08.12.2024, 19:51
Berlin macht Sack nicht zu
Zwei unterschiedliche Halbzeiten sahen die Zuschauer im Fuchsbau. Die Hausherren der Füchse Berlin spielten furios auf, führten zur Pause verdient mit 23:17. Magdeburg aber kämpfte sich trotz einer frühen Roten Karte zurück ins Spiel, nahm am Ende glücklich noch einen Zähler beim 31:31-Remis mit. Die Füchse Berlin kündigten einen Protest an.
Temporeich startete das Spitzenduell zwischen den Füchsen Berlin und dem SC Magdeburg. Beim Deutschen Meister hatten sich mit Tim Hornke und Philipp Weber gleich zwei verletzte Spieler wieder fit gemeldet, auch wenn keiner der beiden in der Startformation stand.
Den Füchsen fehlte in der Offensive zunächst noch ein wenig das Zielwasser, Magdeburg hatte in den ersten Minuten die Vorteile auf seiner Seite und konnte beim 2:3 (3.) von Lukas Mertens die Vorlage übernehmen. Beide Teams suchten mit viel Power die Würfe aus der kurzen Distanz, die Berliner hatten mehrfach das nötige Glück auf ihrer Seite und mit Dejan Milosavljev ein leichtes Plus zwischen den Pfosten. Hakun West av Teigum holte aus dem Umschaltspiel beim 6:5 (8.) die Führung wieder zu den Hausherren.
Beim Stand von 9:8 (13.) wechselte Bennet Wiegert deshalb auch zwischen den Pfosten, schickte nun Nikola Portner auf das Parkett. Vorne aber nahm Milosavljev Manuel Zehnder einen Siebenmeter weg und versetzte den Fuchsbau in Ekstase. Die Atmosphäre beflügelte Gidsel zur Zwei-Tore-Führung und der Däne sollte auch für das 13:10 (18.) verantwortlich zeichnen.
Magdeburg konnte auch die folgende Überzahl nur bedingt nutzen, um sich wieder in die Schlagdistanz zu bringen. Ein Steal von Lasse Andersson und der Däne konnte Tim Freihöfer zum 15:11 (20.) auf die Reise schicken. Bennet Wiegert musste wenig später die Auszeit nehmen und monierte auch die fehlenden Paraden. Der SCM-Coach wollte mehr Aggressivität in der Deckung sehen, zumal Gidsel schon sechsmal getroffen hatte.
Sergey Hernandez kehrte nach einmal zurück, aber Magdeburg bekam den Welthandballer nicht unter Kontrolle. Gidsel drehte sich um Nationalmannschaftskollege Magnus Saugstrup und der kassierte beim Stand von 17:14 (24.) schon seine zweite Zeitstrafe. Auf der Gegenseite hatte Berlins Linkshänder Glück, dass er nicht die zweite Hinausstellung erhielt, sondern die Schiedsrichter stattdessen Fabian Wiede herausstellten.
Es ging hin und her, die Intensität war hoch und nach Videobeweis kassierte Christian O´Sullivan für einen Gesichtstreffer gegen Lasse Andersson die Rote Karte. Da geriet selbst das kurz zuvor erzielte 1000. HBL-Tor von Matthias Musche zur Randstory. Magdeburg schaffte es in der Deckung nicht den richtigen Rhythmus zu nehmen, Gidsel blieb makellos und erhöhte zum 22:16 (29.) und stellte mit Treffer Nummer zehn zum 23:17 den Halbzeitstand her.
Magdeburg kam ein wenig besser aus der Kabine. Sergey Hernandez sollte beim 25:21 (36.) mit einem gehaltenen Siebenmeter gegen Tim Freihöfer die erste SCM-Parade der Partie setzen können und der Spanier legte wenig später dann gegen Gidsel nach. Und dann zog Zehnder noch die zweite Zeitstrafe gegen Wiede und der Schweizer konnte mit dem 25:23 (39.) nachziehen.
Jaron Siewert musste die Auszeit nehmen und sein Team neu justieren. "Wir müssen mehr Höhe in den Zweikämpfen haben", so der Berliner Coach. Aber die Füchse hatten auch das Pech auf ihrer Seite, Lasse Anderssons Lattenkracher hatte Wembley-Charakter und bekam keine Anerkennung durch die Schiedsrichter - dies sollte später die Füchse veranlassen einen Protest anzukündigen. Im Gegenzug konnte Matthias Musche einen Siebenmeter im Nachwurf zum Anschlusstreffer verwandeln, Dejan Milosavljevs sechste Parade blieb wirkungslos.
