10.03.2024, 13:15
Nach Fischer-Verletzung
Die Personalie Hendrik Pekeler beschäftigt die deutsche Handball-Nationalmannschaft seit einigen Jahren. Nach den Olympischen Spielen 2021 hatte der heute 32-Jährige erklärt, eine Pause vom Nationalteam zu nehmen. Danach absolvierte er keine Partie, erklärte im Januar seinen endgültigen Rücktritt, wurde im Februar in den 35er-Kader für die Olympia-Quali berufen und steht nach der Verletzung von Justus Fischer und dem Fragezeichen bei Jannik Kohlbacher wieder in der Diskussion.
Das 26:31 gegen Ägypten beim Handball-Turnier bei Olympia 2021 in Tokio war das letzte Spiel von Hendrik Pekeler im DHB-Trikot. Nach dem 122. Länderspiel legte der Kreisläufer eine Pause beim Nationalteam ein - aufgrund von Problemen mit der Achillessehne sowie der Belastung beim THW Kiel mit Handball Bundesliga und Champions League. Der U21-Weltmeister von 2011 war über lange Jahre eine Säule im DHB-Team, holte 2016 den EM-Titel und 2016 Bronze bei Olympia.
Im Mai 2022 sorgte ein Riss der Achillessehne und im vergangenen Sommer eine Operation an der Ferse dafür, dass ein Comeback im Handball-Nationalteam verschoben wurde. Für die Heim-EM hoffte Bundestrainer Alfred Gislason aber auf den Kieler. Doch der Kreisläufer sagte im Oktober "schweren Herzens" ab und erklärte: "Ich bin noch nicht wieder in der notwendigen Form, um Alfred und dem Team wirklich helfen zu können."
Vor der Handball-EM fand sich im Hallenheft des DHB dann die Meldung, dass Hendrik Pekeler seine Karriere im Nationalteam beenden und bei einem Testspiel im Vorfeld in Kiel offiziell verabschiedet wird. "Als klar war, dass ich das nicht schaffe, wollte ich einen klaren Schlussstrich ziehen. Ich bin ein Spieler, der auf seinen Körper hört und dementsprechend reagiert hat", so Pekeler im Januar gegenüber den Kieler Nachrichten.
Es sei ihm immer eine Ehre gewesen, sagte Hendrik Pekeler am 6. Januar, als er unter dem Applaus der Fans aus der Handball Nationalmannschaft verabschiedet wurde. "Es war Stolz. Ich bin froh, dass ich heute diese Verabschiedung bekommen habe", meinte der Kreisläufer des THW Kiel mit Blumen in der Hand bei seinem Abschied vom DHB-Team.
Alfred Gislason hatte im Januar nach dem 34:33-Sieg über Portugal überrascht auf die Nachricht reagiert, die vom DHB im Arena-Magazin veröffentlicht wurde. "Davon weiß ich gar nichts. Das ist an mir vorbeigegangen. Wir hatten das anders besprochen", so der Bundestrainer mit dem Verweis auf häufige Gespräche mit Pekeler. Später wurde bekannt, dass der Isländer eine entsprechende E-Mail von DHB-Sportchef Axel Kromer zur Verabschiedung übersehen hatte.
"Er ist einer der Weltbesten in Angriff und Abwehr, weil er beides gut kann", hatte Alfred Gislason bereits bei der WM 2023 das Fehlen bedauert. Beim THW Kiel hatte Gislason mit dem Mittelblock Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler gearbeitet, nach deren Rücktritten fehlten ihm zwei wichtige Puzzle-Stücke für seinen DHB-Kader. "Bei der WM hat sich gezeigt, dass uns leider in der Abwehr die Breite im Kader fehlt. Deshalb habe ich ja so sehr darauf gehofft, das Hendrik Pekeler mit dabei sein wird", so der Isländer im November.
Mit leichtem Sarkasmus hatte Alfred Gislason kurz zuvor gefragt: "Was soll ich tun? Zwingen kann ich niemanden." Doch während Wiencek einen klaren Schlussstrich zog und keine neuen Diskussionen über ein Comeback im Handball-Nationalteam aufkommen ließ, war bei Hendrik Pekeler selbst die Verabschiedung in der Halle keine finale Entscheidung.
