02.06.2024, 18:12
Trotz tapferem Kampf
Nach einer 30:40-Niederlage gegen die SG Flensburg-Handewitt ist der Bergische HC als Tabellen-17. in die 2. Bundesliga abgestiegen. Eine starke erste Halbzeit reichte nicht für einen weiteren Coup gegen einen Favoriten. Für die Bergischen geht der Kampf gegen den Abstieg nun am grünen Tisch weiter.
"Wir brauchen einen Sieg und natürlich auch Schützenhilfe aus Hannover. Deshalb werden wir alles reinwerfen für den BHC", hatte Eloy Morante Maldonado vor der entscheidenden Partie um den Abstieg angekündigt. Seine Mannschaft brauchte unbedingt einen doppelten Punktgewinn, um den HC Erlangen noch überholen zu können.
Dementsprechend starteten die Hausherren gut in das Spiel gegen die SG Flensburg-Handewitt, welche in Bestbesetzung in die Partie ging. Zwar gerieten die Bergischen im ersten Angriff ins Zeitspiel, konnten dieses durch einen Wurf auf das Tor aber aufheben. Im zweiten Versuch eröffnete Tomas Babak nach einem schönen Eins-gegen-Eins dann zum 1:0.
Und auch hinten waren die Gastgeber wach. Die Deckung des BHC meldete sich mit einem Block und einer Parade von Christopher Rudeck gut an, im Gegenzug erhöhte Lukas Stutzke auf 2:0. Die Flensburger brauchten vier Minuten bis zum ersten eigenen Tor: Jim Gottfridsson bediente Johannes Golla, dieser netzte (2:1).
Beide Mannschaften leisteten sich in dieser Phase einige Fehler und Unsauberkeiten in der Offensive. Der BHC stand sehr eng und nutzte die Breite des Spielfelds kaum, die Gäste hatten Probleme mit der etwas offensiver interpretierten 6:0-Formation der Bergischen. So fielen wenig Tore, der Tabellenvorletzte konnte den eigenen Vorteil beim 4:2 aber bestätigen (10.).
Wenn es zu einfachen und klaren Torgelegenheiten kam, dann meist über das Tempospiel. Beide Teams spielten die schnelle Mitte mit Überzeugung aus, teilweise fielen Tore in Sekundenabständen. So etwa zwischen den Treffern zum 6:6, 7:6 und 7:7, die alle innerhalb von 16 Sekunden fielen (13.).
In der Folgezeit behaupteten die Bergischen ihren hauchzarten Vorteil, Flensburg kam aber stets zum Ausgleich. Das lag auch an Torwart Kevin Møller, der eine sehr gute Leistung zeigte. Auf der Gegenseite baute Christopher Rudeck nach einem bärenstarken Start mit fortlaufender Dauer etwas ab.
Dennoch lagen die Hausherren beim 12:10 durch Djibril M´Bengue wieder mit zwei Treffern in Front (23.). Nicolej Krickau reagierte mit einer Auszeit, seine Mannschaft kam daraufhin beim 14:14 wieder zum Ausgleich (27.). Nun drückte das heimische Trainerteam auf den Timeoutbuzzer.
Es folgten einige taktische Anweisungen, die das eklatanteste Problem der Bergischen jedoch nicht beheben konnten: die Siebenmeter. In der 28. Minute verwarf Noah Beyer schon den dritten seiner drei Strafwürfe gegen Møller, der daraufhin die erste Gäste-Führung beim 15:14 einleitete. Nachdem auch Arnesson vergab, legten die Fördestädter sogar den 16:14-Pausenstand nach.
Damit wäre der Bergische HC abgestiegen. Das würde der Tabellenvorletzte aber so oder so nicht akzeptieren, wie BHC-Geschäftsführer Jörg Föste in der Pause am DYN-Mikrofon erklärte: "Rückblickend kann man sagen, dass all unsere Einschätzungen sich bewahrheitet haben. Wir sind mehr denn je davon überzeugt, dass die Erteilung der Lizenz nicht korrekt ist. Demzufolge sind wir auch davon überzeugt, dass auch in der Kombination aus sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg, der 17. Rang ausreichend dafür ist, die Ligazugehörigkeit zu sichern."