Das Momentum war aktuell bei den Gästen, auch wenn die Füchse durch Tim Freihöher zumindest die rund sechsminütige Flaute beenden konnte. Im Tor hatten die Berliner auf Lasse Ludwig gewechselt, doch seine Vorderleute bekamen die Anspiele auf Magnus Saugstrup nicht unterbunden. Musche stellte vom Strich zum 27:27 - rund eine Viertelstunde vor dem Ende war wieder alles auf Null gestellt.
Beide Teams suchten auch beim Kontrahenten die dritte Zeitstrafe herauszuarbeiten, Berlin attackierte auf Saugstrup und Magdeburg suchte mit seinem Kreisläufer das Mismatch auf Wiede. Hernandez hatte mittlerweile das Torhüterduell ausgeglichen, es wurde nun in der Crunch-Time auch eine reine Frage des Kampfes.
Wer würde die Strapazen der Champions League besser wegstecken, Magdeburg hatte Mittwoch schon gespielt, musste aber eben auch aus Nantes noch zurückreisen. Bennet Wiegert nahm beim 29:28 seine Auszeit, dabei hatte der Auszeitbuzzer nicht zuvor nicht richtig ausgelöst. Beim Deutschen Meister lag alle Verantwortung auf Gisli Kristjansson, doch Berlins Deckung stand nun wieder kompakter.
Auch Berlin strauchelte im Angriff, hatte aber nun wieder das Glück auf seiner Seite, als Marsenic einen Lichtlein-Pass noch irgendwie auf Wiede weiterleiten konnte und der auf Rechtsaußen spielende Routinier zum 30:28 stellte. Gisli Kristjansson hatte wenig später Glück noch einen Freiwurf zu bekommen, obwohl Matthes Langhoff zuerst den Raum eingenommen hatte.
Beide Teams hatten mit den Kraftreserven merklich zu kämpfen, das wirkte sich auf die Effizienz aus. Kristjansson konterte zum Anschlusstreffer, aber Andersson hatte auf der Gegenseite die Antwort. Für die Schlussphase setzte Magdeburg auf Mika Damgaard, doch dessen Expresspass auf Lagergren war zu unplatziert. Auf der Gegenseite konnte der Schwede dann das Zusammenspiel der Kleingruppe Gidsel-Andersson stören.
Berlin hatte mehrfach die Chance ausgelassen, um sich wieder auf drei Tore zu lösen. Bei Magdeburg suchte man die Situationen in der Nahdistanz, war doch Matthias Musche ein sicherer Siebenmeterschütze. Sergey Hernandez sollte beim Stand von 31:30 (58.) einen Konter von Fabian Wiede entschärfen und versetzte damit den Magdeburger Fanblock in Ekstase.
Auf der Gegenseite arbeitete Berlins Abwehr gut und Lasse Ludwig parierte den Notwurf von Gisli Kristjansson. Die Situation veranlasste Mijailo Marsenic zu einem Spontankuss für den Füchse-Keeper. Berlin konnte aber den Sack nicht zumachen, Magdeburgs Oscar Bergendahl gelang das 31:31 eine halbe Minute vor dem Ende.
18 Sekunden blieben nach Siewerts letzter Auszeit, doch Nils Lichtlein unterlief das Offensivfoul gegen Magnus Saugstrup. Auch Bennet Wiegert hatte noch eine letzte Auszeit und forderte klar: "Wir gehen auf Sieg". Nachdem Sergey Hernandez den Ball auf Kristjansson spielte, wollte sich der Isländer auf der linken Seite behaupten. Mehr als einen direkten Freiwurf, den Zehnder nicht scharf am Block vorbeibrachte, konnte er aber nicht herausarbeiten.
Füchse Berlin: Ludwig (2 Paraden), Milosavljev (6/2 Paraden); Gidsel 11, Andersson 6, Freihöfer 4, Lichtlein 3, West av Teigum 3, Wiede 1, Darj 1, Langhoff 1, Herburger 1, Strlek, Thiel, Pichiri, Beneke, Marsenic
SC Magdeburg: Hernandez (6 Paraden), Portner; Musche 7/6, Kristjansson 5, Saugstrup 5, Mertens 4, Zehnder 3, Lagergren 3, Pettersson 2, O´Sullivan 1, Bergendahl 1, Zechel, Serradilla, Hornke, Weber, Damgaard
Zuschauer: 9000 (Max-Schmeling-Halle, Berlin)
Schiedsrichter: Brodbeck / Reich
Siebenmeter: 0/1 ; 6/8
Strafminuten: 8/8
Disqualifikation: - / O´Sullivan (25., Gesichtstreffer)
chs