09.06.2024, 19:45
Entscheidung mit dem letzten Wurf
Der FC Barcelona ist zum elften Mal insgesamt und zum fünften Mal in Köln Sieger der EHF Champions League. Für Aalborg Haandbold bleibt es wie 2021 bei Silber, doch die Dänen boten dem Rekordsieger diesmal ein Duell auf Augenhöhe. Barca konnte erst mit der Schlusssirene jubeln.
Aalborg hatte auf beiden Seiten des Parketts eine Fanecke, denn während der eigentliche Fanblock im ersten Spielabschnitt im linken Rücken von Niklas Landin die Arena in eine Stehtribüne verwandelte und Barcelonas Angriffe mit einem Pfeifkonzert bedachte, waren schräg gegenüber im Oberrang noch etliche weitere Fans der Nordjütländer untergebracht - Gegner Barcelona hatte das Kontingent freigegeben. Magnus Landin setzte sich nach dem Gewinn der Bronzemedaille zu seinen Eltern in den Block und verfolgte das Finale des Bruders.
Sportlich legten die Katalanen - vor allem angeführt von Kapitän Dika Mem - vor, doch auch die Dänen konnten ihre ersten Treffer setzen. Das Torwartduell zwischen den Nationalmannschaftskollegen Emil Nielsen und Niklas Landin war schon früh auf dem Höhepunkt. Barcelonas kompakte 6:0-Abwehr machte allerdings den Unterschied, der Barcelona eine früh 5:2-Führung (9.) ermöglichte. Aalborg versuchte es wie gestern mit einer aggressiven Annahme von Barcelonas Rückraum, doch Carlos Ortega hatte sein Team gut darauf vorbereitet.
Beide Coaches vertrauten früh auch jungen Spielern, Aalborg auf Mads Hoxer und Thomas Arnoldsen, bei Barcelona zog mit Petar Cikusa ein 18-Jähriger im zentralen Rückraum die Fäden und konnte dabei eine Zeitstrafe gegen Simon Hald (14.) ziehen. Auch am Kreis durfte mit Javier Rodriguez einer der Jungen die Sperren für die Rückraumshooter setzen. Doch Aalborg war Spiel angekommen, hatte den Rückstand beim 8:8 (16.) von Rene Jakobsen aufgeholt.
Stefan Madsen wollte nach einem missglückten Kreisanspiel und dem erneuten Zwei-Tore-Rückstand noch einmal nachjustieren für die verbleibenden zehn Minuten des ersten Durchgangs. Defensiv machte sich die spanische 5:1-Abwehr, die vor allem die Kreise von Dika Mem einengen sollte, gut.
Bei Aalborg sollten Mikkel Hansen und Lukas Nilsson dem Spiel Struktur geben, der dreimalige Welthandballer übernahm dabei auch als Vollstrecker wie beim 11:11 und 12:12 (25.) und Anspieler wie beim 13:13 die Verantwortung. Trotz eines leichten Plus im Tor, wo Nielsen nach fünf Paraden den Platz für Perez de Vargas räumte, konnten die Dänen die Führung aber erst nach Landins achter Parade und durch Mads Hoxer beim 15:14 übernehmen. Aleix Gomez spielte dann seine gesamte Erfahrung aus, zog einen Siebenmeter und sicherte so den 15:15-Pausenstand, den Melvyn Richardson erzielte.
Mit der ersten Parade von Perez de Vargas sollte Barcelona sich auch in Durchgang zwei die Vorlage sichern. Bei Aalborg hielt aber vor allem Mads Hoxer in der Folgezeit dagegen und musste viele Abschlüsse nehmen. Die Siebenmeter waren eine sichere Angelegenheit von Mikkel Hansen. Barcelona verließ sich in den kritischen Situationen weiter auf die Nervenstärke von Dika Mem. So blieb es ein Duell auf Augenhöhe, mit dem 21:20 für die Katalanen ging es ins Schlussdrittel.
