20.09.2024, 20:44
Ersatzgeschwächte Schwaben mobilisieren Reserven
Beim Spiel zwischen dem HC Erlangen und dem TVB Stuttgart ging es für beide Teams, nach teils schmerzhaften Niederlagen, um die ersten Punkte der jungen Saison. Die Schwaben starteten ersatzgeschwächt und bestimmten dennoch die erste Spielhälfte. Danach setzte sich Erlangen ab, doch die Spannung blieb bis zum Ende erhalten.
Routinier Patrick Zieker besetzte beim TVB Stuttgart in der Startaufstellung Rückraum Mitte, eine Position, auf der er einst beim TBV Lemgo Lippe ausgeholfen hatte. Trainer Michael Schweikardt verzichtete darauf, den jungen Katalanen Bruno Reguart ins kalte Wasser zu werfen - auch weil dadurch ein Wechsel zwischen Abwehr und Angriff auf der bankfernen Seite verzichtbar war.
Beide Teams begannen nervös, angesichts der Situation verständlich. Fast 200 Sekunden dauerte es, ehe Kai Häfner den ersten Treffer der Partie setzte. Danach platzte auch der Knoten beim HC Erlangen, Hampus Olsson traf für die Mittelfranken, die die Schwaben in der Folge mit einer sehr offensiven 3:3-Abwehrformation empfingen. Zieker fand dennoch die Lücke zum 2:3 (7.).
Die Partie entwickelte sich zunächst zu einem Duell zwischen Häfner auf Stuttgarter und Metzner auf Erlanger Seite. Beide Linkshänder zeigten sich torhungrig, der gebürtige Schwäbisch Gmünder glänzte auch als Assistgeber. Dann kamen die Halblinken Rubin und Svensson besser in die Partie. Das Pendel erstmals ausschlagen ließ aber Zieker, nachdem Vujovic einen Siebenmeter Olssons pariert hatte.
Nach diesem Torerfolg des Stuttgarter "Ersatz-Spielmachers" zum 6:8 (17.) buzzerte HCE-Trainer Sellin zur Auszeit und verlangte zugleich ruhig zu bleiben und entschlossener zu sein. Stuttgart blieb aber am Drücker, als Erlangen auf eine 5:1-Formation umstellte und Zieker beim 6:9 (19.) den nächsten Durchbruch schaffte. Beim 8:9 folgte dann durch Bissel der erste schnelle Treffer der Hausherren.
Stuttgart hatte bislang mit hundertprozentiger Wurfausbeute agiert, der erste Fehlversuch stellte die Partie dann gleich wieder auf null, da Häfner den einzigen Fehlwurf der ersten Spielhälfte verzeichnete und Steinert zum 9:9 (22.) ausglich. Der abermalige Ausgleichstreffer Erlangens verhalf dann Stuttgarts Laube zum Comeback, er kam als zweiter Kreisläufer neben Pribetic in den Angriff.
Vier Minuten vor der Pause führte Stuttgart beim 11:13 abermals mit zwei Toren, Erlangen schaffte aber wieder den Anschluss. "Hinten Zentrum schließen", forderte der TVB-Trainer daher. Vorne setzte Häfner danach den Kempa für Fernandez zu hoch an, Pribetic blockte den letzten Erlanger Freiwurf. Somit blieb es bei der Halbzeit-Sirene beim bis dahin erspielten 13:14-Pausenstand.
"Bisher funktioniert es richtig gut mit Zieker", lobte Röthlisberger, bemängelte aber im selben Atemzug die sechs technischen Fehler, zu denen der TVB nach dem Wiederanpfiff gleich weitere hinzufügte. Erlangen vermisste Torwart-Paraden, machte aber weniger Fehler und kam mit Wagners 14:14-Ausgleich (34.) und Olssons erstem Führungstreffer zum 15:14 gestärkt aus der Kabine.
Der HCE-Express wirkte nun, da die Abwehr besser auf Ziekers Ballstafetten eingestellt zu sein schien, gut geölt. Bissel entwischte nach einer Ferlin-Parade zum 16:14. "Wir brauchen mehr Aktivität", verlangte TVB-Trainer Michael Schweikardt im Angriff mehr Bewegung ohne Ball, bekam sie aber nicht geboten. Erlangens Torwart Ferlin fing den nächsten Wurf. Torwart und Abwehr setzten jetzt für den Gastgeber die Impulse.
Die Mittelfranken spielte zu Beginn der zweiten Halbzeit mit großer Übersicht und hatte nun die Klarheit im Angriff, vor allem in der ersten und zweiten Welle, während die ersatzgeschwächten Schwaben wirkten, als hätte ihnen jemand den Stecker gezogen. Nach 45 Minuten leuchtete bei Bissels 22:18 erstmals ein Vier-Tore-Unterschied auf den Anzeigetafeln. Nur viermal hatte der TVB bislang getroffen, war nicht mehr im Spiel.
Dass das Spiel sich so entwickelt hatte, lag auch daran, dass der HC Erlangen im zweiten Durchgang fast sämtliche Abpraller aufsammelte. Dass Vujovic nach dem 24:20 noch einen Siebenmeter parierte, schien Stuttgart elf Minuten vor Schluss nur noch wenig zu bringen. Schöttles Durchbruch zum 24:22 (53.) brachte die Schwaben aber näher heran. Sellin reagierte mit einer Auszeit, doch Fernandez schaffte den Anschluss. Erlangen hatte derweil einige Fehler in Serie produziert.
Bissels nächster Treffer und Ferlins achte Parade verschafften den Hausherren nochmals Luft, doch Stuttgart kämpfte und glich nach einem nicht geahndeten Foul an Bissel zum 25:25 aus, da Häfner Pribetic anspielte. Die Schwaben behielten in der Schlussminute lange den Ball und, nachdem Ferlin pariert hatte, fiel der Ball in die Hände von Rubin, der den 25:26-Siegtreffer setzte. Erlangen wirkte geschockt, brachte nichts Zählbares mehr zuwege und muss eine zwischenzeitlich nicht mehr absehbare dritte Niederlage quittieren.
HC Erlangen: Ferlin (9 Paraden), Ghedbane; Seitz, Nissen, Overjordet 4, Scheerer 1, Büdel 1, Bissel 5, Metzner 4, Svensson 1, Link, Steinert 2, Wagner 1, Olsson 3, Gömmel 2, Bauer 1
TVB Stuttgart: Vujovic (9 Paraden), Krivokapic; Bacani, Serrano Villalobos 2, Fernandez Jimenez 4, Schöttler 2, Pribetic 6, Reguart Massana, Toskas, Ivankovic, Röthlisberger, Tschentscher, Laube, Zieker 4, Häfner 5, Rubin 3
Zuschauer: 4.687 (Arena Nürnberger Versicherung)
fcb