07.12.2023, 09:00
Ex-Nationalspieler und Löwen-Legende:
Hinter einigen Personalien stehen bei den Rhein-Neckar Löwen noch Fragezeichen - so auch bei der von Uwe Gensheimer. Der Vertrag des aktuell verletzten 37-Jährigen läuft im Sommer 2024 aus. Wird seine Zukunft auf einer morgigen Pressekonferenz des Vereins geklärt?
Drei Neuzugänge, ein Abgang: Im Kader der Rhein-Neckar Löwen wird es zur kommenden Saison einige Veränderungen geben. Eine weitere Entscheidung wird am morgigen Freitag erwartet, der Verein hat zu einer Pressekonferenz eingeladen. Unbestätigten Informationen zu Folge geht es um die Zukunft von Club-Legende Uwe Gensheimer.
Uwe Gensheimer kam verletzungsbedingt in dieser Saison noch nicht zum Einsatz. Der Linksaußen hatte sich kurz nach dem Ende der vergangenen Spielzeit aufgrund anhaltender Schmerzen einer Knie-Operation unterziehen müssen und fällt seitdem aus.
"Es war ja klar, dass das ein längerer Prozess wird nach der Operation im Juni. Da gab es die Ausgangslage, dass es so acht bis neun Monate dauern wird. Ich bin aber mit dem mit dem Plan und mit dem Prozess bislang sehr zufrieden und ja, gehe weiter meine kleinen Schritte", hatte Uwe Gensheimer Mitte Oktober bei Dyn erklärt.
Während Uwe Gensheimer für sein Comeback im Frühjahr 2024 arbeitet, stellt sich - mit Blick auf die Vertragssituation - die Frage, wie es für den 37-Jährigen nach dieser Saison weitergeht. Denn der Vertrag des Ex-Nationalspielers läuft im Sommer aus.
Für den morgigen Freitag haben die Rhein-Neckar Löwen eine Pressekonferenz anberaumt, informiert werden soll über interne Personalentscheidungen. Die sich seit längerer Zeit haltenden Gerüchte, dass der Handball-Bundesligist Aushängeschild Uwe Gensheimer nach dessen Karriereende als Sportchef im Verein halten will, erhielten im Vorfeld neue Nahrung - auch durch die Verpflichtung von Nationalspieler Tim Nothdurft.
Die Nachfolge scheint damit geregelt, denn neben Neuzugang Tim Nothdurft haben die Rhein-Neckar Löwen auf Linksaußen mit Lion Zacharias und David Moré zudem zwei interessante Talente unter Vertrag: Der Kontrakt des 19-jährigen Moré läuft bis 2025, der des ein Jahr älteren Zacharias endet hingegen aktuell im Sommer. Dass die Rhein-Neckar Löwen sowohl mit Gensheimer als auch mit Zacharias verlängern und mit vier Linksaußen in die nächste Saison gehen, scheint unwahrscheinlich.
"Die Rhein-Neckar Löwen sind mein Herzensverein", hatte Uwe Gensheimer bei seiner letzten Vertragsverlängerung im Dezember 2021 erklärt. Der gebürtige Mannheimer trug erstmals ab 2003 Trikot der Rhein-Neckar Löwen, nachdem der Linksaußen von seinem ersten Club TV 1892 Friedrichsfeld zum Löwen-Vorgänger SG Kronau/Östringen gewechselt war.
Im Sommer 2016 folgte nach 13 Jahren der Abschied aus Mannheim und der Wechsel nach Frankreich zu Paris Saint-Germain. Auch dort konnte Gensheimer Erfolge feiern, unter anderem holte er mit dem starbesetzten Team dreimal in Folge die französische Meisterschaft sowie den Ligapokal. Der große Wurf in der Champions League blieb ihm allerdings verwehrt.
