27.07.2024, 20:25
Rückschläge weggesteckt
Auch die frühe Verletzung von Tim Hornke und die Rote Karte von Juri Knorr konnten Deutschlands Handballer nicht schocken: Gestützt auf eine starke Torhüterleistung von Andreas Wolff und der Treffsicherheit von Renars Uscins setzte sich das Team von Alfred Gislason mit 30:27 (12:11) durch.
Bundestrainer Alfred Gislason musste gegen Schweden nach nicht einmal einer Minute den ersten Wechsel vornehmen. Rechtsaußen Tim Hornke vertrat sich ohne Gegnerkontakt beim Rückweg in die Abwehr und humpelte vom Feld. Nach einer kurzen Behandlung an der Bank verschwand er in der Kabine. Für ihn übernahm Christoph Steinert die rechte Außenbahn.
Die Anfangsphase der Partie wurde von Andreas Wolff und Andras Palicka dominiert. Die beiden Keeper lieferten sich ein Torhüterduell höchster Qualität, beide parierten mehrfach spektakulär und sorgten immer wieder für ein Raunen im Publikum. Entsprechend wenige Tore fielen zunächst; erst nach neun Minuten gelang Albin Lagergren der insgesamt dritte Treffer der Partie (2:1, 9.).
Und so ging es weiter: Erst Wolff, im Gegenzug Palicka und dann wieder Wolff! Beide Keeper kamen auf über 50 Prozent. Als es dem deutschen Team innerhalb einer Minute gelang, zweimal zu treffen - erst Linkshänder Renars Uscins, dann Linksaußen Lukas Mertens - bedeutete das gleich die erste Führung für Deutschland - 4:3 in der 14. Minute.
Kurz nach dem Jubel folgte jedoch der nächste Schock nach dem Hornke-Ausfall: Der erst kurz zuvor eingewechselte Juri Knorr traf Albin Lagergren bei einer Abwehraktion unglücklich. Die dänischen Schiedsrichter Mads Hansen und Jesper Madsen griffen zum Videobeweis - und entschieden aufgrund eines Schlags ins Gesicht auf eine Disqualifikation für Knorr.
Schweden nutzte die folgende Überzahl, um die Führung zurückzuerobern: Jonathan Carlsbogard netzte nach einem Steal zum 5:6 (17.) aus deutscher Sicht ins leere Tor ein. Alfred Gislason zog kurz darauf die Auszeit und wechselte durch. Marko Grgic sollte für einen neuen Impuls im Rückraum sorgen, Jannik Kohlbacher kam auf Linksaußen.
Der etatmäßige Kreisläufer löste wiederholt aus, sodass Deutschland eigentlich mit zwei Kreisläufern agierte. Mit Erfolg: Kohlbacher netzte zum 9:7 (22.) ein und hatte kurz darauf erneut die Torchance, doch Palicka parierte. Kapitän Johannes Golla sicherte sich aber den Abpraller (10:8, 24.). Nun war es Glenn Solberg, der den Buzzer drückte.
Da Palicka zwei Großchancen von Kohlbacher abwehrte, verlor Schweden den Anschluss nicht, doch auch Wolff konnte sich erneut auszeichnen. Mit einem frechen Heber überwand Hampus Wanne den deutschen Torhüter von der Siebenmeterlinie (12:11, 30.). Nachdem Palicka den letzten Wurf von Grgic pariert hatte, ging es mit einem Tor Differenz in die Kabine.
Der zweite Durchgang, begann, wie sollte es anders sein, mit einem Fehlwurf der Schweden. Uscins machte es im Gegenzug besser und stellte aus dem Rückraum auf 13:11 (31.). In den folgenden Minuten nahm das Spiel an Tempo auf und beide Mannschaften waren konsequenter im Abschluss. Gerade Uscins bekamen die Tre Kronor nicht in den Griff: 16:15 in der 35. Spielminute.
Es war ein packendes Duell auf Augenhöhe, in dem Deutschland weiterhin einen leichten Vorteil hatte (19:17, 38.). Schweden hatte jedoch Palicka, der mit einer weiteren Parade den Gegenstoß von Lukas Sandell zum Ausgleich einleitete (19:19, 39.). Das DHB-Team konnte sich derweil auf Uscins verlassen, der für die erneute Führung sorgte.
In der 42. Spielminute brach ekstatischer Jubel auf den Tribünen aus: Die französischen Fans in der Halle sprangen auf, schwenkten Schals und Fahnen und bejubelten lautstark den ersten Olympiasieg der Gastgebernation im 7er-Rugby. Mit "Dupont, Dupont"-Rufen feierten sie ihren Superstar und stimmten anschließend die Nationalhymne an. Auf dem Feld behauptete Deutschland währenddessen seine Führung (23:21, 45.).
Das Team von Bundestrainer Gislason hatte die Partie in dieser Phase unter Kontrolle und profitierte von einer starken Abwehrarbeit im Verbund mit Wolff. Das Ergebnis war der erste Drei-Tore-Vorsprung der Partie (25:22, 48.). Bei Schweden kam Tobias Thulin ins Tor und Solberg versuchte es mit dem siebten Feldspieler, bezahlte das jedoch teuer. Mertens verwandelte einen Steal zum 28:24 (55.).
Solberg nahm die Auszeit, hielt am zusätzlichen Feldspieler jedoch fest. Der Impuls verpuffte weiterhin - auch, weil Deutschland cool blieb und Uscins vorne nach Belieben traf. Das 29:25 (57.) war bereits der siebte Treffer des jungen Linkshänders. Schweden lief nun die Zeit davon und ging in der Abwehr punktuell offensiver, doch auch das störte Uscins nicht: Das 30:25 (58.) war die Vorentscheidung.
Zweieinhalb Minuten vor dem Ende gab dann in David Späth auch der andere Junioren-Weltmeister im Kader sein Olympia-Debüt und betrat als letzter deutscher Spieler das Feld. Wolff machte für einen Siebenmeter Platz, doch Späth war gegen Wanne chancenlos (30:26, 58.). Am Ergebnis änderte das nichts mehr: Deutschland feierte einen verdienten Auftaktsieg gegen Schweden, der auch mit Blick auf das Viertelfinale wichtig ist.
Deutschland: Späth, Wolff (13 Paraden); Uscins 8, Golla 5, Witzke 4, Köster 3, Mertens 3, Grgic 3/2, Knorr 2, Steinert 1, Kohlbacher 1, Heymann, Häfner, Hornke
Schweden: Palicka (13 Paraden), Thulin (2 Paraden); Wanne 8/4, Karlsson 5, Lagergren 4, Carlsbogaard 3, Bergendahl 3, Sandell 3, Gottfridsson 1, Darj, Pettersson, Claar, Pellas, Wallinius
Schiedsrichter: Hansen / Madsen (DEN)
Strafminuten: 4/4
Siebenmeter: 2/3 ; 4/4
Disqualifikation: Knorr (16., Gesichtstreffer) / -
jun