06.08.2024, 14:46
Hürde zu hoch
Nach einem nervösen Start hatte sich Deutschland in die Partie gekämpft. Die stärkste Leistung beim olympischen Turnier sollte aber letztlich nicht reichen. Trotz zwischenzeitlichem Ausgleich Mitte der zweiten Halbzeit musste man sich Goldfavorit Frankreich mit 23:26 (10:13) geschlagen geben.
Ob der Umzug noch in den Knochen steckte oder doch beide Teams von der Rekordkulisse beeindruckt waren: Die Anfangsphase war von vielen Fehlern und einfachen Ballverlusten auf beiden Seiten geprägt. Nach einer Parade von Laura Glauser traf Tamara Horacek zwar im ersten Angriff des Gastgebers nach 49 Sekunden zum 1:0, doch dann dauerte es sage und schreibe bis Spielminute 8:21, bis der nächste Treffer fiel.
Ein Faktor bei den Franzosen war Glauser, die bereits in dieser Anfangsphase auf fünf Paraden kam. Zudem waren beide Mannschaften im Rückzug extrem gut aufgestellt. Erst fing Horacek einen Ball der Deutschen ab, dann unterbrach Xenia Smits den Gegenstoß von Alicia Toublanc mit einer schönen Aktion zum Ball. Hinzu kamen weiterhin einfache technische Fehler und ein Lattentreffer von Estelle Nze Minko.
Das 1:1 (9.) durch Smits durchbrach den Torfluch beider Teams. Laura Flippes sorgte im Gegenzug allerdings direkt für die erneute Führung, die Nze Minko auf 4:1 (10.) ausbaute. Das deutsche Team tat sich offensiv hingegen weiterhin schwer und verlor mehrfach den Ball. Nach dem 7:3 (14.) durch Toublanc nahm Gaugisch die Auszeit, doch Frankreich erhöhte mit einem Doppelschlag weiter (9:3, 16.).
Allerdings lief es auch bei den Französinnen noch nicht rund; sie erlaubten sich ebenfalls ungewohnt viele Ballverluste. Und das deutsche Team kämpfte. Nachdem Emily Bölk anfangs nur in der Defensive agiert hatte, brachte Gaugisch sie auch offensiv und schickte Alina Grijseels neu auf das Feld. Das DHB-Team war allerdings erneut zu nachlässig in der Chancenverwertung: Antje Döll scheiterte frei aus dem Gegenstoß an Glauser (20.).
Frankreich-Trainer Olivier Krumbholz zog anschließend die Auszeit. Außer Torhüterin Glauser kam sein Team noch nicht an seine Normalform heran. Deutschland konnte mit dem Zwischenstand - Behnke netzte kurz darauf zum 9:7 (25.) ein - durchaus zufrieden sein. Gerade defensiv war es eine starke Leistung; auch Katharina Filter hatte ins Spiel gefunden und mehrfach stark pariert. Die Französinnen kamen nur selten im Tempospiel zu einfachen Treffern und taten sich im aufgebauten Angriff gegen die kompakte Formation um Bölk schwer.
Sobald die Gastgeberinnen jedoch Dynamik in ihre Aktionen bekamen, hatte Deutschland ein Problem. Nach einem Schlagwurf von Grijseels neben das Tor traf Nze Minko zum 13:9 (28.). Die Offensive war jedoch auf beiden Seiten das Manko: Ein französischer Fehlpass bei einem Kreuz im Rückraum brachte Deutschland noch einmal in Ballbesitz und das Gaugisch-Team konnte verkürzen, verlor jedoch einen Angriff später wiederum den Ball. Frankreich blieben noch rund zehn Sekunden, doch der angesagte Ablauf dauerte so lange, dass sie nicht einmal mehr einen Wurf auf das Tor bekamen. Beim Stand von 13:10 ging es in die Kabine.
Nach Wiederanpfiff musste Deutschland eine frühe Zeitstrafe gegen Behnke hinnehmen und Frankreich nutzte den zusätzlichen Platz, um auf 15:10 (33.) zu erhöhen. Die Hinausstellung von Meline Nocandy spielte ihrerseits dem deutschen Team in die Hände. Bölk verhinderte den Gegentreffer mit einer schönen Verteidigung gegen Kreisläuferin Pauletta Foppa und Smits stellte den Drei-Tore-Abstand wieder her (15:12, 36.).
Nun ging es Schlag auf Schlag: Erst traf Behrend von Außen zum 15:13 (38.), dann glich Maidhof mit einem Doppelpack sogar aus. Frankreich stand in dieser Phase völlig neben sich und die deutsche Deckung mit der starken Filter dahinter arbeitete weiterhin gut. Das Problem aus deutscher Sicht: Ließ man den Franzosen auch nur eine Chance, waren sie da. Nach einem Ballverlust von Bölk traf Toublanc per Gegenstoß zum 17:15 (42.) für Frankreich.
So klar waren die Aktionen jedoch nur selten, beide Mannschaften taten sich in der Offensive über weite Strecken schwer. Deutschland scheiterte wiederholt an Glauser, die eingewechselte Orlane Kanor traf nur den Pfosten. Frankreich behauptete seinen Vorsprung jedoch und lag zehn Minuten vor dem Ende mit 21:18 (51.) in Front.
Deutschland verkaufte sich gegen die formschwachen Französinnen weiterhin teuer, doch es unterlief dem DHB-Team der entscheidende Fehler mehr. Foppa fischte einen Querpass weg, der zu dicht vor der Deckung gespielt wurde und Frankreich erhöhte seine Führung auf vier Tore (23:19, 54.). die deutsche Mannschaft blieb jedoch dran: Döll verkürzte (23:21, 56.) und es schien eine Überraschung möglich.
Der Titelverteidiger blieb - unterstützt von der Halle - jedoch cool. Zwei Treffer in 40 Sekunden trieben die französische Führung auf vier Tore (25:21, 57.) und Gaugisch nahm die Auszeit. Der Bundestrainer stellte auf Sieben-gegen-Sechs um, doch der Wurf aus dem Rückraum landete nur an der Latte. Deutschland öffnete die Deckung und kam nach einem Stürmerfoul von Nze Minko in den Ballbesitz. Smits traf erneut die Latte und langsam lief dem DHB-Team die Zeit davon. Bei noch 50 zu spielenden Sekunden brach Flippes durch und machte den Halbfinaleinzug mit dem Tor zum 26:23-Endstand perfekt.
Frankreich: Glauser (13 Paraden), Sako; Horacek 7/2, Flippes 4, Nze Minko 4, Nocandy 2, Toublanc 2, Foppa 2, Granier 2, Valentini 1, Zaadi Deuna 1, Kanor 1, C. Lassource, Ondono
Deutschland: Filter (9 Paraden), Wachter; Bölk 7, Smits 4, Maidhof 3, Döll 3, Behnke 3, Grijseels 2, Behrend 1, Schmelzer, Antl, Lott, Leuchter, Stockschläder
Schiedsrichter: Jörum / Kleven (NOR)
Strafminuten: 2/4
Siebenmeter: 2/2 ; 0/0
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