Nach drei Jahren kehrte er aus Frankreich zurück und konnte im April 2022 dann auch endlich den Gewinn des DHB-Pokals mit den Löwen feiern. "Da ist so viel abgefallen", erklärte Uwe Gensheimer, der beim ersten Pokalsieg der Löwen 2018 bei PSG unter Vertrag stand.
Für Gensheimer war es der erste Triumph im elften Anlauf. In 17 Jahren im Löwen-Trikot wurde er Handballer des Jahres, Torschützenkönig der Handball-Bundesliga, EHF-Cup-Sieger, Deutscher Meister, Kapitän und Rekord-Torschütze der Handball-Nationalmannschaft.
Neben dem Löwen-Trikot trug er lange Jahre auch das Jersey des Deutschen Handballbundes: Uwe Gensheimer durchlief die Nachwuchs-Nationalmannschaften des DHB. Herausragende Stationen waren 2006 der Gewinn der U20-Europameisterschaft mit DHB-Trainer Martin Heuberger und im Jahr darauf Silber bei der U21-WM.
Der Sprung in der A-Nationalmannschaft folgte im Jahr 2005 gegen Slowenien, sein Debüt auf der internationalen Bühne 2010 bei der Handball-Europameisterschaft in Österreich. 2014 folgte der nächste Meilenstein: Gensheimer wurde zum Kapitän des DHB-Teams ernannt.
Beim größten Erfolg der deutschen Nationalmannschaft der letzten Jahre war der damalige Kapitän allerdings nicht dabei: Den Gewinn der Europameisterschaft 2016 verpasste er aufgrund einer Verletzung. Im Sommer 2016 holte er jedoch Olympia-Bronze mit der deutschen Auswahl.
Insgesamt absolvierte Gensheimer 204 Länderspiele und erzielte dabei 921 Tore, bevor er nach den Olympischen Spielen 2021 seinen Rücktritt aus dem DHB-Team erklärte. "Ich blicke mit Stolz und Dankbarkeit auf eine lange Zeit beim Deutschen Handballbund zurück und werde die damit verbundenen Erlebnisse niemals vergessen", so Gensheimer nach dem Turnier in Tokio.
"Nationalspieler zu werden, war ein Kindheitstraum. Den Adler auf der Brust zu tragen und Kapitän der Nationalmannschaft zu sein, war für mich immer eine riesige Ehre", blickte Gensheimer in einer Pressemitteilung der Löwen auf seine Karriere in der Nationalmannschaft zurück.
"Schon vor den Olympischen Spielen stand mein Entschluss fest, dass dies mein letztes Turnier sein wird. Mir war immer wichtig, meinen Abschied aus der Nationalmannschaft selbst bestimmen zu können und nicht einfach aussortiert zu werden", meinte Gensheimer.
Wenn Uwe Gensheimer nun auch im Verein seine Karriere beenden sollte, dann stünden dem Mannheimer, der bisher in 434 Spielen in der Handball-Bundesliga 2434 Tore erzielt hat, aufgrund seiner Verdienste bei seinem Verein wohl alle Türen offen.
Die Wertschätzung, die der langjährige Löwen-Spieler beim Bundesligisten erfährt, ist dabei nicht zu übersehen. Die Rückkehr aus Paris wurde mit einem speziellen Video gefeiert und bei der Vertragsverlängerung vor zwei Jahren bezeichnete die Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann Uwe Gensheimer als "eine der zentralen Identifikationsfiguren" des Clubs.
Laut dem Mannheimer Morgen deutet einiges darauf hin, dass Gensheimer beim Handball-Bundesligisten auch nach dem Ende seine Profikarriere einer Rolle zugedacht ist. Der gebürtige Mannheimer und Botschafter des EM-Standorts Mannheim wird als künftiger Sportchef der Kurpfälzer gehandelt. Sollte sich das Gerücht bestätigen, würde Uwe Gensheimer seiner Karriere bei seinem Herzensverein ein weiteres Kapitel hinzufügen.
red