11.11.2024, 10:13
Werder-Befreiungschlag mit Kantersieg
Die Handballerinnen des SV Werder Bremen haben der prekären personellen Situation getrotzt und in der 2. Bundesliga einen 37:24 (15:11)-Erfolg gegen die TG Nürtingen gefeiert. Nürtingen-Trainer Cirac hat unterdessen vor allem eine Aktion aufgeregt.
Den Grün-Weißen, die verletzungs- und krankheitsbedingt auf insgesamt acht (!) Spielerinnen verzichten und daher unter anderem ohne gelernte Kreisläuferin agieren mussten, fehlte in der Offensive zwar zunächst etwas die Sicherheit, zudem war die Chancenverwertung zu Beginn noch schwach. In der Defensive dagegen kauften die Werderanerinnen den Gästen von Beginn an den Schneid ab.
"Wir haben einfach nicht ins Spiel gefunden, extrem viele Fehlwürfe gehabt, freie Chancen liegengelassen", bilanzierte am Samstagabend Kapitänin Benitta Quattlender nach der hohen Pleite in Bremen. Bis auf die ersten zehn Minuten (1:0, 2:1) rannten die Nürtingerinnen in weiten Teilen einem Rückstand hinterher, welcher im Laufe der Begegnung irgendwann zu einem uneinholbaren wurde.
War die TG Nürtingen zur Pause beim 15:11 für den SV Werder noch in Schlagweite, so brachen im zweiten Durchgang alle Dämme. Die Mannschaft von Cheftrainer Timm Dietrich spielte sich unter dem Jubel der Fans in der gut gefüllten Klaus-Dieter-Fischer-Halle gegen die chancenlosen Gäste in einen Rausch und baute die Führung kontinuierlich aus. Ein Doppelpack von Linksaußen Madita Probst zum 24:16 sorgte bereits nach 46 Minuten für die Vorentscheidung.
"Kompliment an meine Mannschaft", freute sich Dietrich nach dem Abpfiff. "Wir hatten kaum Wechselmöglichkeiten, mussten daher fast mit einer Besetzung durchspielen und haben trotzdem keine Schwäche gezeigt, sondern bis zum Ende immer wieder Tempo aufgenommen und unser Spiel durchgezogen. Dieser Erfolg war enorm wichtig, um das verständlicherweise etwas angekratzte Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Dennoch sind die zwei wertvollen Punkte nur ein Anfang. Wir müssen diese Leistung in den nächsten Spielen bestätigen."
Dass die Turngemeinde zudem drei Siebenmeter vergab, passt ins Bild des mauen Auftritts. Lisa Wieder (sechs Treffer) und Maileen Seeger (drei) konnten zumindest eine hundertprozentige Wurfquote aufs Parkett legen, Torhüterin Rena Keller vor der Pause mit teils spektakulären Paraden einen noch höheren Rückstand verhindern.
Zur Wahrheit gehört, dass die TG kein patentes Rezept gegen die überragende Werder-Akteurin Naomi Conze (elf Tore) sowie eine nicht minder angriffslustige Madita Probst (neun) fand. Auch eine offensivere Deckung in der zweiten Halbzeit entwickelte sich nicht zum Allheilmittel. "Vieles hat heute nicht funktioniert", bilanzierte TGN-Coach Manel Cirac enttäuscht, sein Team habe zudem "irgendwie nicht zu 100 Prozent fokussiert gewirkt".
Womit das Thema der extrem langen Anreise als mögliche Schwungbremse wieder einmal zum Thema wird. Benitta Quattlender will allerdings davon nichts wissen. "Natürlich ist es eine ganz andere Situation als daheim zu spielen", weiß die TGN-Spielführerin, doch letztendlich versuchten alle, die Anreise "so gut wie möglich zu bewältigen".
Für Unstimmigkeiten sorgte in Bremen noch die überraschende Aktion von Werder-Coach Timm Dietrich, 31 Sekunden vor Schluss eine Auszeit zu nehmen - obwohl die Partie längst entschieden war. Manel Cirac fand diese Aktion nicht lustig, bezeichnete jene als "respektlos gegenüber meiner Mannschaft". TG-Spielführerin Quattlender sprach hernach vieldeutig von "einer Entscheidung des Werder-Trainers, die ich als Spielerin ungern bewerten möchte".
Bremen: Pajak (14/1 Paraden), Friesen (2 Paraden), Fleischer: Conze 11, Probst 9, Schumacher 6, E. Rode 5/2, Bergmann 4, E. Ruwe 1, Thorn 1, Häberle
Nürtingen: Keller (12 Paraden), Leenen; Beddies 7/4, Wieder 6, Seeger 3, Fuchs 3, Schäfer 2, Nusser 1, Quattlender 1, Dreizler 1, Walter, Erhardt, Treusch, Symanzik
Zuschauer: 328
Schiedsrichter: Gimmler / Rips
Siebenmeter: 2/2 ; 4/7
Strafminuten: 2/6
chs