Die Flensburger setzten den starken Trend auch nach der Pause fort. Ein Doppelschlag brachte die Hoffnungen der Bergischen zum Zerbrechen. Beim 20:15 durch Simon Pytlick waren es erstmals fünf Tore Differenz (35.). Im PSD Bank Dome waren die schwindenden Kräfte der Hausherren klar zu spüren.
Das war auch weiterhin Kevin Møller zu verdanken, der erneut einige starke Paraden aneinanderreihte. Beim Stand von 21:16 zugunsten der Gäste zogen die Bergischen die zweite Auszeit, Markus Pütz griff zum Mittel der Motivationsrede: "Wir haben sechs Wochen geil gearbeitet. Das habt ihr euch alle verdient, und wir kommen aus dieser Scheißphase wieder raus. Es ist noch genug Zeit, nicht den Kopf verlieren! Aber: keine dummen Aktionen vorne!"
Das ging nicht auf. Die Flensburger waren nun drückend überlegen und zogen vier Minuten nach der Ansprache erstmals auf sieben Treffer davon (25:18, 41.). Der HC Erlangen führte parallel in Hannover: ein vorzeitiger Todesstoß für die Bergischen Löwen.
Dementsprechend buzzerten Arnor Thor Gunnarsson und Markus Pütz ihre Mannschaft kurz darauf ein weiteres Mal zusammen (25:19, 42.). Diesmal stellte das Trainerduo, das dem Team nach dem Abgang von Jamal Naji neues Leben eingehaucht hatte, auf eine 5:1-Deckungsformation um.
Und das fruchtete: Beim 26:22 waren es nur noch vier Treffer Rückstand. Als Isak Persson kurz darauf zum 28:25 verkürzte, nahm Nicolej Krickau die Auszeit. Eine Viertelstunde vor Spielende waren die Hausherren plötzlich zurück im Spiel, und die Halle ging mit. Der Blick nach Hannover zeigte allerdings ein plus vier für den HCE.
Für einen weiteren Dämpfer sorgte dann Simon Pytlick mit seinem Tor, Johannes Golla legte das 30:25 nach. Nun standen wieder alle Weichen auf Auswärtssieg - oder, aus BHC-Sicht: Abstieg. Zehn Minuten vor Spielende hieß es beim 32:26 sogar wieder minus sechs, die ersten Zuschauer verließen die Halle vorzeitig.
Von dieser Hypothek erholten sich die Gastgeber nicht mehr. Mit dem deutlichen 40:30-Endstand steht auch der sportliche Abstieg des Bergischen HC in die 2. Bundesliga fest. Gegen die SG Flensburg-Handewitt fehlte nach einer starken ersten Halbzeit die Energie, um diese Leistung über die vollen 60 Minuten zu zeigen. Akzeptieren will der Tabellen-17. sein Schicksal nicht: Jörg Föste kündigte schon in der Pause weitere Schritte an.
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Bergischer HC: Johannesson (1 Parade), Rudeck (8 Paraden); Stutzke 8, Kjeldgaard Andersen 4, Ladefoged 4, Nothdurft 3, Arnesson 2, Beyer 2, Morante Maldonado 2, MŽBengue 2, Babak 1, Krecic 1, Persson 1, Doniecki, Fraatz, Seesing
SG Flensburg-Handewitt: Møller (18/4 Paraden), Buric; Einarsson 9, Pytlick 7, E. M. Jakobsen 6/1, Gottfridsson 5, Golla 4, J. Hansen 3, Jörgensen 2, Blagotinsek 1, Larsen 1, L. K. Möller 1, Pedersen 1, Horgen, Zivkovic, Smits
Zuschauer: 5187 (PSD Bank Dome, Düsseldorf)
Schiedsrichter: Jörg Loppaschewski / Nils Blümel
Strafminuten: 8 / 4
Maximilian Otte