15.12.2024, 16:57
Erste Trophäe seit 2012
Ungarn hatte, dank der mitgereisten Fans, im Spiel um Bronze Heimspiel-Atmosphäre, ihre erste Medaillen-Chance seit 2012. Weltmeister Frankreich geriet dabei früh in Rückstand und hatte trotz Aufholjagden beim 24:25 (12:13)-Endstand das Nachsehen. 8.775 Fans in der ausverkauften Wiener Stadthalle schrien Ungarn zum verdienten Sieg.
Aus Wien berichtet Felix Buß
Vor ausverkauftem Haus ging es in der Wiener Stadthalle zwischen Frankreich und Ungarn um Bronze. Die Magyarinnen konnten dabei auf die wieder genesene Torhüterin Zsofi Szemerey (Oberschenkel-Verletzung) zählen, die ebenso schnell ihre erste Parade notieren ließ wie ihr Gegenpart Laura Glauser. Sie waren, hinter ihren engagierten Vorderleuten, für die geringe Torfolge zu Beginn verantwortlich.
Wie erwartet, suchten Frankreich und Ungarn im Kampf um die Medaille die Tiefe im Angriffsspiel und den Gegenstoß. Szemerey hechtete dabei nach fünf Minuten nach dem Ball, kratzte ihn von der Linie und verhinderte die neuerliche Führung der Equipe Tricolore (2:2). Czenge Kuczora feuerte den Ball dann zum ersten ungarischen Führungstreffer in die Maschen, Estelle Nze Minko konterte jedoch sofort.
Da Lucie Granier für Frankreich die Führung zurückholte und Petra Vamos nur den Pfosten traf, war die Führung für Ungarn ein kurzes Glück. Die Magyarinnen waren schon fünf Mal von Außen an Glauser gescheitert, der Rückzug war zu langsam und Frankreich bestrafte beides mit schnellen Treffern. Daher musste ihr Trainer Vlagyimir Golovin schon in der elften Spielminute (5:3) erstmals eingreifen.
Ungarn hatte definitiv die rechte Abwehrseite der Französinnen als Schwachpunkt ausgemacht und konnte diesen nach der Unterbrechung wieder ausnutzen. Zudem war die Abwehr stabiler und Szemerey fuchste sich in ihr Stellungsspiel, rückte in der Statistik an Glauser heran. So blieb die Spannung erhalten. Das Spiel war zudem unterhaltsam, da beide Teams auf einem ähnlichen spielerischen Niveau agierten.
Die Ungarinnen glichen nach einer Viertelstunde durch Nadine Szöllösi-Schatzl wieder aus. Danach ließen Ungenauigkeiten beider Teams sowie Steals den Ballbesitz viele Male wechseln, ehe Petra Simon Györi-Lukacs auf Linksaußen zum 7:6 (19.) in Szene setzte. Ungarn war nun wachsamer und setzte sich durch einen Kuczora-Doppelschlag auf 7:9 (21.) ab. Frankreich buzzerte zum Time-out.
Die sichtliche Aufregung an der französischen Bank schien sich aufs Spielfeld fortgepflanzt zu haben, während Ungarns Golovin Ruhe ausstrahlte. Györi-Lukacs' 7:10 (25.) bei Überzahl war der Lohn für die mentale Klasse. Frankreich kam danach mit Ballgewinnen zurück, doch nach Bouktits Siebenmeter, Nze-Minkos Konter zum 9:10 blieben weitere freie Chancen liegen. Ungarn behielt das Momentum.
Nach dem 12:13-Halbzeitstand, aus französischer Sicht, spielte Ungarn genauso kraftvoll und frech weiter. Frankreich schien sich in der Kabine die gegnerische Abwehr noch einmal angeschaut zu haben, Nze-Minko nutzte jedenfalls eine Lücke um zu treffen. Bei einem Kempa-Versuch leisteten sich dann Zaadi und Nze-Minko ein Missverständnis, das anschließend kurz besprochen wurde.
Ungarn setzte sich beim 13:16 (33.) wieder auf drei Tore ab, konnte die Führung aber wieder nicht verteidigen, da die "Blauen" erst mit einer spanischen 6:0-Formation dagegenhielten und dann mit der 5:1 weitere Ballgewinne verbuchen. Laura Kanor besorgte den 16:16-Ausgleich (41.), während Ungarn seit acht Minuten nicht getroffen hatte. Gluiber hielt die Magyarinnen immerhin per Siebenmeter vorne.
Mit zunehmender Spielzeit mehrten sich auf beiden Seiten die Fehler. Steals funktionierten nicht, teils wurde auch die falsche Spielseite angegriffen, obwohl auf der anderen eine Spielerin noch nicht zurückgelaufen war. Ungarn verteidigte dabei einen knappen Vorsprung, ehe Golovin die Spielerinnen nach 48 Minuten an die Seitenlinie holte. Der knappe Vorsprung war mit 19:20 weiterhin da.
Spielmacherin Grace Zaadi Deuna brachte Frankreich dann beim 22:21 (52.) erstmals seit dem 5:4 (11.) in Vorlage, Frankreich geriet aber direkt danach in Unterzahl. Klujber glich mit ihrem achten Treffer aus und die "Grande Nation" vertändelte den nächsten Angriff. Der Torerfolg von Petra Simon zur 22:23-Führung zündete die Wiener Stadthalle wieder an: Die ungarischen Fans meldeten sich eindrucksvoll zurück.
Fünf Minuten vor Schluss schien Ungarn wieder mit beiden Händen nach der Medaille zu greifen. Reka Bordas wurde zwar wegen eines Fouls hinausgestellt, doch Frankreich spielte wirr und Ungarn bekam ein Siebenmeter-Geschenk. Die Equipe stellte nochmals auf 5:1-Abwehr um, doch der Ball kam irgendwie zu Györi-Lukacs, die 52 Sekunden vor Schluss die 24:25-Führung besorgte.
Frankreich nahm eine Auszeit, um den folgenden Angriff vorzubereiten. Die ungarischen Fans rüsteten sich und entfachten ein Konzert aus Pfiffen, Tröten und Trompeten. Letztlich lief Laura Flippes zum Stürmerfoul auf. Als Ungarn unterbrach, waren nur noch drei Sekunden zu spielen. Das genügte: Ungarn erringt mit dem 25:24-Sieg erstmals seit 2012 eine Medaille: Bronze! Weltmeister Frankreich geht leer aus.
Frankreich: Glauser (11 Paraden), Andre, Sako; Zaadi Deuna 4/1, Foppa 4, Nze Minko 4, Valentini 3, Granier 3, Flippes 2, Bouktit 2/2, Kanor 1, Grandveau 1 Coatanea, Horacek, Ondono, Dupuis
Ungarn: Szemerey (13 Paraden), Janurik; Klujberg 9/5, Kuczora 5, Györi-Lukacs 5, Csikos 2, Szöllösi-Schatzl 2, Marton 1, Simon 1, Füzi-Tovizi, Papp, Pasztor, Toth, Vamos, Faluvegi, Bordas
Zuschauer: 8.775 (Stadthalle, Wien/AUT)
Schiedsrichter: Covalciuc / Covalciuc (MDA)
Siebenmeter: 3/4 ; 5/5
Strafminuten: 6/2
Hinweis: Dieser Artikel wurde von der IG Handball gefördert, die als eines ihrer Satzungsziele die Förderung der Berichterstattung über den Handball hat und unter anderem auch hinter dem Forum handballecke.de steht. Der Artikel kann - unter Nennung der Autoren und Quelle sowie einem Verweis auf ighandball.de kostenfrei genutzt werden.
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