Pünktlich nach dem ersten Zwei-Tore-Rückstand für die Dänen - Janc traf in Überzahl ins leere Tor - konnte Niklas Landin mit seiner ersten Parade im zweiten Spielabschnitt wieder einen Impuls setzen. Die Chance auf die Führung beim 22:22 (45.) konnten seine Vorderleute jedoch nicht nutzen. Es blieb eine Nervenschlacht, die auch die Zuschauer an die Grenzen brachten. Die neutralen unter ihnen hatten eine deutliche Sympathie mit dem Außenseiter, der Support fiel aber deutlich geringer aus als in manch vergangenen Jahren.
Nach Arnoldsens 24:24 (48.) kehrte Emil Nielsen dann wieder ins Tor der Katalanen zurück und war gleich gegen Landsmann Arnoldsen zur Stelle. Im Gegnezug erzielte Melvyn Richardson, wie schon zuvor Mem und N´Guessan, dann mit dem 25:24 seinen sechsten Treffer. Auf der Gegenseite konnte Mikkel Hansen beim 26:26 seinen siebten Torerfolg verzeichnen.
Beiden Teams war die Belastung des Samstags deutlich anzumerken. Das Spieltempo nahm ab, im gebundenen Spiel rieben sich die Mannschaften auf. Stefan Madsen nahm beim 26:28 (54.) seine zweite Auszeit, Aalborg suchte danach im Spiel mit dem siebten Feldspieler das Angriffsglück und hatte damit Erfolg. Auch Carlos Ortega nahm direkt im Anschluss einen Gesprächskreis, um seine Mannschaft darauf einzustellen und selbst noch Justierungen im Angriff vorzunehmen.
Mit Nielsens siebter Parade war das Torwartduell dann fast wieder ausgeglichen, auf der Anzeigetafel aber konnte sich der Rekordsieger weiter lösen und Blaz Janc stellte zum 30:27 (57.). Aalborg setzte in Überzahl auf eine offensive Deckung, Björnsen konterte ins verwaiste Tor und schaffte wieder den Anschlusstreffer.
Die letzten zwei Minuten hielt es keinen in der Arena mehr auf den Sitzen, nach einem technischen Fehler bei Petar Cikusa hatten die Dänen die Chance auf den Ausgleich, doch die Laufwege stimmten gegen die gut stehende Barça-Deckung nicht. Hoxers Notwurf unter Passivzeichen war leichte Beute für Nielsen.
Ortega nahm seine letzte Auszeit und Barcelona versuchte die Zeit von der Uhr zu nehmen. Als Landin gegen N´Guessan parierte, blieben den Dänen nach Madsens finaler Auszeit noch 15 Sekunden für den letzten Angriff im Modus Alles-oder-Nichts. Dika Mem foulte Mikkel Hansen, kassierte dafür regelgerecht die Zeitstrafe. Aber Aalborg blieb nur noch ein direkter Freiwurf durch Hansen, der den Wurf nur an die Latte brachte.
Aalborg HB: N. Landin (12/1 Paraden), Norsten; M. Hansen 8/5, Hoxer 6, Sommer Arnoldsen 6, Björnsen 4, Barthold 2, Vlah 2, Antonsen 1, L. Nilsson 1, Wiesmach Larsen, J. Nielsen, S. Hald Jensen, M. Larsen, Möllgaard, Juul
FC Barcelona: E. Nielsen (8 Paraden), Perez de Vargas (3 Paraden); Richardson 8/4, Mem 7, N`Guessan 6, Carlsbogard 2, Frade 2, Gomez Abello 2, Janc 2, Cikusa Jelicic 1, Wanne 1, Arino, Thiagus, Makuc, Langaro, Rodriguez Moreno
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft, Lanxess arena, Köln, GER)
Schiedsrichter: Slave Nikolov / Gjorgji Nachevski (Nordmazedonien)
Strafminuten: 6 / 6
chs