24.01.2025, 19:47
Krimi endet mit dem letzten Pfiff
In der engen Gruppe IV der Hauptrunde der Handball-WM lieferten sich Ägypten und Slowenien einen packenden Krimi, den die Europäer mit dem letzten Wurf ausgeglichen zu haben schienen. Doch die Schiedsrichter hatten Zeitspiel angezeigt und der letzte Pass war einer zu viel - so jubelte Ägypten über wichtige Punkte im Kampf um das Viertelfinale.
Im Vierkampf in der Gruppe IV der Hauptrunde der Handball-WM in Zagreb lieferten sich Ägypten und Slowenien eines von zwei packenden Duellen. Während die genaue Ausgangslage für den letzten Spieltag erst nach dem letzten Spiel des Abends zwischen Gastgeber Kroatien und den noch ungeschlagenen Isländern feststehen wird, war vor dem Anwurf klar, dass der Sieger mit 6:2 Punkten in guter Position im Rennen um das Viertelfinale sein wird und der Verlierer mit 4:4 Punkten maximal noch Außenseiterchancen hat.
Slowenien war mit einem ungefährdeten Sieg gegen Außenseiter Argentinien in die Hauptrunde gestartet, Ägypten hatte nach starker Vorrunde gegen Island die erste Niederlage hinnehmen müssen. Nach anfänglichem Rückstand und viel Leerlauf auf beiden Seiten, übernahm der Afrikameister durch das 3:2 von Yahia Omar dann erstmals die Führung. Zehn Minuten waren zu diesem Zeitpunkt bereits gespielt, die Bedeutung der Partie war spürbar - nicht nur in den intensiv geführten Zweikämpfen, sondern auch in den zahlreichen Ballverlusten.
In der - trotz der als ausverkauft vermeldeten Abendpartie zwischen Kroatien und Island - nur mäßig gefüllten Arena wechselte die Führung hin und her, dann aber musste Slowenien den nächsten Schock nach der schweren Verletzung von Nejc Cehte vor zwei Tagen hinnehmen: Rok Ovnicek verletzte sich noch vor dem Zweikampf beim Antritt vor der gegnerischen Deckung, fasste sich ans Knie und wurde von Mit- und Gegenspielern gemeinsam vom Parkett getragen - eine schwere Verletzung wird befürchtet. Die Europäer verloren danach den Faden, Ägypten zog auf 9:5 davon.
Sieben Ballverluste standen bei Slowenien bereits zu diesem frühen Zeitpunkt in der Statistik, nach einer Auszeit stabilisierte sich das Team von Uros Zorman aber. Nach einer Dreier-Serie und dem Anschlusstreffer griff Juan Carlos Pastor an der ägyptischen Seitenlinie ebenfalls zur grünen Karte. Slowenien gelang im Gegenstoß kurz darauf zwar der Ausgleich zum 10:10, doch Ägypten zog wieder davon, setzte sich beim 14:11 auf drei Tore ab und nahm ein 16:14 mit in die Kabinen - bei dem blieb es nach einem langen Video-Check, der nicht belegen konnte, dass der letzte Wurf des Afrikameisters vor der Sirene über der Linie war.
Die technischen Fehler blieben auch im zweiten Abschnitt ein steter Begleiter der Slowenen. Ägypten verpasste es aber, sich abzusetzen und eine Viertelstunde vor dem Ende hatten die Europäer nach einem von Aleks Vlah verwandelten Siebenmeter den Anschluss wieder hergestellt. Die Partie lebte dabei weiter von der Spannung sowie den intensiv geführten Zweikämpfen, spielerische Akzente gab es hingegen selten.
Der erfahrene Ali Zein erhöhte mit dem 21:19 aus dem Rückraum wieder auf zwei Tore, doch nach einer Parade von Mohamed Aly vergab Ägypten die Chance auf drei Treffer davonziehen. Bei Slowenien brachte Blaz Janc einmal Tempo mit einem Seitenwechsel ins Spiel, doch wieder war Mohamed Aly zur Stelle und so konnte Abdellraham Abdou auf 22:19 erhöhen. Slowenien traf im nächsten Angriff bei einem Rückraumwurf unterdessen den eigenen Kreisläufer - und stand sich sinnbildlich weiter selbst im Weg.
Ägypten setzte durch Ahmed Nafea derweil das 23:19 und setzte Slowenien zehn Minuten vor dem Ende unter Druck. Uros Zorman griff zur Auszeit, erneut mit Erfolg: Ein Siebenmeter von Aleks Vlah und ein Treffer von Blaz Janc halbierten den Abstand. Doch Ägypten antwortete und erhöhte nach dem nächsten technischen Fehler der Europäer den Abstand beim 26:22 wieder auf vier Tore. Vier Minuten vor dem Ende fiel scheinbar die Vorentscheidung, doch der Afrikameister versuchte die Führung zu verwalten - und kam so unter Druck.
Eine Dreier-Serie brachte Slowenien heran, doch die Chance auf den Ausgleich und einen immens wichtigen Punkt blieb am Ende ungenutzt: Slowenien versuchte so viel Zeit wie möglich von der Uhr zu nehmen, der letzte Angriff lief - unterbrochen von einer Auszeit - über fünfzig Sekunden. Der Arm der Schiedsrichter ging nach oben und als sich Slowenien dann eine Lücke erspielte und traf, war es der eine Pass zu viel. Zum Entsetzen der slowenischen Fans pfiffen die norwegischen Unparteiischen, versagten dem direkt vor der Sirene erzielten Treffer die Anerkennung und so jubelte Ägypten.
Ägypten: Hendawy, Aly (6 Paraden); Omar 5, Hany, Abdou 1, Khairi, Khairi, Tarek, Elmasry, Elderaa 6, Yousri, Ramadan, Abdelwhaed, Nafea 3, Adel 5, Zein 3, Sanad 3
Slowenien: Ferlin (9 Paraden), Lesjak (1 Parade); Blagotinsek, B. Janc 8, Dolenec, Kljun, Slatinek Jovicic 3, Kodrin, Zarabec 2, Horzen, Ovnicek, Makuc, Kavcic 3, Mackovsek 1, Novak 1, Vlah 7
Schiedsrichter: Lars Jorum (NOR) / Havard Kleven (NOR)
Strafminuten: 8/6
Christian Ciemalla