"Falls Golla und zwei weitere Kreisläufer kaputtgehen in der Olympiavorbereitung, wird er uns aus alter Verbundenheit helfen", so Alfred Gislason im Januar. Der Bundestrainer ergänzte auch zu diesem Zeitpunkt noch einmal, "natürlich würde ich lügen, wenn ich nicht gedacht hätte, ich kann ihn noch überreden".
Überreden konnte Alfred Gislason den Kreisläufer aber zumindest zu einer weiteren Stand-by-Funktion. Denn der Name Hendrik Pekeler fand sich auf der 35er-Liste, den der DHB im Vorfeld der Qualifikation für das Handball-Turnier bei Olympia an den Weltverband IHF übermitteln musste. Nur Spieler, die auf dieser Liste stehen, können für den 18-er Kader mit dem die Teams am 14. März in das Quali-Turnier starten, nominiert werden und nur aus diesem Stamm können während des Turniers bis zu fünf Nachnominierungen erfolgen.
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Zurückgetrene Spieler wie Patrick Wiencek, verletzte Akteure wie Sebastian Firnhaber oder frühere Nationalspieler wie Evgeni Pevnov und Moritz Preuß sowie andere Kreisläufer wie Peter Walz, Niklas Weller oder der abwehrstarke Tom Kiesler finden sich nicht auf der Liste und können so nicht nachrücken.
Auf den eventuellen Handlungsbedarf durch die Verletzung von Justus Fischer oder einen Ausfall von Jannik Kohlbacher kann Gislason nur mit Akteuren von der 35er-Liste reagieren. Auf der 35er-Liste finden sich als Kreisläufer neben den bereits nominierten Johannes Golla nur noch Tim Zechel - und eben Hendrik Pekeler.
» 35er-Kader Deutschland für Olympia-Qualifikation im Handball
Justus Fischer hatte sich unter der Woche beim Spiel von Hannover gegen Stuttgart den Daumen gebrochen, der Verein spricht von einer Ausfallzeit von mehreren Wochen. Ein Einsatz bei der Olympia-Quali Mitte März scheint unwahrscheinlich - eine Nachnominierung wurde bislang noch nicht bekannt gegeben.
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Kurz vor dem Start des Lehrgangs verletzte sich zudem Jannik Kohlbacher im Spiel der Rhein-Neckar Löwen beim HC Erlangen an der Schulter. Der Kreisläufer musste in der achten Minute vom Parkett kühlte sofort seine Schulter und konnte in der Folge nicht mehr ins Geschehen eingreifen. Eine Diagnose steht noch aus, für den heutigen Sonntag sind weitere Untersuchungen angekündigt.
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Die Karriere von Hendrik Pekeler im Nationaltrikot begann in der Jugendnationalmannschaft, mit der er 2008 bei der U18-EM Europameister wurde, bei der Junioren-EM 2010 gelang ihm der Sprung ins All-Star-Team, 2011 wurde er U21-Weltmeister.
Schon am 14. März 2012 absolvierte er in Mannheim gegen Island das erste von letztlich 122 A-Länderspielen. Insgesamt konnte der Kreisläufer 210 Tore erzielen. Höhepunkt war der Gewinn der Handball-EM 2016 in Polen und im selben Jahr die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro. Bei der Handball-EM 2020 wurde Pekeler als bester Abwehrspieler ausgezeichnet.
Seine Vereinslaufbahn begann Hendrik Pekeler im Nachwuchs des ETSV Fortuna Glückstadt. Über den MTV Herzhorn und den Bramstedter TS ging es dann zum THW Kiel, wo er mit Zweitspielrecht für den TSV Altenholz ausgestattet war.
Nach zwei Jahren beim Bergischen HC ging es dann für drei Jahre zum TBV Lemgo Lippe, bevor nach weiteren drei Jahren bei den Rhein-Neckar Löwen 2018 die Rückkehr zum THW Kiel folgte. Insgesamt sechs Meisterschaften, drei Pokalsiege sowie ein Erfolg im EHF-Pokal und zwei Titel in der Champions League stehen in seiner Handball-Vita zu Buche.
Christian Ciemalla