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Bock auf Handball - Das Magazin
Viele in der Branche halten Roberto Garcia Parrondo für die personifizierte Erfolgsformel des Überraschungs-Herbstmeisters MT Melsungen. Für eine Handball-Mischung aus Pep Guardiola und Xabi Alonso. Er hat in Nordhessen vieles umgekrempelt und noch viel vor. Aber wie tickt der 44-Jährige eigentlich? Bock auf Handball hat ihn zuhause besucht.
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Das elektrische Klavier steht im zweiten Stock der Kasseler Penthouse-Wohnung. Man wird Roberto Garcia Parrondo nur selten darauf spielen hören. Auch in den Genuss seines Gitarrenspiels kommt man kaum. Auftritte wie einst bei der Weihnachtsfeier der MT Melsungen, als er zu später Stunde die wenigen verbliebenen Gäste musikalisch unterhielt, sind die Ausnahme.
Dabei hat er durchaus eine Leidenschaft für Musik. Acht Jahre lang lernte er, die beiden Instrumente zu spielen - als Jugendlicher in seiner spanischen Heimat, an einem Konservatorium. Doch obwohl es ihn entspannt, Musik zu hören, findet er wenig Ruhe, wenn er selbst spielt.
"Ich stelle dabei fest, dass ich vieles nicht mehr so gut kann wie früher - nachvollziehbar, 27 Jahre später, aber trotzdem frustrierend. Und das verursacht mir Stress, also das Gegenteil von Entspannung", sagt Parrondo zu Bock auf Handball.
Damit verrät der Spanier so einiges über sich: Er ist grenzwertig perfektionistisch. Gibt er selbst zu: "Ich weiß, dass man mich durchaus obsessiv nennen kann." Bemerkenswert daran - und wohl eine seiner Stärken - aber ist auch, wie er damit umgeht:
"Ich bin so - und ich akzeptiere es. Ich werde mich nicht mehr großartig ändern oder mir etwas einzureden versuchen, das ich nicht bin. Wäre ich gerne etwas entspannter und weniger versessen? Ja, aber ich bin’s nun mal nicht und akzeptiere es."
Die MT ist unter dem Perfektionisten Parrondo suzessive zu einer Spitzenmannschaft geworden. Zu einem echten Team. Sport-Vorstand Michael Allendorf und sein Erfolgscoach - Parrondo gewann u.a. mit Ägypten zweimal die Afrika-Meisterschaft und mit Vardar Skopje die Champions League - haben die Fehler ihrer Vorgänger bei der MT abgestellt und formen nunmehr eine Truppe, die nachhaltig im Konzert der Großen mitspielen kann.
Spanische Trainer haben den Ruf, sich und ihre Teams stets so akribisch wie nur irgend möglich vorbereiten zu wollen. Parrondo konfiguriert jede Partie. Und er lebt seiner Mannschaft, seinem gesamten Umfeld vor, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Es ist eine Mischung aus spanischer Handball- und eigener Lebensschule:
"Mein Vater war Taxifahrer in Madrid. Er hat sehr, sehr hart gearbeitet, Doppelschichten gemacht, um uns ein sorgenfreies Leben ermöglichen zu können. Er hat mir mitgegeben: Arbeite hart für deine Familie. Das habe ich verinnerlicht", sagt Parrondo. Er sagt außerdem: "Angesichts dessen, was mein Vater geleistet hat, lebe ich einen Traum, denn Handball ist meine Passion."
Wer Parrondo inmitten seiner Familie erlebt, lernt verstehen, was dem Spanier wichtig ist. Und ihn auszeichnet. Michael Allendorf bezeichnet ihn zwar als "hundertprozentigen Profi, der nichts dem Zufall überlassen will und maximal diszipliniert ist, was manchmal auch anstrengend sein kann" - doch schon im nächsten Satz auch als "absoluten Familienmenschen".
Stimmt: Seine Frau und die Töchter Leyre und Ainhoa - Robertos ganzer Stolz -, stehen über allem. Das Ehepaar ist für den Handball neunmal umgezogen, lebte auch schon in Ägypten, Ungarn und Nordmazedonien - "ohne ihren Rückhalt könnte ich meinen Beruf gar nicht derart ausüben. Ich bin ihnen zutiefst dankbar", sagt der gebürtige Madrilene.
Die Vier fühlen sich in Kassel zuhause. Spanien indes ist und bleibt Heimat. Und: Familie ist Heimat für Parrondos, die aus Kairo auch noch die kleine Mischlingshündin 'Charlie' mitgebracht haben.
Ein paar Stunden bei Parrondos führen einem vor Augen: Das starke Team, an dem Roberto bei der MT baut, hat er privat längst um sich. Seine Frau war 17, er 16 Jahre jung, als sie sich kennenlernten. Es gibt keine komplizierten Rollenverteilungen - sie ergänzen sich einfach, wo immer es nötig und möglich ist.
Das Leben mit einem Profitrainer ist komplett durchgetaktet - "anders funktioniert es nicht", sagt Mamen. Aber sie seien eingespielt. Auch bei der Suche nach kleinen 'Fluchten': Morgens, wenn die Töchter aus dem Haus sind, gehen sie und ihr Mann ins naheliegende Fitnessstudio.
Bei den fest vereinbarten Dinner-Abenden mit seiner Frau, mindestens einmal pro Woche, kann Roberto ebenfalls abschalten. Doch es sind eben nur Auszeiten. Meist wartet schon das Video-Studium für die kommende Partie. "Dann ist er...
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