19.07.2024, 21:22
Nervenstärke in Crunchtime
Ungarns Handball-Frauen haben Nervenstärke bewiesen und beim Test in Deutschland zweimal einen Rückstand gedreht. Nach schwachem Beginn schien das DHB-Team das Spiel bei einer Sechs-Tore-Führung unter Kontrolle gebracht zu haben, doch Ungarn meldete sich noch einmal zurück. Am Ende sicherte die Abwehr das 30:29 (15:13).
Deutschland setzte im Olympia-Test gegen Ungarn wie gegen Brasilien auf die gewohnte Stammformation, nutzte in Stuttgart den Abwehrwechsel und ersetzte bei diesem Viola Leuchter mit Xenia Smits in der Defensive.
Zwar gelang Emily Bölk mit einem kraftvollen Durchbruch ein schneller Treffer, danach tat sich das deutsche Team aber schwer gegen die aggressive ungarische Deckung und fand auch hinten nicht ihren Rhythmus. Da Emily Bölk zudem schnell eine Zeitstrafe kassierte, sahen sich die Gastgeberinnen sich früh mit einem 1:4-Rückstand konfrontiert.
Es war auch Katharina Filter, die mit ihren Paraden Deutschland zunächst im Spiel hielt, auf der Gegenseite zeigte aber auch Blanka Böde-Biro, die bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele die ungarische Fahne tragen wird, ihr Können gegen die deutschen Schützinnen.
Beide Torfrauen nahmen gute Möglichkeiten weg. Viola Leuchter zeigte dann aber, dass sie nicht nur aus der Distanz kraftvoll werfen kann: Sie behauptete sich im Durchbruch gegen die Hand und setzte den Anschlusstreffer zum 5:6 (13.).
Deutschland hatte die Chance auf den Ausgleich, konnte die aber gegen die harte ungarische Deckung nicht nutzen. Innerhalb von dreizehn Sekunden kassierte THC-Neuzugang Csenge Kuczora erst ihre zweite Zeitstrafe und dann auch noch Katrin Klujber aufgrund eines Schlags ins Gesicht der Gegenspielerin die Rote Karte.
Beide Hinausstellungen gab es nach einem Durchbruch von Xenis Smits an den Kreis. Den fälligen Siebenmeter konnte Maidhof sicher zum 7:8 (19.) verwandeln. Die doppelte Überzahl spielte Ungarn zwar clever aus, Antje Döll gelang mit einem Doppelschlag die 9:8-Führung und das deutsche Team war im Spiel.
Ungarn hatte Personalsorgen auf den Linkshänderpositionen, denn mit Viktoria Györi-Lukacs fehlte auch die etatmäßige Rechtsaußen. Damit waren die Ex-Metzingerin Anna Albek und Nikolett Papp die verbleibenden Linkshänderinnen für zwei Positionen - beide eher im rechten Rückraum heimisch. Deutschland versuchte unterdessen auch erfolgreich das Spiel mit der zusätzlichen Feldspielerin, nutzte die volle Breite der Bank - gleich sechs unterschiedliche Torschützinnen bauten den Vorsprung bis zur Pause zum 15:11 aus.
Ungarn versuchte im Tor mit Kinga Janurik einen Akzent zu setzen, doch Deutschland erarbeitete sich über die siebte Feldspielerin gute Möglichkeiten und konnte auch teilweise mit der schnellen Mitte wie beim 18:14 von Xenia Smits einen Pluspunkt setzen.
Die zwischenzeitliche Sechs-Tore-Führung gab Deutschland aber binnen kürzester Zeit aus der Hand, auch weil Grijseels mit einem Siebenmeter an Janurik scheiterte. Auf der Gegenseite halbierte Petra Simon mit dem Treffer zum 20:17 (40.) den Abstand.
Vor allem Xenia Smits ging aber immer wieder in die Nahtstellen, war von Ungarn nur auf Kosten von Zeitstrafen zu halten. Und in der Deckung zeigte vor allem Kapitänin Emily Bölk die gegen die Gäste benötigte Steigerung an Härte, auch wenn die in Ungarn spielende Rückraumspielerin zweimal über das Ziel hinausschoss und sich eine Zeitstrafe einfing.
In der Offensive hakte es aber nun bei den DHB-Frauen: Nachdem Deutschland vorne mit schwachen Abschlüssen und Pässen sein Polster fast verspielt hatte und Greta Marton den Anschluss zum 24:23 (48.) herstellte, nahm Markus Gaugisch seine Auszeit.
Es war wieder Xenia Smits, die mit einem Durchbruch das deutsche Team in der Vorlage halten sollte. Die gebürtige Belgierin zeigte ihre Qualitäten als Führungsspielerin und ging voran. Hinten setzte Gaugisch mit der Einwechselung von Sarah Wachter einen wichtigen Impuls.
Aber dennoch geriet Deutschland in Rückstand: Nikolett Papp traf zum 26:28, Gaugisch nahm fünf Minuten vor dem Ende seine letzte Auszeit. Vor allem defensiv wollte das DHB-Team die Ungarinnen deutlich früher annehmen, doch die schafften auch ab und an das Abräumen auf die Außenpositionen.
Über zwei gelungene Abwehraktionen von Julia Behnke und Annika Lott konnte Deutschland aber die von den Fans in Stuttgart erhoffte Reaktion zeigen: Lotts Doppelschlag brachte Deutschland beim 30:29 wieder in die Vorlage. Hinten war auch wieder Katharina Filter zurückgekehrt, doch die Abwehr nahm ihr nun die Würfe ab und besiegelte den Erfolg.
Deutschland: Filter, Wachter; Smits 4, Bölk 4, Maidhof 4/3, Döll 4/2, Lott 3, Antl 2, Behrend 2, Leuchter 2, Stockschläder 2, Behnke 1, Schmelzer 1, Grijseels 1, Berger, Zschocke
Ungarn: Böde-Biro, Janurik, Szemerey; Kuczora 5/1, Marton 4, Albek 3, Debreczenyi-Klivinyi 3, Vamos 3, Klujber 3, Simon 2, Szöllösi-Schatzl 2, Pasztor 2, Füzi-Tovizi, Kacsor, Bordas
Zuschauer: 5.022
Schiedsrichter: Kazanegra / Vujacic (MNE)
Siebenmeter: 5/9 ; 1/1
Strafminuten: 4/6
Disqualifikation: - / Klujber (19., Gesichtstreffer)
chs