28.07.2024, 10:28
Manndeckung gegen Bruna de Paula bringt den Umschwung
Nach der Frankreich-Niederlage zum Auftakt meldet sich Ungarn zurück im Frauen-Turnier der Olympischen Spiele 2024. Obwohl sich Brasilien zur Halbzeit abgesetzt hatte, kämpften sich die Ungarinnen nach einer Abwehrumstellung zurück und drehten die Partie mit dem letzten Wurf.
Ungarn kam mit einer Parade von Blanka Boede-Biro direkt gut ins Spiel und konnte den ersten Treffer vorlegen. Kapitänin Bruna de Paula glich jedoch schnell wieder aus (1:1, 3.). Ungarn agierte dynamisch, doch Brasilien war von der Körpersprache und den Emotionen präsenter - und hatte erneut die Mehrheit im Publikum auf seiner Seite. Das 3:2 (6.) durch Adriana Cardoso wurde genauso bejubelt wie jede Aktion von Torhüterin Gabriela Moreschi.
Aufgrund der hohen Fehlerquote Brasiliens in der Offensive - unter anderem zwei Stürmerfoul, einen Fehlpass an den Kreis und einem Heber über das Tor - eroberten die Ungarn jedoch die Führung. Die schön in Szene gesetzte Anita Fuezi Tovizi stellte auf 6:4 (13.) und Cristiano da Rocha zog die Auszeit. Eine kleine ungarische Fangruppe feierte den Auftritt ihrer Mannschaft lautstark.
Mit Patricia Matieli auf der Mitte lief der Ball bei Brasilien besser, doch die Abwehr von Ungarn stand kompakt, sodass sich die Südamerikanerinnen für jede Torchance wiederholt aufreiben mussten. So einfach wie beim Gegenstoß durch Cardoso, die ihre Mannschaft in Front warf (7:6, 16.) war es selten. Hinzu kamen zwei schöne Paraden von Boede-Biro. Auch Moreschi brillierte mit einer Doppelparade und wurde von den Fans mit "Gabi"-Sprechchören gefeiert.
Beim Stand von 8:7 für Brasilien war es Vlagyimir Alekszandrovics Golovin, der den Buzzer drückte (19.), doch auch nach der Auszeit blieb die Fehlerquote hoch. Zwar setzte auch Cardoso einen Aufsetzer aus dem Gegenstoß über das Tor, doch Ungarn spielte erst einen Ball zu weit in den Kreis und dann einen Querpass ins Aus. Das bezahlten die Magyaren teuer: Marcela Arounian erhöhte die brasilianische Führung auf 11:8 (24.), Mariane Fernandes lief das 14:10 (28.) folgen.
Aufgrund einer Zeitstrafe gegen Giulia Guarieiro vier Sekunden vor der Pause ging Brasilien in Unterzahl in den zweiten Durchgang, hatte jedoch den 15:12-Vorsprung im Rücken. Mit der Unterstützung der Halle im Rücken behaupteten die Südamerikanerinnen diese Führung auch nach Wiederanpfiff. Kapitänin de Paula, die immer wieder Lücken riss, stellte auf 18:13 (39.).
Es war der vierte Treffer von de Paula, die damit beste Werferin ihrer Mannschaft war. Ansonsten verteilten sich auf beiden Seiten die Tore gut, jeweils neun Spielerinnen hatten sich zu diesem Zeitpunkt in der Torschützenliste eintragen können. Um die Kreise von de Paula einzuengen, stellte Ungarn Katrin Klujber als Bewachung ab, doch es sprang vorerst jemand anderes in die Bresche: Fernandes netzte zum 20:17 (45.) ein.
Insgesamt machte sich die Abwehrumstellung jedoch bezahlt, denn es brach den brasilianischen Spielfluss und Ungarn kämpfte sich heran. Nikoletta Papp stellte den Anschluss zum 20:19 (47.) her. Das Team von Golovin war nun wieder dran und hielt die Partie weiterhin offen (22:21, 50.). Die Stimmung auf dem Feld heizte sich nun zunehmend auf.
Ungarn überstand eine Zeitstrafe gegen Papp, die de Paula geklammert hatte, gut und hielt den Kontakt (23:22, 53.). Wie wichtig jede Aktion war, zeigte sich kurz darauf: Die brasilianische Kapitänin bügelte einen Ballverlust aus und fing einen Konter ab und die ganze Bank sowie zahlreiche Fans sprangen auf. Eine Aktion später sicherten sich die Ungarinnen den abprallenden Ball nach einem Pfostenwurf beim Siebenmeter und jubelten ebenso inbrünstig.
So entspann sich eine dramatische Schlussphase. Kinga Debreczeni-Klivinyi glich zum ersten Mal seit den Anfangsminuten aus (23:23, 55.) und nach einer Parade von Boede-Biro hatte Ungarn kurz darauf sogar die Chance, in Führung zu gehen. Moreschi machte die kurze Ecke zu und hielt das Remis fest. Nach einem erfolglosen Angriff auf jeder Seite wurde endgültig eine Zitterpartie, 60 Sekunden vor dem Ende stand es 24:24.
Brasilien brachte Rechtsaußen Jessica Quintino zum Wurf, doch Boede-Biro parierte. So hatte plötzlich Ungarn den Matchball in der Hand. 23 Sekunden vor dem Ende zog Golovin die Auszeit. Seine Mannschaft suchte die Lücke und dann fasste sich Spielmacherin Petra Simon ein Herz. Sie stieg hoch und traf zum 25:24. Brasilien trieb den Ball noch einmal verzweifelt nach vorne, kam jedoch nicht mehr in eine Wurfsituation und musste sich hauchdünn geschlagen geben.
Brasilien: Moreschi (12 Paraden), de Arruda; de Paula 4, Fernandes 4, Quintino 4, L. Araujo 3, Cardoso 2/1, Guarieiro 2, Bitolo 2/2, Matieli 2, Arounian 1, T. Araujo, Lopes, Rosa
Ungarn: Böde-Biro (10 Paraden), Janurik; Simon 5, Debreczenyi-Klivinyi 4, Klujber 3, Kuczora 3, Füzi-Tovizi 2, Marton 2, Vamos 2, Szöllösi-Schatzl 1, Albek 1, Papp 1, Györi-Lukacs 1, Bordas
Schiedsrichter: Jörum / Kleven (NOR)
Strafminuten: 4/6
Siebenmeter: 3/4 ; 0/0
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