16.12.2024, 10:10
DHB-Team auf dem Podium
Darja Varfolomeev und Oliver Zeidler sind Deutschlands Sportlerin beziehungsweise Sportler des Jahres 2024. Unterdessen hat es das DHB-Team bei der Wahl zur Mannschaft des Jahres aufs Podium geschafft.
Mit 1694 Stimmen setzte sich Zeidler bei der Wahl zum Sportler des Jahres mit knappem Vorsprung vor dem Schwimmer Lukas Märtens (1647) durch, der in Paris über 400 Meter Freistil triumphiert hatte und somit ebenfalls olympisches Gold holen konnte. Platz drei ging an Triathlet Patrick Lange (1439, Sieger von 2018), der in diesem Jahr den Ironman auf Hawaii gewann - mit Streckenrekord wohlgemerkt.
Zeidler ist nach Peter-Michael Kolbe 1975 der erste Ruderer, der zum Sportler des Jahres gekürt wird, und zugleich Nachfolger des Turners Lukas Dauser, der im Vorjahr die meisten Stimmen erhalten hatte. Bei den Olympischen Spielen war der 28-Jährige seiner Favoritenstellung gerecht geworden und hatte sich im Einer-Finale Gold gesichert. Vor der Wahl galt er aber eher als Geheimtipp. "Man fühlt sich eine Tonne leichter, weil man seinen Lebenstraum erfüllt hat", sagte Zeidler bei der Ehrung.
Die Proklamation der Gewinner fand wie schon seit Jahren wieder im Kurhaus von Baden-Baden statt, es war die 78. Ausgabe.
1. Oliver Zeidler (Rudern, 1694 Stimmen)
2. Lukas Märtens (Schwimmen, 1647)
3. Patrick Lange (Triathlon, 1439)
4. Leo Neugebauer (Leichtathletik, 1043)
5. Michael Jung (Vielseitigkeitsreiten, 941)
6. Timo Boll (Tischtennis, 938)
7. Markus Rehm (Para-Leichtathletik, 536)
8. Jonas Deichmann (Extremsport, 503)
9. Linus Straßer (Ski alpin, 404)
10. Josia Topf (Para-Schwimmen, 373)
Die Mannschaftswertung gewannen die 3x3-Basketballerinnen mit großem Vorsprung. In einer Disziplin, von der bis dahin kaum jemand im Land wusste, dass es sie gibt, hatten Sonja Greinacher, Svenja Brunckhorst, Elisa Mevius und Marie Reichert in einem dramatischen olympischen Finale Spanien völlig überraschend mit 17:16 geschlagen.
"Wie geil ist bitte 3x3 Basketball??? Glückwunsch ladies", hatte etwa Toni Kroos damals auf X gepostet. "Die ganze Realisierung, was wir hier gemacht haben, was wir erreicht haben für den Basketball und den Frauen-Basketball in Deutschland - das wird erst später kommen", hatte Greinacher damals bei Eurosport gesagt. Mit dieser Auszeichnung nun ist ein Teil des Ganzen eingelöst worden.
Die 3x3-Frauen folgen als Mannschaft des Jahres auf die im Vorjahr siegreichen Basketball-Weltmeister um Dennis Schröder. Mit Bayer 04 Leverkusen schafften es Fußball-Profis auf Platz 2 - das Double, eine nationale Saison ohne Niederlage und wohl auch die Ablösung von Serienmeister FC Bayern München wurden ebenfalls belohnt.
Die Handball-Nationalmannschaft der Männer, die bei den Olympischen Spielen völlig überraschend Silber holte, komplettiert das Podium. "Wir sind stolz, bei dieser starken Konkurrenz im Sportjahr 2024 auf der Bühne gewesen zu sein und den 3. Platz zu belegen", sagte Spielmacher Juri Knorr, der neben Sebastian Heymann, David Späth sowie Bundestrainer Alfred Gislason und Nationalmannschaftsmanager Benjamin Chatton für das DHB-Team bei der Gala anwesend war. "Danke an alle, die dazu beigetragen haben! Und im Januar wollen wir bei der Weltmeisterschaft wieder begeistern", so Knorr.
1. 3x3 Basketball, Frauen (2872 Stimmen)
2. Bayer 04 Leverkusen Fußball, Männer (1712)
3. Handball-Nationalmannschaft, Männer (1196)
4. Dressur-Equipe (919)
5. Triathlon, Mixed (896)
6. 4x100-m-Staffel Leichtathletik, Frauen (700)
7. Beachvolleyball, Männer (431)
8. Hockey-Nationalmannschaft, Männer (385)
9. Kanurennsport K2/K4, Männer (309)
10. Rollstuhl-Basketball, Männer (281)
Bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres belegte Varfolomeev 2023 noch den zweiten Platz hinter Biathletin Denise Herrmann-Wick, diesmal durfte sie jubeln. In Paris hatte die sechsmalige Weltmeisterin als erste Deutsche den Olympiasieg in der Rhythmischen Sportgymnastik geholt - mit vier Übungen "nahe an der Perfektion", wie Bundestrainerin Yuliya Raskina danach befand.
Trotz einiger Titel zuvor geben erst Olympia und nun diese goldene Wahl der 18 Jahre alten "Dascha" den Glanz und die Aufmerksamkeit, die ihr gebühren. Ihr Vorsprung auf die zweitplatzierte Yemisi Ogunleye betrug dennoch nur 79 Punkte. Die Kugelstoßerin hatte in Paris völlig überraschend ebenfalls Gold geholt.
1. Darja Varfolomeev (Rhythmische Sportgymnastik, 1888)
2. Yemisi Ogunleye (Leichtathletik, 1809)
3. Jessica von Bredow-Werndl (Dressurreiten, 1274)
4. Isabell Werth (Dressurreiten, 1090)
5. Malaika Mihambo (Leichtathletik, 1040)
6. Laura Philipp (Triathlon, 985)
7. Anna-Lena Forster (Para-Ski, 504)
8. Elena Semechin (Para-Schwimmen, 364)
9. Isabel Gose (Schwimmen, 261)
10. Leonie Beck (Schwimmen, 233)
Die Wahl fand zum zweiten Mal im neuen Verfahren statt: Athletinnen und Athleten des DOSB sowie des Deutschen Behindertensportverbandes hatten jeweils 15 Vorschläge nominiert, danach waren rund 3000 Mitglieder des Verbandes Deutscher Sportjournalisten stimmberechtigt. Zum 78. Mal wurden die Besten gekürt. Als Trainerin und Trainer des Jahres 2024 wurden Ute Schinkitz von den erfolgreichen Para-Schwimmern und Samir Suliman (3x3-Basketballerinnen) vom DOSB ausgezeichnet.
In Olympia-Jahren sind in der Regel (Gold-)Medaillengewinner vorn. Nur 33-mal Edelmetall, so wenig wie seit 1952 nicht mehr, gab es in Paris - dass zwölfmal Gold darunter war, muss gleichfalls betont werden. Den kritischen Ton hatte vor der Gala deshalb Felix Neureuther gesetzt. Der frühere Skistar hatte im Sporthilfe-Magazin grundlegende Systemveränderungen gefordert, um wieder so viele Medaillen zu gewinnen "wie noch vor zehn, 20 oder 30 Jahren".
Natürlich wurde am Sonntagabend in Baden-Baden auch über dringend erforderliche Reformen vor allem in der Leistungssportförderung gesprochen. Doch im Vordergrund standen bei der Ehrung der Sportlerinnen und Sportler des Jahres, und das war richtig so, die Erfolge von Paris.
Jörg Jakob, aho, pab