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    Freundschaftsspiele

    13.07.2024, 19:04

    Spät ragt Späth heraus

    Endspurt Richtung Olympia: Deutschland schlägt Frankreich

    Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat die Testphase auf Olympia mit einem Sieg gegen Gastgeber Frankreich eingeläutet. In Dortmund wusste die Mannschaft von Alfred Gislason gegen verletzungsgebeutelte Bleus zu überzeugen.

    Nikola Karabatic (France), Luca Witzke (Germany) und Luka Karabatic (France) kaempfen um den Ball, Friendly match, Germany vs France, Westfalenhalle, 13.07.2024, Dortmund, Deutschland. *** Nikola Karabatic France , Luca Witzke Germany and Luka Karabatic France fight for the ball, Friendly match, Germany vs France, Westfalenhalle, 13 07 2024, Dortmund, Germany
    Luca Witzke läuft gegen die Karabatic-Brüder an. IMAGO/Steinbrenner

    Bundestrainer Alfred Gislason vertraute zu Spielbeginn seiner Stammformation: Vor Torwart Andreas Wolff liefen Lukas Mertens, Julian Köster, Juri Knorr, Renars Uscins, Tim Hornke und Johannes Golla auf. Auf der Gegenseite baute Guillaume Gille auf Vincent Gérard, Hugo Descat, die Karabatic-Brüder, Melvyn Richardson, Valentin Porte und Ludovic Fabregas, wobei Aymeric Minne im Angriff in die Formation rückte. Die personelle Situation der Equipe Tricolore war aufgrund der Ausfälle von Samir Bellahcene, Yanis Lenne, Dika Mem und Nedim Remili angespannt.

    Von Beginn an legten beide Mannschaften ein hohes Tempo auf die Platte. Renars Uscins eröffnete, Melvyn Richardson konterte - 1:1 schon nach den ersten Sekunden. Danach gehörte die Anfangsphase der DHB-Sieben, die eine effektive schnelle Mitte und gut über den Kreis spielte.

    So verwertete Tim Hornke einen von Golla herausgeholten Siebenmeter zum 3:2, kurz darauf jagte der Magdeburger einem langen Gegenstoßpass von Wolff hinterher - und den Ball im Sprung zum 4:2 ins Netz. Nachdem Richardson das Spielgerät im Gegenzug am Tor vorbeilegte, konnte Juri Knorr sogar das erste plus drei erzwingen (5:2, 6.).

    Deutschland zieht das Tempo an

    Die Partie blieb weiter eng. Die Franzosen gingen die hohe Geschwindigkeit mit und kamen durch Tempotore von Nikola Karabatic und Aymeric Minne zum 5:4. Die deutsche Mannschaft behauptete den eigenen Vorteil aber dennoch, was auch Tim Hornke zu verdanken war, der sich direkt zweimal in Serie Abpraller erkämpfte, so auch nach einem Fehlwurf von Julian Köster (8:6, 11.).

    Und dann wurde auch Andreas Wolff erstmals zum Faktor: Der Neu-Kieler ließ den Fuß stehen und gab somit den Startschuss für den deutschen Zwischensprint bis zum 11:6 (14.). Hauptprotagonisten dieser starken Phase waren neben Wolff auch Lukas Mertens, der Gérard zweimal ausguckte, und Jannik Kohlbacher, der Golla früh gleichwertig ersetzt hatte.

    Guillaume Gille hatte auf das erste minus fünf mit seiner ersten Auszeit reagiert und beorderte Kentin Mahé, Dylan Nahi und Elohim Prandi auf das Spielfeld. Les Bleus liefen nun mit drei Rechtshändern im Rückraum auf, kamen aber noch nicht ins Rollen. Alfred Gislason wollte dies beim 12:8 (16.) mit einem Timeout weiterhin vermeiden.

    Frankreich bäumt sich auf

    Der Bundestrainer brachte Marko Grgic und Luca Witzke, später auch Sebastian Heymann und Franz Semper. Diese Rotation hemmte den Rhythmus der DHB-Sieben etwas - und die Franzosen nutzten das. Das Team von Guillaume Gille verkürzte beim 15:14 auf einen Treffer: Luka Karabatic hatte mit dem Rücken zum Tor sitzend getroffen.

