das aus, erst acht Sekunden vor dem Ende kam Frankreich wieder in den Ballbesitz. Gille nahm die Auszeit und seine Mannschaft spielte den letzten Angriff auf den Punkt: Sekundenbruchteile vor der Schlusssirene landete der Ball bei Kreisläufer Fabregas, der zum umjubelten 26:26 traf.
Frankreich: Gerard (4 Paraden), Desbonnet (6 Paraden); Fabregas 5, Mem 4, Descat 4, Richardson 3/2, Nahi 3, Remili 2, Porte 2, Lenne 1, Prandi 1, N. Karabatic 1, L. Karabatic, Konan
Ägypten: Hendawy, Aly (11/1 Paraden); Omar 8/1, Adel 6, Zein 5, Hesham 3, Y. Elderaa 3, Elwakil 1, Abdou, Tarek, Elmasry, S. Elderaa, Abdelhak, Sanad
Schiedsrichter: Kurtagic / Wetterwik (SWE)
Strafminuten: 6/4
Siebenmeter: 2/3 ; 1/1
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