    Das Anschlusstor fungierte wie ein Weckruf für die Gislason-Sieben. Franz Semper nagelte den Ball zweimal in Serie ins Netz, defensiv guckte David Späth einen Gegendreher beim Siebenmeter neben das Tor - und auf der Gegenseite bewies Marko Grgic beim Strafwurf Nerven (18:14, 28.).

    Zum Ende des ersten Durchgangs wurde es dann nochmal turbulent. Frankreich verpasste die Chance auf ein minus drei und gab der deutschen Mannschaft so nochmal Rückenwind für die letzten Sekunden: Semper markierte das 19:14, der Schlusspunkt war dann aber Kentin Mahé nach der schnellen Mitte zum 19:15 vorbehalten.

    Nur ein Torwartwechsel fruchtet

    Golla und Köster kehrten zu Beginn des zweiten Durchgangs auf die Platte zurück. Im Tor startete David Späth, auch Rechtsaußen Christoph Steinert rotierte in die Aufstellung. Frankreich kehrte zur Startformation zurück, lediglich Remi Desbonnet ersetzte den glücklosen Vincent Gérard zwischen den Pfosten. Sportlich legten les Bleus dabei mit einem Doppelschlag den besseren Start hin (19:17, 33.).

    Deutschland wurde danach wieder stärker: Witzke und Golla sorgten für eine erneute Vier-Tore-Führung. Gerade über den Kreis war die DHB-Sieben weiter brandgefährlich, fand defensiv aber jetzt zu selten Lösungen gegen die starke französische Mannschaft. Auch David Späth kam kaum in die Partie.

    So blieb es eng. Mehrere technische Fehler brachten die Gäste beim 22:20 wieder auf zwei Treffer heran. Zudem wurde Remi Desbonnet einmal mehr zum Deutschland-Schreck und nahm unter anderem Grgic einen Siebenmeter weg (43.). Nikola Karabatic bestrafte die vorübergehende Abschlussschwäche mit einem wuchtigen Rückraumwurf zum 24:23.

    Späth dreht auf

    Eine weitere Torwartparade später hatten die Franzosen sogar die Chance auf den Ausgleich, aber David Späth parierte. 10.105 Handballbegeisterte in der Westfallenhalle explodierten, Alfred Gislason zog die Auszeit (44.). Zwar antworteten die Hausherren nicht umgehend mit einem Treffer, hielten die Gäste aber in Schach. Semper konnte so wieder auf zwei Tore erhöhen (25:23, 46.).

    In der Deckung ragte nun Späth heraus, der direkt zwei Würfe in Serie parierte. Die Zuschauer quittierten diese Taten - und den Doppelschlag durch Köster und Grgic - mit lautstarkem Jubel: Deutschland war wieder mit vier Treffern in Vorlage (27:23, 48.).

    Lange hielt diese starke Phase des DHB-Teams nicht. Frankreich wurde wieder griffiger und verkürzte erneut, kam aber wieder nicht zum Ausgleich. Erneut zog Späth dem Europameister mit einigen Paraden den Zahn und legte den Grundstein dafür, dass die Deutschen ihre Vier-Tore-Führung bestätigen konnten (30:26, 53.). Guillaume Gille buzzerte zur Auszeit.

    Eine erneute Aufholjagd gelang den Franzosen nicht mehr. Drei Minuten vor Spielende leuchteten weiterhin vier Tore Differenz auf der Anzeigetafel, als die Gäste einen weiteren Siebenmeter verwarfen. Auch der druckvolle Elohim Prandi, der vier Treffer in Serie erzielt hatte, konnte das Ruder nicht herumreißen. Semper sorgte beim 34:30 für die Entscheidung, der Endstand lautete 35:30.

    Deutschland - Frankreich 35:30 (19:15)

    Deutschland: Wolff, Späth; Golla 4, Witzke 3, Heymann, Fischer 1, Knorr 1, Köster 2, Uscins 3, Hornke 5/3, Semper 5, Dahmke, Mertens 3, Steinert, Grgic 4/1, Kohlbacher 4

    Frankreich: Gerard, Desbonnet; Minne 5, Prandi 6, Richardson 5/1, Tournat, N. Karabatic 2, Mahé 2, L. Karabatic 1, Fabregas 2, Descat 3/1, Porte 2, Nahi 2

    Schiedsrichter: Nachevski/Nikolov (MKD)
    Siebenmeter: 4/5 ; 2/4
    Strafminuten: 6/2

    Maximilian Otte